Ob die zum Tode des ehemaligen Großherzogs verfügte zwölftägige Staatstrauer angemessen ist, sei dahingestellt. Gerecht ist ihre Auslegung jedenfalls nicht.
Ungeachtet dessen wie man zur Monarchie steht, ist durchaus nachvollziehbar, dass beim Tod eines ehemaligen Staatschefs so etwas wie eine Staatstrauer ausgerufen wird. Damit soll dem Verstorbenen, aber auch der Rolle, die er für das Gemeinwohl einnahm, gedacht werden.
Während die staatlich geförderten Kulturinstitute angehalten werden, die unterschiedlichsten, lange geplanten Veranstaltungen abzublasen, bleiben andere – nicht minder feuchtfröhliche – Events davon ausgespart. So darf der OGBL sein mittlerweile traditionelles Fest zum Tag der Arbeit am 1. Mai nicht veranstalten, weil „Neimënster“ zur Zurückhaltung verpflichtet wird. Wobei hier das Fest vor allem in einem multi-kulturellen Austausch bestehen sollte. Es stellt sich die Frage, ob es wirklich im Sinne des verstorbenen Monarchen ist, diesen jährlichen Treff an diesem symbolischen Tag einfach abzublasen. Dadurch, dass er einige Tage nach hinten verlegt wird, wird es vielen eingeladenen Künstler*innen aber auch Gästen unmöglich gemacht, daran teilzunehmen.
Dafür fand aber, zum Beispiel, am Freitag der „Waïmoart vu Maacher“ statt – mit „über 400 Weinen und Crémants von 90 bis 100 Grad Öchsle“ wie das „Wort“ zu berichten wusste. „Wegen des Todes von Altgroßherzog Jean und der danach von der Regierung ausgerufenen Staatstrauer fand das Weinevent allerdings ohne musikalisches Programm und Präsenz von Ministern statt“ heißt es weiter. Immerhin, könnten wir sagen. Doch der guten Stimmung sollte das nichts anhaben, wie man sich in dem reich bebilderten Wort-Bericht, der auch nicht vergaß daran zu erinnern, dass das Pröbeln noch bis 21 Uhr andauern würde, vergewissern kann …
Ganz ohne Politik war der „Wäimoart“ allerdings nicht. Dass sich auffallend viele Europakandidat*innen nicht zu schade waren, ungehemmt und schon leicht beschwipst in die Linsen der anwesenden Pressefotografen zu grinsen, passte so gar nicht zu dem Versprechen, die Wahlkampagne bis zum 4. Mai ruhen zu lassen.