FEJERMAN: Mama ist lesbisch

Hauptsache Happy End, das ist die Devise der Komödie „A mi madre le gustan las mujeres“. Leider gerät dabei das nicht so komische Thema – Töchterreaktionen auf ein mütterliches Coming-Out – etwas unter die Räder.

Wie sag ich’s meinen Töchtern: Vor allem Sensibelchen Elvira (Leonor Watling) möchte nicht akzeptieren, dass Mutter Sofia (Rosa Maria Sardà) eine Frau liebt.

Jung, modern und weltoffen – so sehen sich Elvira, Jimena und Sol am liebsten. Ihr Selbstbild gerät ins Wanken, als Mutter Sofia (Rosa Maria Sardà), berühmte und geschiedene Pianistin, ihnen zum Geburtstag ihre neue Flamme vorstellt: Eliska (Eliska Sirová) kommt aus Tschechien, ist halb so alt wie Sofia – und eine Frau. mehr lesen / lire plus

Krachende Krankenschwestern: ART-NOISE-ROCK

Sonic Youth, „Sonic Nurse“, 2004 Geffen Records

Der Titel des ersten Songs verrät alles: Pattern Recognition. Wer Sonic Youth’s mittlerweile 19. Album Sonic Nurse hört, wird einiges wieder erkennen. Da sind die eindringlichen Stimmen von Kim Gordon und Thurston Moore. Da sind die extrem kratzigen, bisweilen dissonanten Gitarrenriffs von Lee Ranaldo. Neu erfunden haben die New Yorker sich und ihren Art-Noise-Rock auch nach mehr als 23-jähriger Schaffenszeit nicht – und trotzdem laufen sie zu lang vermisster Größe auf. Vielleicht, weil dieses Album nicht so experimentell daherkommt, sondern rockiger. Ganz sicher aber auch, weil Gordon und Moore so gut singen wie lange nicht mehr. mehr lesen / lire plus

Klappe, die zehnte: EXPLORATOR

City Guide 2004 Luxembourg, 8 €

Ein schlichtes „Dixième“ auf blauem Hintergrund hat der Explorator für die nunmehr zehnte Ausgabe des frankophonen luxemburgischen Stadtführers als Cover gewählt. Auf über 430 Seiten gibt es – neben lästigen Werbeanzeigen und im üblichen Hochglanzstyling – allerlei nützliche Informationen über Restaurants, Bars und Diskotheken. Schade nur, dass die Preiskategorien der verschiedenen Küchen nicht gleich in der Übersichtsliste aufgeführt sind, sondern nur bei der jeweiligen Kurzbeschreibung – das würde all jenen Zeit ersparen, die gezielt nach einer Lokalität für ihre Geldbörse suchen. Nervig ist auch der „Nightlife Picture Report“: Die auf Fotos der Spaßgesellschaft à la luxembourgeoise können nicht davon ablenken, dass hier zu Lande die Diskos regulär schon um ein Uhr schließen. mehr lesen / lire plus

KEVIN MACDONALD: Touching the Void

Garantiert nicht schwindelfrei ist das Dokudrama um zwei Bergsteiger in den peruanischen Alpen. Filmautor Kevin MacDonald hat dem verzweifelten Überlebenskampf der beiden Alpinisten Simon Yates und Joe Simpson ein würdiges Denkmal gesetzt: mit actiongeladenen Spielfilmszenen in schwindelerregenden Höhen sowie ungeschminkten Aussagen aus Live-Interviews mit beiden Überlebenden.

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ESCHERANGE: La Cremaillère

41, rue Principale, 57330 Escherange, Tel: 0033 3 82 50 25 56, 19-22h, außer Mo. und Di.

So leckere Tartes flambées können nur die Franzosen zaubern. Was für ein Glück, dass Frankreich so nah liegt – und damit auch „La Cremaillère“. Das kinderfreundliche Familienrestaurant in einem kleinen Kaff in der Lorraine, nur ein paar Autominuten von Düdelingen entfernt, hat sich auf die pizzaähnlichen Gerichte spezialisiert. In gemütlicher, ländlicher Atmosphäre, vom Koch mit Riesenschnauzbart persönlich beraten, lässt sich preiswert speisen.

