Neues Medienprojekt: Forum 428: Drogen

Das Forum präsentiert im November ein neues Projekt: Im „forum_story“ schreibt eine Person ein ganzes Dossier. Die erste Ausgabe behandelt das aufgeladene Thema Drogen und ist sehr gelungen.

Das Cover wurde von Ruth Lorang gestaltet. (Grafik: Forum/Ruth Lorang)

Was passiert, wenn Journalist*in-nen die Möglichkeit haben, sich sechs Monate lang mit einer Recherche zu befassen? Die meisten Artikel, Interviews und Reportagen, die wir täglich lesen, werden in viel weniger Zeit verfasst. Das alle zwei Monate erscheinende Magazin Forum, das sich in den letzten Jahren neu erfinden musste, zeigt nun, was bei einem solchen Fokus auf die Recherche herauskommen kann.

Das Produkt nennt sich „forum_story“ und kommt in seiner ersten Ausgabe als Ersatz für das klassische Dossier des Forum, an dem mehrere Autor*innen aus unterschiedlichen Blickwinkeln schreiben, daher. Die verschiedenen Perspektiven weichen zugunsten einer Geschichte aus einem Guss und die es durchaus fertigbringt, sehr in die Tiefe zu gehen. Forum nennt das einen „Longread“ und empfiehlt, ihn in einem Rutsch zu lesen: „Wer von Ihnen in Weiswampach wohnt, aber in Esch-sur-Alzette arbeitet, kann diesen Longread zum Beispiel auf dem Weg ins Büro lesen“, heißt es im Editorial von Henning Marmulla, in dem das neue Konzept erklärt wird. Online sollen Text und Fotos von audiovisuellen Elementen wie etwa Videointerviews ergänzt werden. Forum plant, den reinen Online-Inhalt ab der zweiten Story-Ausgabe auszubauen.

Sich Zeit nehmen zum Schreiben – und zum Lesen

Die Autor*innen einer forum_story bekommen ein Honorar – wer einen „normalen“ Artikel für Forum schreibt, erledigt das in der Regel kostenlos. Das Konzept ist also nicht nur eine neue Form, sondern fördert auch junge, freischaffende Journalist*innen. Man suche Menschen, die Zeit hätten, sich länger mit einem Thema zu beschäftigen, egal ob sie aus Luxemburg oder dem Ausland seien, heißt es von Forum-Mitarbeiter Marmulla: „Wichtig ist, dass die Autor*innen sich mit Luxemburg auskennen: Denn so wie forum wird auch forum_story sich in Zukunft um die kritische Begleitung Luxemburgs kümmern. Und sie sollen Journalist*innen sein: Im Gegensatz zu unseren Dossiers suchen wir nämlich nicht Expert*innen, sondern Journalist*innen für die Stories.“

Die lange Drogen-Story, für die die in Berlin lebende Luxemburgerin Rebecca Baden verantwortlich ist, macht auf jeden Fall Lust auf mehr. In vier Kapiteln erzählt Baden über Drogenabhängigkeit in der Politik, die Beratungs-, Hilfs- und Therapiestrukturen für Drogenabhängige und die Schwierigkeiten einer liberalen Drogenpolitik. Ein Glossar mit einigen Begriffserklärungen rundet das Dossier ab. Der Blick auf Drogen ist eher pro- blematisierend: Es geht viel um Abhängigkeiten, um Heroin und Kokain, um Kriminalität im Luxemburger Bahnhofsviertel und um Therapiemöglichkeiten. Themen wie medizinische Anwendungen oder Freizeitkonsum werden nur am Rande gestreift – was forum_story aber nicht weniger lesenswert macht. Auch nach sechs Monaten Recherche kann ein Thema nicht allumfassend beleuchtet werden.

Neben der großen Story gibt es in der Novemberausgabe des Forum wie gewohnt viele spannende Beiträge unterschiedlicher Autor*innen. So schreibt Stéphanie Zimmer vom Institut fir biologesch Landwirtschaft an Agrarkultur Luxemburg (IBLA) über die Biolandwirtschaft als Waffe gegen die Klima-krise. Auch Norry Schneider vom Centre for Ecological Learning Luxembourg (Cell) beschäftigt sich mit Nachhaltigkeit in seinem Beitrag über „Earth for All“, dem neuen Bericht des Club of Rome. Der Geograf Markus Hesse nimmt zwei auf den ersten Blick sehr unterschiedliche Publikationen zur Wohnungskrise in Luxemburg unter die Lupe. Auch die Kultur kommt nicht zu kurz, Forum beglückt seine Leser*innen mit gleich zwei Ausstellungsrezensionen. Die lernen dann auch, dass es nun einen Duden-Band zum „Luxemburger Standarddeutsch“ gibt.


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