Als der GréngeSpoun um seine Anerkennung als Presseorgan in einer doch recht festgefügten Luxemburger Medienlandschaft kämpfen musste, war Marc Linster einer der ersten, der dieses Ansinnen in einer an den Premier- und Medienminister gerichteten Petition unterstützte. Auch als Chefredakteur des größten Medienhauses am Platze blickte der Vollblutjournalist nicht von oben auf die KollegInnen der damals noch jungen und vor allem kleinen alternativen Wochenzeitung herab. Die „Sträitkultur“-Debatten, die vom GréngeSpoun Ende der 1990er-Jahre lanciert wurden, konnten nicht zuletzt Dank Marc Linster zusammen mit RTL Radio und mit Radio 100,7, das er knapp anderthalb Jahre leitete, bevor er zu RTL zurück ging, einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden. Die Zusammenarbeit mit der woxx war auch später ausdrücklich von ihm erwünscht – auch des „anderen Blickwinkels“ willen. Es entwickelten sich Kollaborationen auf verschiedenen Ebenen. Marc Linster war es, der unsere langjährige Mitarbeiterin Danièle Weber dazu überredete, sich nach zehn Jahren Print ins Radiowesen zu stürzen. Dass sie diesen Schritt zum „Mainstream“-Sender wagte, hatte viel mit der Person Marc Linster zu tun. Marc Linster stand nicht für die alte RTL-Garde – er war forscher, engagierter, zeigte echten, journalistischen Sportsgeist und beherrschte diese Disziplin, indem er sich mit dem nötigen Taktgefühl aus eines sehr breit gefächerten Informantenkreises bediente.
Viele seiner direkten Kollegen und Kolleginnen haben in Nachrufen und Blogeinträgen seine professionellen und menschlichen Qualitäten hervorgehoben. Aber auch für das Luxemburger Pressewesen insgesamt war Marc Linster eine Ausnahmeerscheinung, da er seinen Informanten und Zulieferern immer das sichere Gefühl gab, sich allein journalistischen Zielen verschrieben zu haben. Seine stille, aber direkte Art hatte nichts mit der zuweilen angesagten aggressiven Schaumschlägerei zu tun. Gerade für das Medium Radio, das oft dazu verleitet, eher die schnelle, als die richtige Information zu verbreiten, war Marc Linster ein Glücksgriff.
In der Woxx konnte sich der überaus Kulturintessierte zeitweise auch als schreibender Kommentator austoben. In unseren damals regelmäßig erschienenen Kulturkommentaren kritisierte er unter anderem unter dem Motto „Schein geht vor Sein“ die Tatsache, dass bei der Renovierung des Großen Theaters mehr in die Architektur als in die Bühnentechnik investiert wurde.
Seiner Frau und seinen zwei Kindern gilt unser tiefes Mitgefühl.
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