Die Cremaillère ist kein Edel-Restaurant mit überbordender Speisekarte für luxemburgische Neureiche. Hierher kommt, wer in netter frankophoner Gesellschaft etwas Schlichtes essen will, wem Ambiente vor Schick geht – und wer sich auch mal vom jovialen Küchenchef augenzwinkernd tadeln lässt, weil er/sie die großen Portionen beim besten Willen nicht bewältigt hat. mehr lesen / lire plus

ALTERNATIVER ROCK: Who the Fuck

PJ Harvey – „Uh Huh Her“, Universal Island Records 2004

„… you think you are?“, kreischt Polly Jean Harvey. Und ehrlich, man kann ihr Genervtsein verstehen. Wohl keinE KritikerIn, die nicht auf die vermeintliche Düsterkeit verweist, welche die Sängerin umgeben soll. (Fast) alle mühen sich, die Hörbarkeit ihrer Musik zu messen – wobei freilich unterstellt wird, dass ein Album umso hörbarer wird, je weniger es sich Mainstream, Pop und dem großen Geld versperrt. Wer sich PJ Harveys siebtem Album Uh Huh Her so nähert, sollte es am besten gleich sein lassen. Die rotzige Gitarre, die kühl kalkulierte Melange aus Melodie und Disharmonie, die intimen, bisweilen ironischen Texte entziehen sich nämlich konventionellen Hörgewohnheiten. mehr lesen / lire plus

EMIR KUSTURICA: La vie est un miracle

Dass Emir Kusturica mit viel Fantasie und ohne falschen Respekt vor Konventionen seine jugoslawischen Geschichten inszeniert, konnte man schon bei „Underground“ beobachten. Dieses Mal überspannt er den Bogen aber mächtig. Gackernde Hühner, weinende Esel und ein wilder Haufen dörfischer Stimmungskanonen – in all dem Klamauk geht die Tragik des Jugoslawien-Konflikts unter. Fast scheint es, als wäre der Krieg selbst Kusturicas Fantasie entsprungen.

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ELEFANTENRUNDE: Heimspiel für Schwarz-Blau

Aus dem Spitzengespräch von CSV, DP und LSAP geht die derzeitige Regierungskoalition als Sieger hervor. Das lag auch am unfairen Rahmen.

3:0 für Blau-Weiß hieß es am Mittwochabend für den FC Porto im Champions League-Finalspiel gegen AS Monaco. Ein ähnliches Kräfteverhältnis konnten rund 500 BesucherInnen am gleichen Tag im Konferenzsaal der Luxexpo beobachten – allerdings für Blau-Schwarz. Dort waren Jean Asselborn (LSAP), Jean-Claude Juncker (CSV) und Henri Grethen (DP) zum verbalen Kräftemessen angetreten. Politische Information und Argumente versprachen die Veranstalter in ihrer Ankündigung zur „politische Elefantenrunde“. Es blieb beim Versprechen. Was folgte, war eine schlecht kaschierte, blau-schwarze Wahlveranstaltung und eine Selbst-Demontage der LSAP. mehr lesen / lire plus

KYOICHI TSUZUKI: Tsuzuki bringt Glück

In kleinen Zimmern stapeln sich die Besitztümer ihrer MieterInnen: Magazine mit den schrillsten Modetrends und vor allem Kleider, Schuhe, Accessoires – alles nur von Top-DesignerInnen. Als „Happy Victims“, glücklich in ihrer Leidenschaft, beschreibt Fotograf Kyoichi Tsuzuki die BewohnerInnen. Mit der gleichnamigen Fotoserie, die zurzeit in der luxemburgischen Hauptstadt und in Düdelingen zu sehen ist, hat er nicht nur ein Stück japanische Kultur geschaffen. Er hat vor allem auch einen Aspekt japanischer Kultur porträtiert: JapanerInnen, die amerikanischer wirken als AmerikanerInnen. Trotz anhaltender Rezession geben sich diese jungen Menschen dem Konsumrausch hin.

Tsuzuki dokumentiert, recherchiert und publiziert: ¬Er ist versessen auf Hermès und hat seine Sammlung mit einer Krawatte begonnen, die er kaufte, als er auf Arbeitssuche ging, damit er nicht wegen seiner Kleidung ausgelacht werde. mehr lesen / lire plus

BENT HAMER: Kitchen Stories

Mit wenigen Worten und minimalistischen Bildern feinsinnige, tragikomische Geschichten erzählen – das ist die Spezialität des skandinavischen Kinos. Auch „Kitchen Stories“ ist so ein kleines Juwel, dank hervorragender Schauspielerleistungen und einer absurden Versuchsanordnung aus den 1950ern: männliche Junggesellen und ihre Bewegungsabläufe in der nordischen Küche.

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CID-FEMMES: Anecken erwünscht

Der 3. Girls‘ Day steht vor der Tür, und bei Christa Brömmel laufen die Telefone heiß. Die Mitarbeiterin vom Cid-femmes koordiniert den Mädchentag und ist auch sonst eher eine Macherin.

Ihr geht es um mehr, als die Grenzen zwischen Frauen und Männern zu durchbrechen: Christa Brömmel leitet das einzige Informationszentrum für Frauen in Luxemburg.

