Queer Little Lies 2: Kunst gegen die Normen

2018 feierte das Kulturfestival „Queer Little Lies“ Premiere. Diese Woche läuft die zweite Ausgabe. Ist die nationale Kulturszene inzwischen diverser? Warum ist ein queeres Festival in Krisenzeiten besonders wichtig? Mitorganisatorin Sandy Artuso gibt Antworten.

EDSUN gehört zu Luxemburgs musikalischen Nachwuchstalenten, deren Kunst Geschlechternormen hinterfragt, und tritt beim Queer Little Lies 2 auf. (© Bruno Oliveira Muringer)

„Wenn am Wochenende alles gut läuft, wollen wir 2020 eine nächste Edition wagen“, sagte Sandy Artuso, Mitorganisatorin des Festivals Queer Little Lies, 2018 im Gespräch mit der woxx. Damals fand die erste Ausgabe des queeren Kulturfestivals des Kollektivs Independent Little Lies statt. Jetzt steht die zweite Edition vor der Tür. Ein Erfolgszeichen? Ja, verrät Artuso der woxx: „Wir konnten an den drei Tagen knapp 300 Besucher*innen und Teilnehmer*innen begrüßen; wir haben Freundschaften mit spannenden Künstler*innen geschlossen, die uns neue Netzwerke eröffnet haben, und wir haben ein spürbares Interesse für queere Themen – auch in der Presse – erfahren. Wir hoffen auch weiterhin, diesen Zwei-Jahre-Rhythmus beizubehalten. Es war natürlich nicht abzusehen, was für ein herausforderndes Jahr 2020 werden würde. Wir mussten – und müssen – kontinuierlich unser Programm anpassen, um der aktuellen Situation gerecht zu werden.”

Das queere Festival sei in Krisenzeiten genauso wichtig wie Kunst und Kultur im Allgemeinen. „In den letzten Monaten wurde zwar immer wieder betont, wie wichtig Kultur sei, aber ich habe den Eindruck, dass Externe vergessen, dass Akteure der Kunstszene hart arbeiten und von dieser Arbeit auch leben müssen”, sagt Artuso. „Für manche queeren Künstler*innen ist die Ausgangssituation noch prekärer, da sie gegebenenfalls nicht so viele Engagements haben, mangels Repräsentation queerer Kunst. Wir wollen auf die Bühne, wir wollen weiterarbeiten – denn wir wollen Mut machen.“

Am heutigen Freitag gibt es im Escher Theater, um 20 Uhr, die Performance „m.a.d. – mutually affirmed deviance” von Valerie Reding. Sie inszeniert den Ausbruch aus dem Teufelskreis von Normen, Diskriminierung, Hass und Gewalt. Vier Performer*innen wagen den Freischlag. Das Theaterkollektiv RaumZeit unter der Regie von Nic* Reitzenstein erzählt am Samstag, dem 14. November um 19 Uhr, ebenfalls im Escher Theater, die Geschichte von Toni Silberstein: In „Prinzip Katamaran und andere Identitäten” weigert sich Toni, in eine Schublade geschlechtlicher Zuschreibungen gesteckt zu werden. Der Komponist und Funk-Musiker Burkhard Finckh untermalt die Performance musikalisch. Die geht übrigens auf einen Text der Kulturaktivistin Jenny Warnecke zurück. Die Performance wurde 2016 in Freiburg uraufgeführt. Im Anschluss an beide Performances gibt es ein Nachgespräch mit den Künstler*innen.

Das Festival endet am Samstag, um 21:30 Uhr, mit einem Auftritt von EDSUN. Der Musiker, der sich dem RnB zuordnen lässt, tritt in seinen Videos in Brautkleid und mit Nixenschwanz auf, scheut sich nicht vor glitzerndem Make-up. EDSUN reproduziert keine stereotypen Geschlechterdarstellungen – er zeigt andere Wege auf. Charakteristisch für seine Kunst ist auch die Verschmelzung von Musik und zeitgenössischem Tanz, die unter anderem im Video zu „Made out of Water” zum Ausdruck kommt.

EDSUN gehört damit wie die Musiker*innen C’est Karma und CHAiLD zu Nachwuchstalenten der luxemburgischen Musikszene, die Feminismus, homosexuelles Begehren und Geschlechtsidentität in ihrer Kunst thematisieren. C’est Karma und EDSUN nahmen kürzlich auch an der ersten Ausgabe des Festivals „This Is A Human’s World” in Téiteng teil, das unter anderem auf Homofeindlichkeit in Luxemburgs Musikszene aufmerksam machte. Hat sich die luxemburgische Kulturszene demnach in dem Kontext seit 2018 weiterentwickelt? „Ich möchte nochmal differenzieren, was unter queer verstanden wird: Ich meine damit nicht nur, Veranstaltungen die LGBTIQ+ Themen beinhalten – was ich aber auch nicht verschmähe”, stellt Artuso klar. „Es geht vor allem um künstlerische Arbeiten, die Körper- und Geschlechternormen in Frage stellen, die das cis-heteronormative System subvertieren. Es ist etwas mehr geworden, aber es bleibt dann doch immer noch punktuell, und immer noch Luft nach oben. Meines Erachtens kann es eh nicht genug Subversion geben.”

Queer Little Lies 2, noch bis zum 14. November im Escher Theater. Reservierungen unter +352 27 54 50 10 oder reservation.theatre@villeesch.lu 
sind erforderlich. Freier Zutritt zum 
Festival mit dem „I like what you do Pass” des Escher Theater.

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