SCHLAFSTÖRUNG: Der Mann im Mond schaut zu

Das Gesundheitsministerium lanciert eine Kampagne zum Thema Schlafstörungen, in der auf die Risiken von Schlafmitteln hingewiesen und Alternativen empfohlen werden.

„La Le Lu, nur der Mann im Mond schaut zu. (…) Drum schlaf auch du“. Schlaflieder gehören zu den frühesten Formen der Einschlafhilfen. Der Mensch braucht den Schlaf und er braucht ihn unterschiedlich lang. Säuglinge benötigen im Schnitt 16 Stunden pro Nacht, ältere Menschen nur noch fünf. Der Schlaf regeneriert den Körper, stärkt die Immunabwehr, verhindert vorzeitige Alterung und schützt sogar vor der Alzheimer-Erkrankung, wie einige Studien zeigen. Zudem werden im Schlaf Erlebnisse der Wachphase verarbeitet. Ein Drittel der Bevölkerung jedoch leidet unter Schlafstörungen. Diese lassen sich beheben, sofern die wirklichen Ursachen des Problemes erkannt werden, die auf organischen und psychischen Erkrankungen, Konfliktsituationen aber auch Umwelteinflüssen beruhen können.

So kann das Führen eines Schlaftagebuchs durch den Patienten über ein bis zwei Wochen es erleichtern, eine Diagnose zu stellen und ungünstige Schlafgewohnheiten zu entlarven. Allzu oft jedoch beschränkt sich die schulmedizinische Behandlung von Schlafstörungen im wesentlichen auf das Verschreiben von Schlafmitteln. Aber: Schlafmittel haben keine kurative Wirkung, wie Marcel Bruch der Division de la Pharmacie des Gesundheitsministeriums anlässlich der Pressekonferenz „Bonne Nuit! Bien dormir sans somnifères“ konstatiert. Schlafmittel können nur kurzfristig – für maximal zwei bis vier Wochen – eine Lösung darstellen. Längerfristig können Schlafmittel, etwa die Benzodiazepine, infolge der Entwicklung von Toleranz und Abhängigkeit Probleme hervorrufen. Wenn ein Patient seine Schlafmittel absetzen will, sollte er das daher nur unter ärztlicher Aufsicht tun, damit eventuell auftretende Entzugserscheinungen unter Kontrolle gehalten werden können.

Auch in Luxemburg stellen die allzu leichtfertige Verschreibung von Schlafmitteln – überwiegend durch Allgemeinärzte – und ihre Langzeiteinnahme ein Problem dar: So ist die Anzahl der verschriebenen Schlaftabletten zwischen 1996 bis 2009 um 70 Prozent gestiegen. Mit dem Alter nimmt der Gebrauch von Schlafmitteln signifikant zu: 2009 nahmen rund 10 Prozent der 50-jährigen, 17 Prozent der 60-jährigen und rund 26 Prozent der 80-jährigen regelmäßig Schlafmittel ein. Der Gebrauch von Schlafmitteln im Alter ist nicht ohne Risiko, da ihre Wirkkraft den Altersunterschied nicht berücksichtigt. Zudem liegt nicht selten eine Mehrfachmedikamentation vor. Bedenklich ist weiter die hohe Anzahl der Personen, die Schlafmittel während allzu langer Zeitspannen gebrauchen: 2009 hielten nur 20 Prozent der Betroffenen die ärztlich empfohlene Dauer von 30 Tagen ein. Rund 45 Prozent nahmen die Medikamente mehr als sechs Monate lang. „Diese Zahlen sind alarmierend“, so der Gesundheitsminister, der nun durch eine Sensibilisierungskampagne und mit Hilfe von Infobroschüren auf Alternativen zu den Schlafmitteln aufmerksam machen will. Dazu gehören eine bessere Schlafhygiene, Verzicht auf Alkohol und Nikotin vor dem Zubettgehen, aber auch natürliche Mittel, wie Heilpflanzen, die Umstellung der Ernährungsweise oder der Einsatz von Entspannungsverfahren. Bei gravierenden Problemen besteht zudem die Möglichkeit, den Ursachen durch einen Testschlaf im Schlaflabor auf den Grund zu gehen. Eine striktere Kontrolle der Verschreibungsgewohnheiten der Ärzte hält Mars Di Bartolomeo für unnötig. Doch sollen die Ärzte stärker zu einer präventiven Herangehensweise angeregt werden und dazu, in einem ersten Schritt, die Zahlen ihrer Verschreibungen mit denen ihrer Kollegen vergleichen. In Zukunft soll dann irgendwann das viel diskutierte „Dossier partagé“ den Ärzten auch einen Aufschluss darüber verschaffen, ob ihr Patient sich Schlafmittel bei noch weiteren Ärzten besorgt.


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