„Kaum sind die Handwerker im Haus, bleibt die Klobrille hochgeklappt.“ Die große schlanke Frau mit den braunen Haaren runzelt einen Moment verärgert die Stirn. Männer besuchen ihren Arbeitsplatz nicht sehr oft – und wenn, dann sind es meistens welche von der rücksichtsvolleren Sorte. Christa Brömmel arbeitet als Koordinatorin im Cid-femmes (Cid), dem einzigen Informations- und Dokumentationszentrum für Frauen in Luxemburg. mehr lesen / lire plus

PRESSEPUTSCH: Existenzielles Eigentor

Beim Machtkampf um das Pressegesetz gibt es einen großen Verlierer: den Journalistenverband. Seine Glaubwürdigkeit und seine Unabhängigkeit sind zerstört.

Luxemburgs Presse hat ihren Skandal. Doch statt als Berichterstatterin die bloßen Fakten zu übermitteln, steckt sie selbst mitten drin. Es geht um Manipulation und Machtmissbrauch. Und um ein Menschenrecht: die Freiheit und die Unabhängigkeit der Presse.

Am vergangenen Freitag haben rund 100 JournalistInnen einen neuen Vorstand für ihren Journalistenverband (ALJ) gewahlt. Fünf Vertreter der Verlagsgruppe Editpress gewannen die Wahl: Patrick Théry vom Quotidien, Lucien Montebrusco vom Tageblatt, René Hoffmann vom Jeudi, Roger Infalt vom Tageblatt und Jean-Marie Backes, ebenfalls Tageblatt.

Alles ganz demokratisch, wäre da nicht die Vorgeschichte gewesen. mehr lesen / lire plus

PATTY JENKINS: Schaurig-schönes Negativ

Patty Jenkins Regiedebüt überzeugt vor allem wegen der Schauspielerin Charlize Theron. Ansonsten bleibt der Film über eine Prostituierte, die aus Wut und Rache zur Mörderin wird, zu sehr an der Oberfläche.

Lee bei ihrer Lieblingsbeschäftigung. (Foto: Filmverleih)

Prägnanter hätte sie kaum sein können – die Figur, die Regisseurin und Drehbuchautorin Patty Jenkins für ihren Debüt-Langfilm „Monster“ ausgewählt hat. Lee, gespielt von Charlize Theron, ist eine Prostituierte und Amerikas wohl berühmteste Serienmörderin. Bis zum Oktober 2002 hat Lee, die eigentlich Aileen Wourno hieß, tatsächlich gelebt – bevor sie mit der Giftspritze im Todestrakt von Florida hingerichtet wurde.

Wenn man ihre Biografie denn als Leben bezeichnen kann. mehr lesen / lire plus

JEAN-JACQUES ARNAUD: Deux frères

„Was für ein Blick!“ und „Oh wie süß!“ dürfte den meisten beim Anblick der zwei Hauptfiguren in Jean-Jacques Annauds neuestem Film „Deux frères“ in den Sinn kommen. 20 halbwegs zahme Zirkustiger und eine exzellente Kameraführung machen dieses Märchen um zwei gestreifte Brüder möglich, die – zunächst vom Schicksal getrennt – sich eines Tages in einer Arena gegenüberstehen.

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8. MÄRZ 2004: Kampf oder Kapitulation

„Ich habe mir so oft gewünscht, dass wir schon weiter sind.“
Diese Liedzeile von Ina Deter passt gut zum Weltfrauentag:
Für eine echte Gleichstellung bleibt noch sehr viel zu tun.

Es ist wieder soweit. Zusammen mit dem Rest der Welt feiert Luxemburg am 8. März den internationalen Frauentag. Demos sind nicht mehr notwendig, um diesen Tag in Erinnerung zu rufen. Er hat sich längst etabliert. Sogar die Abgeordnetenkammer widmet diesem Tag eine Sondersitzung. Was dort geredet werden wird, ist schon Tage vorher leicht zu erraten: Es geht voran mit der Frauenemanzipation, etwas langsam zwar, aber immerhin. Schließlich hat Luxemburg ein Frauenministerium. mehr lesen / lire plus

GUS VAN SANT: 5. Transculturelles gays et lesbiennes

Gus Van Sant Fans kommen diese Woche voll auf ihre Kosten: Gleich vier frühe Filme des schwulen US-amerikanischen Regisseurs sind bei den 5. Transculturelles gays et lesbiennes zu sehen. Mittlerweile längst als Mainstream-Filmmacher in Hollywood etabliert, hat sich Gus Van Sant einen ersten Namen vor allem mit Independent-Produktionen gemacht. Im Visier: Gesellschaftliche Außenseiter wie Stricher (My Private Idaho), Junkies (Drugstore Cowboy) oder starke Frauen (Even Cowgirls Get the Blues) auf der Suche nach der ambivalenten Liebe – die keineswegs immer homosexuell sein muss -, Geborgenheit und anarchistischer Freiheit.

