CET und TNS/Ilres haben rund 1.000 Menschen in Luxemburg nach ihren Diskriminierungserfahrungen befragt – sei es als Opfer oder als Zeug*in. Dabei ging es einzig um offene Benachteiligung, subtilere Formen der Diskriminierung riskieren dabei in den Hintergrund zu rücken.
Laut aktuellem Diskriminierungsbarometer des Centre pour l’égalité de traitement (CET) wurden 20 Prozent der Bevölkerung in den letzten drei Jahren mindestens ein Mal diskriminiert. Mit Abstand am häufigsten fand diese Diskriminierung aufgrund der Nationalität statt (46 Prozent). An zweiter Stelle stehen mit 28 Prozent das Geschlecht, an dritter mit jeweils 22 Prozent die sprachlichen Kompetenzen und das Aussehen. In den Augen von TNS/Ilres-Mitarbeiter Tommy Klein, der die Umfrage gestern zusammen mit Vertreter*innen des CET der Presse vorstellte, besonders besorgniserregend: 27 Prozent der Opfer reagierten nicht auf die erlebte Diskriminierung, sprachen nicht einmal mit Bekannten darüber. Zu einer Anzeige kam es nur in 10 Prozent der Fälle. Wurde keine Anzeige erstattet, geschah dies in 39 Prozent der Fälle, weil man befürchtete, damit seine Zeit zu verschwenden und nichts zu erreichen. Von den Zeug*innen kamen 57 der diskriminierten Person zuhilfe, 54 Prozent srachen mit ihrem Umfeld darüber. Klage wurde nur in 9 Prozent der Fälle erhoben.
Doch was genau versprachen sich CET und TNS/Ilres von dieser Umfrage? Man habe den Puls innerhalb der Bevölkerung messen wollen, erklärte CET-Mitarbeiter Patrick Hurst. Dass die luxemburgische Gesellschaft durch und durch von sozialen Ungleichheiten geprägt ist, weiß man allerdings auch ohne Umfrage. Diejenige des CET ist auf die Ermittlung offener, feindseliger Diskriminierung ausgelegt. Was aber ist mit subtileren Formen? Mit solchen, die sich nicht an Einzelpersonen oder Insitutionen festmachen lassen wie etwa Heteronormativität und „white supremacy“? Was ist mit Diskriminierungsformen, gegen die sich nicht klagen lässt, obwohl sie existieren? Man denke hier etwa an unser segregierendes Bildungssystem, daran, dass Care-Arbeit mehrheitlich an Frauen hängenbleibt oder an den Umstand, dass fast die Hälfte der luxemburgischen Einwohner*innen hierzulande nicht wahlberechtigt ist.
Es erfordert ein geschultes Auge, um strukturelle Diskriminierung zu erkennen. Eine Umfrage wie der Diskriminierungsbarometer offenbart somit allenfalls die Spitze des Eisbergs.