Luxemburgische Sprache: Damage control statt klare Ansage

Nachdem der Kommissar für die luxemburgische Sprache in einem Interview davor warnte, das Thema luxemburgische Sprache rechten Parteien zu überlassen, hatte Fred Keup (ADR) einige Fragen. Statt aber Position zu beziehen, reagierte Claude Meisch ausweichend.

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Die Förderung des Luxemburgischen ist seit 2018 gesetzlich verankert, die Nachfrage an entsprechenden Kursen steigt kontinuierlich, die Einführung eines Fachs für luxemburgische Literatur ist geplant.

Angesichts dieser konstanten Aufwertung kann sich die ADR endlich auf ihren Lorbeeren ausruhen – könnte man jedenfalls meinen. An einer rezenten parlamentarischen Anfrage des Abgeordneten Fred Keup wird jedoch deutlich, dass eine gewisse Skepsis anhält. Keup hatte Bildungsminister Claude Meisch (DP) gebeten, Position zu einer Aussage des Kommissars für die luxemburgische Sprache zu beziehen. Marc Barthelmy hatte am 24. März in einem Interview mit der Zeitschrift Revue gemeint: „Ich interessiere mich schon lange für die luxemburgische Sprache […] Es ist ein großer Fehler, das Thema nur den rechten Parteien zu überlassen. Das treibt die Menschen auf diese Seite”.

Keup wollte daraufhin unter anderem wissen, ob Barthelmy eine politische Meinung geäußert habe, die im Widerspruch zu seinem Eid als Beamter stehe: „Je promets de remplir mes fonctions avec intégrité, exactitude et impartialité“. Außerdem fragte er, ob Meisch Barthelmys Ansicht teile.

Was Keup in seiner Anfrage unerwähnt lässt, ist, dass Barthelmy im Revue-Interview vor besagtem Zitat auf die historische Entwicklung des Stellenwerts des Luxemburgischen eingegangen war. Wie er erklärte, sei Ende des letzten Jahrhunderts noch davon ausgegangen worden, dass sich hierzulande das Französische als Lingua franca durchsetze. Bemühungen, das Luxemburgische zu fördern, habe es wenige gegeben. „Traditionell waren die Hüter der luxemburgischen Sprache die rechten Parteien; abgesehen von einigen kleineren Vereinigungen“, so Barthelmy. Doch auch andere Parteien hätten sich zunehmend mit der Problematik befasst. Erst daraufhin wies der Kommissar auf die Wichtigkeit hin, rechten Parteien das Thema nicht zu überlassen. „Es gibt keinen Grund, das Interesse an der luxemburgischen Sprache mit Nationalität und Ausschluss zu verbinden“, führte er weiter aus.

Meisch verteidigt Barthelmy zunächst mit folgenden Worten: „Hien huet dorobber opmierksam gemaach, datt Lëtzebuergesch fir breed Kreesser vun der Bevëlkerung e wichtegt Thema ass, an datt et richteg ass, datt sech och um politesche Plang domat ausernee gesat gëtt“. Der Minister kommt zum Schluss: „Ech kann net gesinn, wisou dem Commissaire soll ennerstallt ginn, seng Aussoe wiere ‚mat sengem Eed als Fonctionnaire onvereenbar’“.

Keup interessierte außerdem, auf welche Parteien innerhalb und außerhalb der Abgeordnetenkammer sich Barthelmy bezogen habe. Hierauf antwortet Meisch schlicht, dass letzterer keine genannt habe. Anschließend dichtet er dem Kommissar jedoch Aussagen an, die so nicht in dem Interview zu finden sind.

So schreibt der Minister, Barthelmy habe sich mit seiner Aussage ausschließlich aufs Ausland bezogen. Was dieser nicht tut. Wieso auch? Wissenschaftlich unhaltbare Äußerungen zur luxemburgischen Sprache sind nicht per se ein Ausdruck rechtskonservativer Ansichten. Es ist allerdings nicht zu verleugnen, dass gefühlte Wahrheiten bezüglich des Luxemburgischen hierzulande am prominentesten dem rechten Lager entstammen. Der Minister hatte die Wahl: Barthelmys Aussagen entweder beipflichten oder ihnen vehement widersprechen. Dass er sie stattdessen uminterpretiert, erweckt den Eindruck, dass hier versucht wurde Damage control zu betreiben. Das Ablenkungsmanöver kann nämlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass Barthelmy offensichtlich eine andere Linie vertritt als das Ministerium, dem er unterstellt ist. Es ist genau diese Divergenz, die Keup offenlegen wollte. Dass er sich von Meischs Strategie abwimmeln lassen wird, ist zu bezweifeln.


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