Arlo Parks begeisterte das Publikum bereits 2020 mit ihren Singles. Jetzt veröffentlicht sie ihr Debüt-Album „Collapsed In Sunbeams“. Eine Kritik an dem Album hinterfragt Parks Kommentar zu Politik und Gesellschaft.

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Manchmal werden Wünsche wahr: Im August letzten Jahres verzehrte sich die woxx nach mehr Musik von Arlo Parks. Nur vier Monate später veröffentlicht die Musikerin ihr Debüt-Album „Collapsed In Sunbeams“. Auf der Tracklist finden sich ältere Singles, unter anderem die starken Nummern „Black Dog“ über Depressionen und „Eugene“ zu einer unerfüllten, gleichgeschlichtlichen Liebe. Parks legt in ihrem Album aber einen drauf: In neuen Singles wie „For Violet“ singt sie über häusliche Gewalt, in „Hope“ kämpft die Figur Millie gegen quälende Einsamkeit, und „Green Eyes“ erzählt von einer homosexuellen Liebesbeziehung, die wegen der Blicke anderer nur zwei Monate anhielt.
Jakob Bauer vom SWR2 hat Lob, aber auch Kritik für die junge Künstlerin: „(…) Die Einordnung der schwierigen Lebenssituationen einer jungen, schwarzen, bisexuellen Frau, der politische oder gesellschaftliche Kommentar, den hat Arlo Parks noch nicht anzubieten. Eher sind es emotionale Zustandsbeschreibungen mit einfühlsamen Sprachbildern.“ Kann man das so stehen lassen? Nicht ganz.
Die zwanzigjährige Musikerin aus London packt den von Bauer vermissten Kommentar zwischen die Zeilen. Allein die Entscheidung über gesellschaftliche Tabuthemen wie psychische Krankheiten oder über Homofeindlichkeit zu singen – und das als Newcomerin, die sich erst noch einen Namen machen muss – ist an und für sich schon ein Statement. In mehreren Songs verweist Parks außerdem zwischen den Strophen darauf, dass Menschen, die queer sind oder nicht nach den Regeln der Leistungsgesellschaft spielen, harte Zeiten durchmachen („Hope“, „Green Eyes“).
„I wish that your parents had been kinder to you. They made you hate what you were out of habit. Remember when they caught us makin‘ out after school? Your dad said he’d felt like he lost you. Some of these folks wanna make you cry“, singt Parks in „Green Eyes“. Zwar haben die Zeilen etwas Persönliches, doch lässt sich darin unschwer ein kritischer Kommentar zu homofeindlicher Erziehung und gesellschaftlicher Ächtung queerer Menschen herauslesen.
Über Rassismus singt Parks in „Collapsed In Sunbeams“ nicht, zumindest nicht explizit. In dem Sinne muss man Bauer Recht geben. Aber muss sie das, nur weil sie Schwarz ist? Was hingegen außer Frage steht, ist, dass Arlo Parks Debüt-Album nach dem Beginn einer vielversprechenden Karriere klingt, die Diversität ins Business bringt – auch stilistisch. Parks wechselt zwischen unterschiedlichen Genres, lässt sich schwer einordnen. In der Deluxe-Version des Albums liest sie Gedichte vor, die sie inspiriert haben. Es gibt außerdem acht weitere Tracks, darunter bisher unveröffentlichte Nummern und Remixes. Am Ende versuchen wir unser Glück gleich ein zweites Mal: mehr davon!
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