Laut einer Studie sind die Einwohner*innen Luxemburgs sehr skeptisch, was Künstliche Intelligenz angeht, trotzdem sehen jedoch viele potenzielle Einsatzgebiete.

Wird KI ausrangiert? Trotz wenig Vertrauen sehen die Befragten der Liser-Studie viele Einsatzmöglichkeiten für künstliche Intelligenz. (Foto: z yu/unsplash)
In einer groß angelegten Studie wollte die Luxemburger Regierung herausfinden, wie die Bevölkerung zur Künstlichen Intelligenz (KI) steht. Die Resultate präsentierte Premierminister Xavier Bettel am Mittwoch der Presse, seitdem ist auch die Analyse des Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (Liser) öffentlich verfügbar. Die Untersuchung überrascht auf den ersten Blick, sie beginnt nämlich mit einer Bestandsaufnahme der Geräte und Anwendungen, die die Befragten nutzen. Wenig überraschend haben beinahe alle (93 Prozent) der 2.383 Umfrageteilnehmer*innen ein Smartphone, hingegen haben nur wenige (8 Prozent) von ihnen Smart Home-Anwendungen, wie etwa mittels Smartphone steuerbare Glühbirnen oder intelligente Kühlschränke, installiert.
Mehr Chancen als Risiken
Die Skepsis gegenüber KI ist groß: 70 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass auch Computer diskriminierend oder vorurteilsbehaftet handeln können – eine Einschätzung, die sich mit vielen Beispielen aus der Realität belegen lässt. 64 Prozent halten KI nicht für vertrauenswürdig und für 56 Prozent ist unklar, ob eine KI gute und schlechte Konsequenzen auseinanderhalten kann. Ein wenig mehr als die Hälfte der Teilnehmer*innen beschrieb KI als intransparent. Alles Einschätzungen, die von vielen Expert*innen, die sich mit den ethischen und sozialen Implikationen von Algorithmen beschäftigen, geteilt werden.
Diesen Ergebnissen stehen die Antworten auf die Frage gegenüber, in welchen Bereichen KI das Leben erleichtern könnte. Im Themenfeld „Sicherheit und Verteidigung“ sehen zwar die meisten (65 Prozent) der Befragten Risiken, aber eine große Mehrheit (84 Prozent) auch eine mögliche Erleichterung des Lebens. Die Bereiche, in denen mehr Befragte Risiken als Chancen sehen, sind Gesundheit, Bildung und die Industrie. In den meisten Einsatzbereichen sehen mehr Befragte Chancen als Risiken. Die Diskrepanz zwischen den Antworten zu konkreten Einsatzgebieten und der generellen Skepsis zu KI-Anwendungen wird in der Studie leider nicht erklärt. Grundsätzlich scheinen sich die Fragestellungen weit weg von der Luxemburger Realität zu bewegen: Zu Anwendungen wie jene der luxemburgischen Start-Up Skeeled, die etwa bei der Auswahl von Job-Bewerber*innen eingesetzt werden (siehe woxx 1628), wurden die Teilnehmenden nicht befragt.
Ein weiterer Themenblock beschäftigt sich mit der Regulierung von KI. Weshalb die Teilnehmer*innen in diesem Kontext zur Wirksamkeit der Datenschutz-Grundverordnung befragt wurden, ist ein wenig schleierhaft – so entsteht der Eindruck, es ginge bei KI hauptsächlich um persönliche Daten. Dabei sind, wenn es speziell um KI geht, nicht nachvollziehbare und möglicherweise vorurteilsbehaftete Entscheidungen von Computern das größere Problem. 84 Prozent der Befragten wünscht sich ein Ethikkomitee, das den zukünftigen Einsatz staatlicher KI-Anwendungen überwachen soll. Praktisch für den liberalen Staatsminister: Nach der Regulierung von privatwirtschaftlich genutzten KIs wurde schlichtweg nicht gefragt.