(lc) – Eines sei im Voraus bemerkt: Die große Auseinandersetzung mit den Thesen des Historikers Vincent Artuso, die Jean Hamilius verspricht, findet nicht statt. Seine Behauptung, Artuso beschmutze das Luxemburger Gedenken an den zweiten Weltkrieg, kann Hamilius nicht belegen. Genauso unkritisch, wie er mit der Gegenwart umgeht, behandelt er auch seine eigene Vergangenheit: So betont er öfters seinen Stolz darauf, Resistenzler in den Reihen des LVL gewesen zu sein, erwähnt aber nirgends die zutiefst antisemitischen und demokratiefeindlichen Ansichten dieser Organisation. Unkritisch geht es auch weiter, wenn Hamilius seine Karriere in der Nachkriegszeit beschreibt – allerdings ist es dann genau das, was das Buch doch lesenswert macht: Von der Fiduciaire Générale zum Crédit Européen über die BCL – der Autor beschreibt genau, wie der Finanzplatz Luxemburg zu dem geworden ist, was er heute ist. Die Unbekümmertheit, mit der er über sein umfangreiches Netzwerk und seine zahlreichen Vorstands-Sitze schreibt, spiegelt die realitätsferne Mentalität wieder, die auch heute noch in Politik und Finanzwelt vorherrscht. Seine kurze Eskapade in die Politik – als DP-Minister der Thorn-Vouel Regierung – enthält auch einige pikante Passagen, zumal was Korruptionsversuche im Bautenministerium angeht. Es ist aber das letzte, der Zukunft des Großherzogtums gewidmete Kapitel, das wohl am besten Aufschluss über den Autor gibt, zeigt es doch, dass dieser kein „Knouterer“ ist: Er mag die Tram nicht, ebenso wenig das Ausländerwahlrecht, und der Finanzplatz ist natürlich spitze – Hoppen Théid lässt grüßen!
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