Mit Fjorde bringen die Editions Binsfeld den ersten Lyrikband eines vielversprechenden, wenn auch etwas mysteriösen Autors heraus, der das Lebensgefühl der Millenials mit Lebenslust und einem Schuss Bitterkeit treffend einfängt.
Ob sich hinter Tomas Bjørnstad in Wirklichkeit der luxemburgische Autor Samuel Hamen versteckt, wie der Literaturrezensent Jérôme Jaminet kürzlich auf Facebook behauptete, entzieht sich unserer Kenntnis. Darauf angesprochen meinte Hamen nur, er könne diese Frage „nicht mit ja oder nein beantworten“. Es könnte also durchaus sein, dass das „Kleine ABC der Pseudonyme in Luxemburg“ einen neuen Eintrag braucht. Oder auch nicht, sei’s drum.
Jedenfalls haben die Verleger von Binsfeld mit diesem Buch bewiesen, dass sie doch manchmal ein glücklicheres Händchen bei jungen Lyrikern haben, als mit den spermabefleckten Ergüsse eines Pseudo-Poeten wie Luc Spada. Auch wenn Bjørnstad sehr persönliche Eindrücke, wie etwa die um den verstorbenen Vater einfließen lässt, so bleibt der Ton stets delikat – ohne sich in einem verstaubten Elfenbeinturm zu verirren.
Auch popliterarische Aspekte bringt Bjørnstad gekonnt unter, wie etwa in „Per Post“: „Per Post/kann man jetzt, so das Schreiben, den Status/eines privilegierten Integralkunden erwerben;/ich werde mich selbstverständlich drum bemühen./Wie auch sollte ich mich nicht dieser letzten Utopie/unserer Tage hingeben und meine Existenz/ausschließlich gründen auf’s Bedientwerden?“
Darüber hinaus kommt die Liebe in Fjorde vor, und natürlich auch Norwegen, das Land der Melancholie, in dem der Autor mit sich selbst fremdelnd doch so Einiges aus sich herauspresst. Alles in allem ein gelungenes Debüt, denn ganz egal wer es tatsächlich geschrieben hat, deutet doch einiges zwischen den Zeilen auf ein jüngeres Semester hin.