In der Cinémathèque mehr lesen / lire plus

PSYCHIATRIE IN LUXEMBURG: Funktionsstörungen

Déi Gréng erheben schwere Vorwürfe gegen das psychiatrische Krankenhaus Ettelbrück: Sie glauben, dass dort massiv Patientenrechte verletzt wurden und fordern eine Untersuchung der Menschenrechtskommission.

Ist die Ettelbrücker Psychiatrie der Mülleimer der Nation, fragt sich Marthy Thull von Déi Gréng. (Foto: Archiv)

Nichts hören, nichts sehen, nichts sagen. Trifft das berühmte Bild der drei Affen auf das neuro-psychiatrische Krankenhaus Ettelbrück (CHNP) zu? Die Frage stellt sich nach einer Pressekonferenz von Déi Gréng zur Situation der Luxemburger Psychiatrie. Die Oppositionspartei hat „schwere Funktionsstörungen“ im CHNP festgestellt. Sie bezieht sich dabei unter anderem auf einen Brief, den der Verwaltungsrat des CHNP bereits am 30. mehr lesen / lire plus

KUNSTVOLLER DISCO-ROCK: Franz Ferdinand

Eine „Art-Rock“-Sensation aus Schottland, deren Debüt für ein Riesen-Medienecho sorgt. Vier junge Musiker, die zum Teil an der renommierten Glasgower School of Arts studieren und korrekte Klamotten aus den 50ern cool finden. Ein skurriler Bandname, benannt nach dem in Sarajevo ermordeten österreichischen Erzherzog. Achtung: Wer jetzt die Nase rümpft und sich verächtlich abwendet, verpasst etwas. Franz Ferdinand sind kein Punk – egal, was einige Rezensenten glauben machen wollen. Aber sie sind so gut, dass wir sieunbedingt vorstellen müssen. Jedes Lied der Glasgower Jungs ist ein Ohrwurm und extrem tanzbar. Knappe vierzig Minuten dreht die Scheibe, mehrmaliges Hören nicht mitgerechnet. „I’m alive and how I know it. mehr lesen / lire plus

LUXAIR: Noch ein Fehler

Mehr als zwei Jahre nach dem Flugzeugabsturz einer Luxair-Fokker sind die Unfallursachen noch weitgehend unklar. Doch statt für größtmögliche Aufklärung zu sorgen, verhindert die Regierungsmehrheit den dringend benötigten Sonderausschuss.

Lange Gesichter gab es am Mittwochvormittag in der Transportkommission. Mit ihrer Forderung, einen parlamentarischen Sonderausschuss einzurichten, der die Umstände des Flugzeugunglücks vom November 2002 untersuchen soll, waren Déi Gréng, LSAP und ADR auf taube Ohren gestoßen. Die CSV-DP-Mehrheit lehnte das Ansinnen ab. Das Votum erstaunt. Denn die Liste mit jenen Argumenten, die für eine verstärkte parlamentarische Kontrolle sprechen, ist lang. Zunächst einmal ist die Wirtschafts- und Transportkommission schon jetzt ausgelastet. Mehr als 25 Gesetzesprojekte müssen bis zu den Wahlen noch beackert werden, da bleibt kaum Zeit für eine gründliche Prüfung, sowohl des Unfallberichts wie sämtlicher Faktoren, die zum Unfall geführt haben könnten. mehr lesen / lire plus

PRESSEGESETZ: Kritik verpennt

Das neue Pressegesetz stellt keinen Meilenstein dar. Nicht nur, dass ein fundamentales Grundrecht der JournalistInnen weiter fehlt – der Grundgedanke insgesamt ist bedenklich.

Eine Hurra-Meldung erreichte diese Woche sämtliche Redaktionen: Das Pressegesetz wird nachgebessert, die Sorgfaltspflicht der JournalistInnen neu definiert. Das meldet erfreut der Presserat. Künftig müssen MedienvertreterInnen also nicht wie ursprünglich geplant, die Stellungnahme einer Person einholen, über die sie berichten. Eine überaus wichtige Korrektur, nachdem die woxx vor einigen Wochen darauf hingewiesen hatte (Nr. 728).

Das allein reicht aber nicht. Noch immer fehlt dem gerne als „Meilenstein“ gepriesenen Entwurf ausgerechnet das Herzstück eines jeden fortschrittlichen Pressegesetzes: das Recht auf Information. mehr lesen / lire plus