MALEREI/FOTOGRAFIE: Postindustrielle Wahrnehmung

Im Centre de Documentation sur les Migrations Humaines werden im Rahmen der Ausstellung „Living Today!“ Arbeiten des Malers Sascha Di Giambattista und des Fotografen Mike Zenari gezeigt. Trotz der Unterschiede in der Ausdrucksform, ist die Ausstellung vom Thema her homogen gestaltet. Was die beiden Künstler eint, ist ihr Umgang mit der Realität. Ihre Arbeiten zeigen das Leben der „Nachkommen von Einwanderern in einer postindustriellen Region“. In der Ausstellung hängt zwischen den Fotografien Zenaris eine Arbeit Di Giambattistas wie ein Fremdkörper. Zwei Personen, jeder in seinem Sessel, sitzen sich gelangweilt gegenüber, der eine mit dem Rücken zum Betrachter. In seiner Hand hält er einen ganz realen Faden, an dem in vier Metern Höhe ein roter Luftballon schwebt, aus dem schon etwas die Luft raus ist.

Dabei erscheint bei Di Giambattista und Zenari die viel beschworene Hoffnungslosigkeit der Kinder aus Einwandererfamilien höchstens hintergründig. Sie erfasst wohl eher den Betrachter, der glaubt seine Chance verpasst zu haben, seine Jugend in vollen Zügen genießen zu können. Bei Di Giambattista (Jahrgang 1981), zeigt sich dies bei der Auswahl seiner Untergründe und Motive. Und auch wenn er verneint auf Skateboards fixiert zu sein, sind es eben oft diese Bretter, die er für seine Malerei nutzt. Und auch in seiner Maltechnik orientiert er sich stark an den szenetypischen Graffiti, verbunden allerdings mit der feinen Linienführung des Grafikers. Dass Selbstzerstörung nicht Teil des Spaßes sein soll, zeigt daneben seine Darstellung eines abgemagerten Rauchers, der roh auf Holzplanken gepinselt einen Brief verfasst ? vielleicht sein Testament.

Auch für Mike Zenari (Jahrgang 1982) ist dies keine Option. So nimmt er den oft beschworenen „Respekt“ der „heutigen Jugend“ und das damit verbundene Gangsterimage satirisch aufs Korn und weckt damit Erinnerungen an Johnny Chicago, und auch bei anderen Gelegenheiten zeigt er reichlich Humor. Hauptsächlich aber macht Zenari Event-Fotografie, Momentaufnahmen von Partys und Konzerten, sei es von einer Band oder dem ausgelassen tobenden Publikum und fängt daneben aber auch spontan ruhigere Szenen ein. Gestochen scharf oder leicht verschwommen zeigen sie eine Authentizität, die den Betrachter integriert.

Die Ausstellung „Living Today!“ ist noch bis zum 28. Februar im CDMH zu sehen.


Cet article vous a plu ?
Nous offrons gratuitement nos articles avec leur regard résolument écologique, féministe et progressiste sur le monde. Sans pub ni offre premium ou paywall. Nous avons en effet la conviction que l’accès à l’information doit rester libre. Afin de pouvoir garantir qu’à l’avenir nos articles seront accessibles à quiconque s’y intéresse, nous avons besoin de votre soutien – à travers un abonnement ou un don : woxx.lu/support.

Hat Ihnen dieser Artikel gefallen?
Wir stellen unsere Artikel mit unserem einzigartigen, ökologischen, feministischen, gesellschaftskritischen und linkem Blick auf die Welt allen kostenlos zur Verfügung – ohne Werbung, ohne „Plus“-, „Premium“-Angebot oder eine Paywall. Denn wir sind der Meinung, dass der Zugang zu Informationen frei sein sollte. Um das auch in Zukunft gewährleisten zu können, benötigen wir Ihre Unterstützung; mit einem Abonnement oder einer Spende: woxx.lu/support.
Tagged .Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Kommentare sind geschlossen.