Rosa Lëtzebuerg präsentierte diese Woche das Programm zur Luxembourg Pride Week 2022 – hier einige politische und kulturelle Höhepunkte im Überblick.
Zwar ist es bis zur Luxembourg Pride Week (1. bis 10. Juli) in Esch noch eine Weile hin, doch das Programm steht bereits: Rosa Lëtzebuerg, die 1996 gegründete und damit älteste LGBTIQ+-Organisation Luxemburgs, stellte ihn am 30. März auf einer Pressekonferenz vor.
Der politische Fokus der Pride liegt dieses Jahr auf sechs Punkten aus dem Forderungskatalog von Rosa Lëtzebuerg, der integral auf der Internetseite der Organisation zu finden ist. Einer der Punkte bezieht sich auf medizinische Eingriffe bei Kindern mit Variationen der Geschlechtsmerkmale: Ein entsprechendes Verbot ist im Koalitionsvertrag angedacht, wurde aber noch nicht beschlossen. Rosa Lëtzebuerg fordert die Umsetzung und will gemeinsam mit Intersex & Transgender Luxembourg (ITL) in die Ausarbeitung des Gesetzestextes eingebunden werden.
Des Weiteren übt die Organisation Kritik an Auflagen der CNS, die trans Menschen pathologisieren. Die Krankenkasse übernimmt anfallende Behandlungen nämlich nur, wenn ein Bericht von Psychiater*innen vorliegt, der die trans Identität bestätigt und „toute autre pathologie psychiatrique“ ausschließt. Die Kontrolle erfolgt über den Contrôle médical sowie die Sozialversicherungsbehörde und erstreckt sich über den gesamten Behandlungszeitraum. Dieses Verfahren steht im Widerspruch zur allgemeinen Anerkennung von trans Identitäten: Für die Personenstandsänderung bedarf es in Luxemburg seit 2018 keiner ärztlichen und psychologischen Gutachten mehr. Trans zu sein, wird hierzulande außerdem nicht als psychische Störung eingeordnet. Rosa Lëtzebuerg drängt deswegen zur Überarbeitung der CNS-Statuten und will sich auch hier zusammen mit ITL an dem Prozess beteiligt wissen.
Andere politische Forderungen der Organisation betreffen die automatische Anerkennung gleichgeschlechtlicher Elternschaft, die Einführung weiterer Geschlechtsoptionen im Personenstand, die staatliche Unterstützung bei der Schaffung von Safe Spaces sowie die von internationalen Schutzsuchenden, die sich als LGBTIQ+ definieren. Hier pocht Rosa Lëtzebuerg vor allem auf unkomplizierte Hilfsangebote und sichere Unterkünfte für die Betroffenen.
Politik, Kunst und queere Geschichte(n)
Bei der angekündigten International Conference wirft die Pride dann einen Blick auf die EU: In Zusammenarbeit mit Repräsentant*innen der EU-Kommission in Luxemburg und der Universität Luxemburg werden am 7. Juli in der Maison du Savoir in Belval Konferenzen zu LGBTIQ+-Aktivismus in Europa angeboten. Eingeladen sind unter anderem Aktivist*innen aus Polen und Ungarn, wo derzeit queerfeindliche Regierungen an der Macht sind.
Neben Politik geht es bei der Pride aber auch um Kunst. Das Festival „Queer Arts“ verbindet Film, Tanzperformances, Malerei, Fotografie und weitere Genres miteinander. Künstler*innen aus Luxemburg, der Großregion und Europa stellen ihre Arbeiten vom 1. bis zum 3. Juli im Bâtiment 4 in Esch aus. Das Festival ist als Biennale angedacht, die alle zwei Jahre im Rahmen der Pride in Luxemburg stattfinden soll.
In demselben Gebäude, das dieses Jahr übrigens festes Hauptquartier der Pride Week ist, läuft außerdem die Ausstellung „LGBTIQ History in Luxembourg“. Über die gesamte Pride Week hinweg kann das Publikum hier Material einsehen, das sowohl die Geschichte von Rosa Lëtzebuerg als auch die der nationalen LGBTIQ-Gemeinschaft nacherzählt. Die Ausstellung hängt mit dem Projekt „Queert Archiv Lëtzebuerg“ zusammen, im Zuge dessen Rosa Lëtzbuerg „queere Zeitgeschichte in Luxemburg“ zu dokumentieren versucht.
Das komplette und detaillierte Programm zur Pride ist in Kürze auf der Internetseite von Rosa Lëtzebuerg verfügbar.