„C’era una volta il West“ gilt vielen als ernst zu nehmender Höhepunkt der Italo-Western-Welle und als Sergio Leones Meisterwerk. Besondere Berühmtheit erlangte das „Lied vom Tod“, mit dem Ennio Morricone eines der bekanntesten Stücke Filmmusik schuf und dem der Film auch seinen deutschen Titel verdankt. Gespielt wird es vom Mann mit der Mundharmonika und kommt im Grunde nur durch schlichtes Ein- und Ausatmen durch die Harmonika zustande. Obwohl der ein oder andere den Film kompliziert und schwer zu verstehen findet ist er doch denkbar einfach aufgebaut, denn Sergio Leone hat nicht nur mit Versatzstücken und Zitaten aus berühmten Vorgängern gearbeitet, sondern auch mit fast allen möglichen Klischees, die einem zum Thema Western einfallen können. Am offensichtlichsten sind sicher die Hüte der Protagonisten. Der schweigsame Rächer und Held trägt einen weißen, der Hut des sadistischen und skrupellosen Bösewichts ist schwarz.
Unter dem deutschen Titel „Spiel mir das Lied vom Tod“ werden zur Zeit in der Galerie Nosbaum & Reding in Luxemburg Arbeiten verschiedener Künstler in einer Gruppenausstellung präsentiert. Von ihren Lebensdaten ausgehend könnten die fünf beteiligten Künstler unterschiedlicher kaum sein. Zwischen Ende zwanzig und Anfang fünfzig, geboren in Frankreich, der Schweiz und im Kamerun, ist der kleinste gemeinsame Nenner, dass sie in Paris oder Berlin leben und arbeiten. Am häufigsten vertreten sind die Arbeiten von Maël Nozahic. Sie scheint vor Ideen nur so zu strotzen und nutzt auch ungewöhnliche Präsentationsformen. Dabei sind ihre Werke geprägt von surrealen Motiven, die eine post-apokalyptische Welt albtraumhaft darstellen wollen und sich so leger in das Thema der Ausstellung einfügen. Die Drucke und Aquarelle des Kameruners Barthélémy Toguos wirken dagegen verspielter, gleichzeitig aber auch grotesker. Quasi als Akzent kann man Julia Cottins Installation betrachten, die mit ihren verkohlten Balken in eine ähnliche Richtung geht. Soweit scheinen auch hier, wie im Film, Klischees erfüllt zu sein. Verbrannte Erde, nackte Schädel und sogar ein Totenkopffalter. Daneben die Traumwelten, die zum Tod als Schlafes Bruder Bezug nehmen. Hintergründiger gehen die beiden älteren Künstler der Runde an das Thema heran. Valérie Favre nimmt sich dabei in fünf kleinformatigen Ölbildern aus einer größeren Serie dem Selbstmord an und Nicole Tran Va Bang widmet sich dem Alter. Ihre 2160 Jahre alte Aphrodite aus der Serie „You will never die“ strahlt nicht mehr wie die junge Göttin, die früher einmal um den goldenen Apfel stritt und ihn schließlich nach einer erfolgreichen Bestechung auch von Paris zugesprochen bekam. Sie ist alt geworden, und auch sie muss sich der Zeit beugen, mit Falten und Runzeln und einem zahnlosen Mund.
Der Tod ist ein beliebtes Motto für Ausstellungen und wird mittlerweile schon fast inflationär behandelt. Natürlich wird sich jeder Künstler zwangsläufig irgendwann damit auseinandersetzen, so wie wohl jeder denkende Mensch. Auf der anderen Seite, ist der Tod dadurch auch ein sehr dankbares Thema. Es provoziert, ist aber nicht verletzend, fast wie Dreck unter dem Nagel des kleinen Fingers. So wird auch bei dieser Ausstellung niemandem eine Mundharmonika zwischen die Lippen gepresst um sein Todesröcheln besser hören zu können und es spielt auch keiner auf zum Totentanz. Die Erwartungen von brutaler Offenheit oder zumindest satirischer Verspottung, die man mit dem Titel der Ausstellung eigentlich verbindet, werden nicht erfüllt, und die paar Glanzlichter, die sie zweifellos bietet, verlieren so leider an Reiz.
In der Galerie Nosbaum&Reding bis zum 23. April.
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