Medien: 25 Jahre Tag der Pressefreiheit

Am 3. Mai 1994 wurde der erste von der Unesco initiierte Tag der Pressefreiheit abgehalten. Auch in Europa nehmen die Sorgen der Medienschaffenden zu. Sie werden Thema einer öffentlichen Debatte am kommenden Montag sein.

Foto: Public domain

Als Gutenberg den Buchdruck erfand und die Buchproduktion revolutionierte und somit verbilligte, legte er gleichzeitig den Grundstein für die Entstehung der modernen Wissensgesellschaft. Einen nächsten Quantensprung stellten automatisierte Setzmaschinen dar. Sie machten aktualitätsbezogene Presseprodukte möglich, die in wenigen Stunden und in hohen Auflagen an eine wachsende Zahl von Leser*innen weitergegeben werden konnten. Auch die ersten Etappen der Digitalisierung im Pressewesen, wie etwa das Desktop-Publishing, also das Layout ganzer Zeitungen am Bildschirm, machten die Produktion von Zeitungen immer erschwinglicher: Das Geld, das den Verlagen zukam, konnte in die Qualität der journalistischen Arbeit investiert werden – sofern nicht die Rendite der Eigentümer*innen im Vordergrund stand.

Die Stimmung unter den hiesigen Medienschaffenden ist nicht die beste.

Das Aufkommen des Fernsehens bedrohte zwar die Existenz der Printmedien, doch öffneten sich parallel neue Tätigkeitsfelder für Journalist*innen. Dennoch war das Geschäftsmodell des klassischen Pressewesens bedroht. Als Kompromiss wurde in manchen Ländern die staatliche Pressehilfe ersonnen: Ein Teil der abbröckelnden Einnahmen wurde durch Steuergelder ersetzt, wobei die Finanzierungsmodelle sowie der Umfang der Hilfe sehr unterschiedlich geraten sind.

Doch die mit vielen Annehmlichkeiten verbundene Digitalisierung brachte letztendlich eine weitaus gefährlichere Konkurrenz hervor: Das Internet gestaltete den Zugang zu Informationen nicht nur einfacher und schneller, es machte ihn vor allem unabhängig vom Papier und damit von einer Vertriebsform, die regelmäßige Einnahmen versprach. Noch verheerender dürfte die Auswirkung auf das Anzeigengeschäft sein: Anders als bei den audiovisuellen Medien ist Werbung über das Internet nicht nur zielführender, sondern kostet Anzeigenkund*innen, bei ähnlicher Reichweite, nur ein Bruchteil dessen, was sie für gedruckte Anzeigen aufbringen müssen.

Während die Einführung moderner Drucktechnologien vor allem peripheren Berufen wie jenem der Setzer*innen den Garaus machte, geht es jetzt den Journalist*innen selbst an den Kragen: Ihr Beruf wird zusehends prekärer, weil sie zur Informationsbeschaffung offensichtlich nicht mehr gebraucht werden. Zudem macht sich ein wachsendes Misstrauen gegenüber den Medien an sich breit – Stichwort „Lügenpresse“. Auch wenn in Luxemburg die Situation noch nicht so weit fortgeschritten ist, wie in unseren Nachbarländern, so ist die Stimmung unter den hiesigen Medienschaffenden dennoch nicht die beste.

Unter dem Titel „Pressefreiheit unter Druck – warum Luxemburg keine Insel der Glückseligen ist“ findet nicht am heutigen Tag der Pressefreiheit, dafür aber am kommenden Montag eine vom Presserat und der Journalist*innen-Gewerkschaft ALJP organisierte Debatte statt.

Mars Di Bartolomeo, LSAP-Abgeordneter, ehemaliger Chamber-Präsident und Ex-Journalist, Renate Schroeder, Direktorin der Europäischen Föderation der Journalist*innen, Mark Cole, Professor für Medienrecht an der Universität Luxemburg, Ines Kurschat, Präsidentin des Luxemburger Presserats und Luc Caregari, Präsident der ALJP, widmen sich der Frage, wie Journalist*innen dem erwähnten Druck widerstehen können. Dabei soll erörtert werden, welche Wege es gibt, die Pressefreiheit zu stärken und Medienvielfalt und Meinungspluralismus zu garantieren. Aber auch Fragen nach der Überwindung der Glaubwürdigkeitskrise und der Rolle, die der professionellen Presse beim Kampf gegen „fake news“ zukommt, werden gestellt.

Die auf Deutsch geführte Debatte findet am Montag, dem 6. Mai um 19 Uhr in den Rotondes statt.


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