In den internationalen Gewässern vor der libyschen Küste wurde die Seenotrettung durch zivile Schiffe wieder aufgenommen.
Das deutsche Rettungsschiff Sea-Watch-4 hat in den vergangenen 24 Stunden 104 Migrant*innen in Seenot gerettet, 37 davon waren minderjährig – das teilte Sea Watch am Sonntag auf Twitter mit. Vor einer Woche war das Schiff von Spanien aus aufgebrochen und hatte am Freitag das Einsatzgebiet in internationalen Gewässern vor der libyschen Küste erreicht. Mit an Bord sind auch vier medizinische Mitarbeiter*innen von Médecins sans frontières.
Laut Aktivist*innen handelt es sich damit zurzeit um das einzige zivile Rettungsschiff im Mittelmeer. Alle anderen privaten Schiffe wurden von europäischen Behörden gesperrt, weil sie angeblich technische Mängel aufwiesen – laut Aktivist*innen vorgeschobene Gründe. Als Reaktion darauf übten die Organisationen Sea-Eye, Sea-Watch und SOS Mediterranée Deutschland vergangene Woche scharfe Kritik an den europäischen Behörden.
Noch ist unklar, wohin die Geretteten gebracht werden sollen. Am Samstagabend hatte der Präsident Siziliens, Nello Musumeci, einen Erlass zur Schließung von Flüchtlingsunterkünften auf der Insel angekündigt. Infolgedessen ist ein Streit mit der italienischen Regierung ausgebrochen. Laut dem Innenministerium ist der Erlass Musumecis ungültig. Die rechte Lega begrüßt indes die Initiative. Nachdem die Migrationsströme zugenommen hätten, sei die Situation auf Sizilien mittlerweile außer Kontrolle.
Seit Jahresbeginn wurden an den Küsten Italiens mehr als 13.000 Migrant*innen registriert, im Vorjahr waren es zu dieser Zeit rund 3.200. Aufgrund der Corona-Pandemie hat sich die Situation noch zusätzlich verschärft. Dennoch haben europäische Staaten das Hilfsangebot bisher nicht ausgeweitet.