Zum Pride Month: Queere Tipps

Im Juni wird an vielen Orten an die Stonewall-Aufstände erinnert und der Kampf um die Rechte von LGBTIQA+ Menschen in den Mittelpunkt gerückt. Ein Monat, in dem die woxx in jeder Ausgabe Tipps zu queeren Inhalten gibt – diese Woche von Autostraddle bis Shuggie Bain.

© Georgie Devlin

Autostraddle

ONLINE-MAGAZIN (tj) – Gibt es neue Filme über nicht-heterosexuelle Frauen? Welche lesbischen Komikerinnen of color sind gerade angesagt? Und wie queer ist eigentlich das neue Buch von Kristen Arnett? Wer sich regelmäßig solche oder ähnliche Fragen stellt – wie etwa auch die woxx-Redaktion bei der Suche nach neuem Rezensionsstoff – landet zwangsläufig irgendwann auf autostraddle.com, einem Onlinemagazin von queeren Frauen für queere Frauen. Die Anfänge dieser Seite waren recht bescheiden: Gemeinsam mit ihrer damaligen Partnerin Alex Vega gründete Riese Bernard 2009 einen der Serie „The L Word“ gewidmeten Blog. Seither ist Autostraddle immer größer und die Beiträge diverser geworden. Mittlerweile kommen nicht nur Kunstbegeisterte durch unzählige Empfehlungslisten und Rezensionen auf ihre Kosten: Es gibt Kolumnen, Essays, Quizze und Podcasts über so unterschiedliche Themen wie Aktivismus, lesbischen Sex, Haustiere, Coming-out und Behinderung. Die Seite ist auch politischer geworden und versteht sich als Austauschplattform und Begegnungsort für queere Frauen und nicht-binäre Menschen. Finanziert wird das Projekt durch die Leser*innen: Sie können spenden, erhalten als Abonnent*innen Zugriff auf exklusive Inhalte, können sich im Shop mit lesbischer Fashion ausstatten oder das jährliche, von den Betreiber*innen als „soothing refuge from the heteropatriarchy“ beschriebene A-Camp-Festival im US-amerikanischen Kalifornien besuchen.

Booksmart

FILM (tj) – „Anyone out there saving @Booksmart for another day, consider making that day TODAY.“ Ein wenig verzweifelt klang Filmemacherin Olivia Wilde schon, als sie im Mai 2019 einen Tweet mit diesem Satz begann. Grund dafür war der geringe Kassenerfolg ihres ersten Langfilms „Booksmart“. Warum dieser trotz überragender Rezensionen und großer Begeisterung innerhalb der lesbischen Community in den Kinos nicht viel einspielte, darüber lässt sich letztlich nur spekulieren. Fakt ist, dass sich der Film mit Beanie Feldstein und Kaitlyn Dever in den Hauptrollen nur schwer in eine Schublade stecken lässt. Es geht um zwei beste Freundinnen, Molly und Amy, die kurz vor ihrem Highschool-Abschluss wenigstens einen Partyabend erleben wollen. Es geht um Freundschaft, ums Erwachsenwerden, die ersten romantischen Erfahrungen. Was auf den ersten Blick nach einer unoriginellen Teen-Komödie klingt, entpuppt sich beim Sehen als sehr viel mehr. Denn nach Figuren wie Amy und Molly sucht man in der Filmlandschaft sonst vergebens. Beide sind intelligente, schlagfertige Feministinnen, Amy ist zudem lesbisch. Im Kino floppte „Booksmart“ zwar, dafür kann man ihn jetzt in digitaler Form oder als DVD kaufen.


La petite dernière

BUCH (is) – Die Autorin Fatima Daas bringt in ihrem Debütroman „La petite dernière“ Homosexualität und Religion zusammen. In mehreren Texten, die abwechselnd mit dem Satz „Je m’appelle Fatima“ oder „Je m’appelle Fatima Daas“ beginnen, nimmt die Franco-Algerierin ihre Identität auseinander: Sie ist die Tochter muslimischer Eltern, Lesbe, Gläubige, Pendlerin aus dem Pariser Vorort Clichy-sous-Bois. Schicht für Schicht entblößt sie ihre Ängste, Sorgen und Sehnsüchte. Was heißt es, gläubige Muslimin zu sein und Frauen zu lieben? Wie lebt es sich als Familie mit Migrationshintergrund in Frankreich? Daas’ Stil ist mal poetisch, mal ruppig und direkt, insgesamt schwer zu beschreiben. Fest steht, dass ihr Werk ein Muss für all jene ist, die sich für das Zusammenspiel von Glauben und dem Leben als LGBTIQA+ Mensch interessieren. Original auf Französisch und als deutsche Übersetzung unter dem Titel „Die jüngste Tochter“ verfügbar.


James Somerton

YOUTUBE (ja) – Auf seinem Youtube-Kanal betreibt James Somerton Medienanalyse und beschäftigt sich dabei vor allem mit LGBTIQA+-Themen in populären Filmen und großen Franchises. Besonders der Disney-Konzern, dem mittlerweile neben den Zeichentrickfilmen auch die Rechte an den Marvel-Comics und Star Wars gehören, hat es dem Youtuber angetan. Der Medienriese ist immer noch sehr zögerlich, was die Repräsentation von queeren Charakteren in seinen Filmen angeht – selbst dann, wenn das beispielsweise in einer Comic-Vorlage wesentlich deutlicher ist. Somerton analysiert dabei nicht nur den Ist-Zustand, sondern beleuchtet auch mögliche Gründe, wie etwa Geschäftsinteressen großer Filmdistributoren in China. Ein sehr sehenswertes Video („Making It Big“) Somertons beschäftigt sich anderthalb Stunden lang mit der Entwicklung des schwulen Pornos und betrachtet dabei auch Aspekte wie Ausbeutung und Fetischisierung. Die Videos des Youtubers bringen stets einen Mehrwert und zeigen interessante, bisher oft unbekannte Aspekte der queeren Medienrepräsentation auf. Einziges Manko sind Somertons Fazite, die oft mit sehr viel Pathos daherkommen.


Shuggie Bain

BUCH (is) – „Shuggie Bain“ von Douglas Stuart ist ein Liebesroman. Wer das Buch gelesen hat, mag jetzt mit dem Kopf schütteln oder vielleicht doch zustimmend nicken. Der Hauptcharakter Shuggie, ein fünfzehnjähriger schwuler Junge, wächst in den 1980er-Jahren in Glasgow auf. Seine Mutter Agnes ist ein alkoholkranker Verschnitt von Gustave Flauberts Emma Bovary, sein Vater ein Prolet. In Rückblenden erzählt Stuart von hoffnungslosen Arbeiter*innen, Einsamkeit, Armut und dem Alltag eines schwulen Jungen in diesem tristen Umfeld. Wann die Erzählung zum Liebesroman wird? Wenn Shuggie sich als einziger immer wieder seiner Mutter annimmt und versucht, ihr nah zu sein, sie trotz Rückfällen und Zerstörungswut bedingungslos zu lieben. Ein ergreifender Roman, der wegen seiner emotionalen Wucht nichts für sensible Leser*innen ist. Auf Englisch und in deutscher Übersetzung unter demselben Titel erhältlich.


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