Vogelgeschrei aus Österreich

Die Band Buntspecht ging am 4. Juni mit ihrer neuen EP „Paradies“ an den Start. Die erzählt zwar wie schon ihre vorangehende Alben unter anderem Tiergeschichten, kann musikalisch aber nicht ganz mithalten.

COYPRIGHT: Buntspecht

Wenn im Paradies Musik von Buntspecht läuft, lässt es sich dort aushalten. Es sei denn, man steht nicht auf tanzbaren Folk-Punk und Weltmusik auf Deutsch. Für alle, die was dafür übrig haben, lohnt es sich jedoch in die EP „Paradies“ rein zu hören. Die sechsköpfige Band aus Österreich, die sich auf ihrer Website als „betrunkene Seiltänzer aus Wien“ beschreibt, bleibt ihrem Stil treu: Es gibt Tiergeschichten, absurde Liebeshymnen und jede Menge musikalischen Lärm.

Im Streichelzoo der Smartphones wünscht ich, dass du mich berührst. Doch diese Zeit scheint zahnlos und kriecht auf allen Vieren. Schwarze Panther in Gehegen sind der allerletzte Schrei. Dort wo ich noch nie gewesen, dort will ich sein“, singt der Leadsänger Lukas Klein in „Paradies“. Die Panther sind nicht die einzigen Tiere, die durch das Album schleichen. In „Von langen Nächten“ ist eine Füchsin unterwegs und in „Kurzes Spiel“ – übrigens der wohl besten, weil abwechslungsreichsten Nummer auf der EP – fangen Menschen Glühwürmchen. Tiere tauchten auch schon auf dem Album „Großteils Kleinigkeiten“ auf, das die Band 2018 herausbrachte: Dort besingt Klein den roten Pfau, mit dem er seine Liebe für Schnaps und Zigaretten teilt. Ein wunderbarer Song, der auf der neuen EP leider seinesgleichen sucht.

Die Tiere sind das beste Beispiel dafür wie verspielt die Band kleine und große Ereignisse im Alltag zur Sprache bringt. Doch das kommt nicht nur durch die tierischen Protagonist*innen in ihren Songs zum Ausdruck: Generell erklärt sich keines ihrer Lieder von selbst. Jede Botschaft versteckt sich hinter absurden Wortspielen, Metaphern und Sprach-Akrobatik. Die Hauptthemen sind unter anderem Rausch, Liebe und Existenzfragen. Eine Mischung, die Klein teils mit wehleidiger teils mit kratziger Stimme besingt.

Wer Buntspecht noch nicht kennt, aber Lust auf ein kleines musikalisches Abenteuer hat, sollte hinten anfangen: Die alten Lieder haben mehr Bums, mehr Eigencharakter und erzählen die besseren Geschichten. Die EP „Paradies“ ist nicht schlecht, aber auch nicht das Beste, was die Band bisher produziert hat.

Neben der Musik, empfiehlt sich übrigens auch ein Besuch auf der Website der Buntspechte: Die ist unglaublich chaotisch, hält aber einige Überraschungen bereit. Die Besucher*innen können sich an Text-Kunst versuchen, Dokus anschauen, oder willkürlich und unerwartet durch das Fotoalbum der Band blättern.


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