Wie leben Senior*innen in Luxemburg? Statec-Statistiken bieten intime Einblicke, interessante Vergleiche – und stiften trotzdem Verwirrung in puncto Einsamkeit und drittes Alter.
121.759 Menschen in Luxemburg sind über 60. Das macht rund 20 Prozent der luxemburgischen Gesamtbevölkerung aus. Damit sieht Luxemburg im Vergleich zu den restlichen EU-Ländern noch jung aus: Der EU-Durchschnitt lag vergangenes Jahr bei 26 Prozent. Diese Zahlen liefert eine gestern veröffentlichte Statistik des Statec.
Darüber hinaus bietet diese intime Einblicke in das Leben der Senior*innen in Luxemburg. So vermittelt die Statistik beispielsweise detaillierte Zahlen über die privaten Ausgaben der Ü-60-Jährigen, Auskunft über deren Bodymass-Index, ihr Urlaubs-Budget oder ihren Tabak- und Alkoholkonsum. Wichtige Fragen, wie etwa die nach der subjektiven Bewertung der Betreuungsstrukturen oder der gesellschaftlichen Sichtbarkeit und Repräsentation der Senior*innen, haben die Autor*innen der Statistiken sich hingegen offenbar nicht gestellt.
Interessant erscheint jedoch die Tatsache, dass Luxemburg eins der Schlusslichter bildet, wenn es um die berufliche Tätigkeit von Senior*innen geht: Europaweit sind seit 2013 im Durchschnitt noch 50 Prozent der 55- bis 64-Jährigen berufstätig. In Luxemburg liegt dieser Wert derzeit bei 40 Prozent, was zwar einer Steigerung von 10 Prozent seit 2005 entspricht, jedoch längst nicht an den EU-Durchschnitt herankommt.
Spannend sind auch die Zahlen, die das Statec zum Thema drittes Alter und Einsamkeit in Luxemburg veröffentlicht. Anders als eine rezente Eurostat-Studie und Aussagen der Familienministerin Corinne Cahen kürzlich vermuten ließen, fühlen sich laut Statec 79 Prozent der Senior*innen selten oder nie alleine. Weitgehend unabhängig davon, ob sie alleine oder in Gesellschaft leben. Das wirft Fragen auf, schließlich verweist das Familienministerium in seiner Pressemitteilung zum Weltsenior*innentag explizit auf das Thema Isolation und drittes Alter – und betont die Wichtigkeit der Prävention und Sensibilisierung der breiten Masse hierfür.
An anderer Stelle zeigt sich, dass Projekte und Maßnahmen zur Förderung digitaler Kompetenzen von Senior*innen Früchte tragen: 86 Prozent der 60- bis 74-Jährigen gaben zum Zeitpunkt einer entsprechenden Umfrage an, in den vergangen drei Monaten das Internet genutzt zu haben. Die Mehrheit der Senior*innen greift zum Mail-Versand, zur Recherche oder zur Abwicklung von Bankgeschäften darauf zurück. Uneins scheint sich der Statec in Bezug auf die Nutzung sozialer Netzwerke durch Senior*innen zu sein. Heißt es im Lauftext zur Umfrage, dass 89 Prozent der Zielgruppe soziale Netzwerke nutzt, steht im entsprechenden Diagramm, dass es deren nur 34 Prozent sind.
Die gesamten Daten gibt es unter diesem Link.