Am 6. August verstarb im Alter von 70 Jahren der in Deutschland geborene Soziologe Rainer Falk. Seit 1999 hatte er aus familiären Gründen seinen Wohnsitz in Luxemburg. Von hier aus koordinierte er den entwicklungspolitisch orientierten „Informationsbrief Wirtschaft und Entwicklung“, den er 1989 mitgegründet hatte. Hierzulande war er nicht zuletzt als Autor einer vom Cercle des ONGD in Auftrag gegebenen Studie zum Finanzplatz Luxemburg bekannt. Kernfrage war, ob die Steueroase Luxemburg an der Dritten Welt nicht wohl ein Mehrfaches dessen verdiene, was an vermeintlich so großzügiger Entwicklungshilfe gewährt wird. Die damalige Polemik um die Studie gipfelte in der Aufforderung seitens des Premiers Jean-Claude Juncker, man dürfe nicht zulassen, „datt dëse kollektiven nationalen Effort dekridibiliséiert gëtt duerch Etüden, primitiv a primär Etüden, déi ausgerechent vun de Lëtzebuerger Entwécklungs-ONGen initiéiert gi sinn“. Der Cercle zog die Studie am Ende zurück, was allerdings nicht verhinderte, dass die Debatte weiterging. Rückblickend lässt sich feststellen, dass vieles was in der Studie gefordert wurde mittlerweile umgesetzt worden ist. Rainer Falk war seiner Zeit einmal mehr voraus. Für die entwicklungspolitische Szene ist der Beitrag, den Rainer Falk geleistet hat, immens. Keine internationale Konferenz seit den 1980er-Jahren, die er nicht vorab einordnete, ihren Verlauf analysierte und deren Folgen kritisch beleuchtete – allzu oft mit der nüchternen Feststellung verbunden, dass Chancen verspielt wurden und der „globale Süden“ einmal mehr im Stich gelassen worden sei. Gerade jetzt, wo die Karten international auf dramatische und oft wenig reflektierte Weise neu gemischt werden, werden seine Analysen, aber auch sein umfangreiches Wissen fehlen.
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