Serien-Empfehlung: Lady Dynamite

Humorvoll, abgedreht und meta – so könnte man die Netflix-Serie „Lady Dynamite“ zusammenfassen, die von einer Komikerin mit einer bipolaren affektiven Störung handelt.

„Lady Dynamite“ mag auf den ersten Blick aussehen wie eine gewöhnliche Komödie, ist davon aber weit entfernt. (© Netflix)

„Maria Bamford destigmatizes mental illness“ – dieser Satz beschreibt nicht nur einen wesentlichen Aspekt der Netflix-Serie „Lady Dynamite“, er wird sogar in der Serie selbst gesagt. In dieser thematisiert Komikerin, Schauspielerin und Autorin Maria Bamford offen ihre Erfahrungen mit einer bipolaren affektiven Störung: Wie sie ihren Alltag, ihre Entscheidungen, ihr Arbeitsleben und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen beeinflusst. Bamford spielt dabei eine fiktionalisierte Version von sich selbst, die ebenfalls Maria Bamford heißt. Der Hauptteil der Serie spielt in der Gegenwart, in der Bamford versucht, von ihrer Kunst zu leben, ihre Freund*innenschaften zu pflegen, und erste Schritte in eine feste Beziehung wagt. Die Erzählung ist gespickt von Rückblenden in ihre Jugend und die rezente Vergangenheit, die sie in der Psychiatrie verbrachte.

Wir sehen dabei zwar alles aus ihrer Perspektive und die Serie ist sehr darum bemüht, uns das zu keinem Moment vergessen zu lassen: Jeder noch so skurrile Dialog oder jede schwer einzuordnende Szene führt vor Augen, dass es sich hier um eine überhöhte Variante der Realität handelt. Es ist ihr subjektives Empfinden, das den Verlauf der Erzählung vorgibt, und nicht etwa der Anspruch auf eine möglichst objektive Wiedergabe der Geschehnisse. Den Zuschauer*innen bleibt nichts anderes übrig, als sich zurückzulehnen und sich auf jede noch so abstruse Wendung einzulassen.

Auch wenn es sich bei vielen Figuren um Karikaturen handelt und sich ein Witz an den nächsten reiht, werden ernste Themen keineswegs banalisiert. Vielmehr macht Bamford sie durch ihren Stil verdaulicher – nicht nur für die Zuschauer*innen, sondern ohne Zweifel auch für sich selbst. Wo Serien wie „The Leftovers“ (2014-2017) oder „You’re the Worst“ (2014-2019) den Fokus auf den zehrenden Effekt legen, den psychische Leiden auf Betroffene haben können, und immer wieder äußerst düster werden, nimmt „Lady Dynamite“ eine selbstironische Meta-Perspektive ein. Das erreicht Bamford nicht nur, indem sie thematisiert, wie sich ihre Krankheit beziehungsweise ihr Umgang mit ihr über die Jahrzehnte verändert haben: Indem sie immer wieder die vierte Wand durchbricht, macht sie sich selbst als Komikerin, die sich in ihrem Material mit mentaler Gesundheit befasst, zum Thema.

Was „Lady Dynamite“ so besonders macht, ist nicht, dass darin psychische Krankheiten sichtbar gemacht und entstigmatisiert werden – auch wenn das natürlich wichtig ist. Es ist vielmehr, dass Bamford dies nebenbei erreicht, indem sie eine Geschichte erzählt, die ihrer persönlichen Realitätswahrnehmung Rechnung trägt. Schade, dass sie nach nur zwei Staffeln abgesetzt wurde.

Netflix


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