Russische Föderation im Blick: Quo vadis, Rossija?


Die Ukraine-Krise trug dazu bei, dass Russland den einen wieder als Bollwerk gegen den „westlichen Imperialismus“, den anderen nunmehr als krypto-faschistisches Regime dient. Zwei Neuerscheinungen zum Thema unternehmen den Versuch, analytische Schärfe in den erbittert geführten Meinungskampf zu bringen. Mit mäßigem Erfolg.

Seine historische Bewertung steht noch aus, doch immerhin hat er’s schon bis zur Pop-Ikone gebracht: Der russische Staatspräsident Putin. (Foto: Flickr)

Seine historische Bewertung steht noch aus, doch immerhin hat er’s schon bis zur Pop-Ikone gebracht: Der russische Staatspräsident Putin. (Foto: Flickr)

Lange konnte es scheinen, als sei das Verhältnis zwischen Russland und „dem Westen“ nach dem Ende der Sowjetunion heute tatsächlich entspannt. Doch spätestens mit den Konflikten um die Ukraine und die Krim tat sich die ängstigende Kluft zwischen den zwei einstmals als Blöcke definierten Einflussbereichen wieder als Gegensatz zweier unterschiedlicher politischer Sphären auf. mehr lesen / lire plus

ARBEITSGESELLSCHAFT: Das Leben lebt nicht mehr

Selbstverwirklichung, einst ein unerreichbar scheinendes Glücksversprechen, wird von Vielen mehr und mehr als Zwang erlebt: Statt die Arbeit im Selbst aufgehen zu lassen, läuft es meistens andersrum.

Woher nimmt die Psyche ihre Struktur?Sozialwissenschaftler fürchten, dass mit der Stabilität in der Arbeitswelt auch jene der seelischen Ökonomie verloren geht.

„It`s better to burn out than to fade away“, schrieb einst Kurt Cobain, Sänger der Rockband „Nirvana“, Neil Young zitierend in seinen Abschiedsbrief, bevor er sich mit einer Schrotflinte erschoss. Was vormals als Credo des Rock’n’Roll galt – in jeder Beziehung Vollgas zu geben und sich und sein Leben rücksichtslos zu verausgaben, anstatt bedächtig darauf zu achten, dass man sich in gesicherten Bahnen bewegte und an Leib und Seele keinen Schaden nahm – dieses selbstzerstörerische Credo ist längst zum kategorischen Imperativ der Arbeitswelt geworden. mehr lesen / lire plus

GESELLSCHAFTSKRITIK: Revolution auf Samtpfoten

Theodor W. Adorno habe Marx nicht begriffen, lautet ein gängiges Gerücht. Eine neue Studie zeigt:
Wer so spricht, hat meist weder von Marx noch von Adorno viel verstanden.

Sagen, was sich nicht sagen lässt:
Der Philosoph Theodor W. Adorno.

Als im Jahr 2003 der hundertste Geburtstag von Theodor W. Adorno begangen wurde, nutzten zahllose Laudatoren die Gelegenheit, um die kritische Gesellschaftstheorie des Philosophen zu erledigen, zu entsorgen, so weit als möglich um ihren kritischen Gehalt zu bringen.

Adorno zählte zu einem Kreis kritischer Theoretiker, die man nach ihrer Rückkehr aus dem US-amerikanischen Exil an ihre frühere Wirkungsstätte nicht zufällig häufig als „Frankfurter Schule“ betitelt hat. mehr lesen / lire plus

NATIONALSOZIALISMUS: Orgie der Zerstörung

Christian Goeschel hat den „Selbstmord im Dritten Reich“ studiert und dabei auch die unterschiedlichen Motive der Menschen in den Blick zu rücken versucht. Sein an sich spannendes Thema hat der Historiker leider nicht befriedigend umgesetzt.

Eine Untersuchung über „Selbstmord im Dritten Reich“ scheint ein etwas irritierendes Unternehmen zu sein. Zunächst fallen einem all die Menschen ein, die, verfolgt von der bestialischen Mordmaschinerie der Deutschen, weit Schlimmeres zu befürchten hatten als den Tod. Hat man diesem Gedanken die nötige Zeit gelassen, stellt sich vielleicht die Frage, warum nicht unzählige glühende Anhänger des Nationalsozialismus nach dessen militärischer Niederlage, um den Sinn ihres Lebens gekommen, sich dasselbe genommen haben. mehr lesen / lire plus

KOLONIALISMUS: Einsamkeit eines Kritikers

Wo liegt das Herz der Finsternis? Nicht in Afrika, wie seit Joseph Conrad so mancher glauben mag. Mario Vargas Llosa zeigt in seinem neuen Roman, dass selbst in tiefster Dämmerung genügend Licht für schillernde Figuren bleibt.

Als Éamon de Valera Anfang Mai 1945 vom Selbstmord Adolf Hitlers erfuhr, ließ er seinen Wagen vorfahren, um den deutschen Botschafter in Dublin aufzusuchen und ihm zu kondolieren. Der Premierminister des im Zweiten Weltkrieg ?neutral‘ gebliebenen Irland sollte als der einzige Regierungschef in die Geschichte eingehen, der dem ?Protokoll‘ auf so kompromisslose Weise treu geblieben ist. De Valera, der als einer der militärischen Kommandanten am Osteraufstand von 1916 teilgenommen hatte, dürfte jedoch viel eher als durch diplomatische Gepflogenheiten von seiner Abneigung gegen Großbritannien zu dieser Beileidsbekundung motiviert worden sein. mehr lesen / lire plus

EUROPAS EXTREME RECHTE: Auf dem Vormarsch

Sie sorgen für Krawall in den Parlamenten und auf den Straßen: Die europäischen Rechten. Ein Sammelband untersucht ihre Dynamik.

Street Credibility ist auch für Rechte wichtig: Finnische Neonazis bei einem Aufmarsch zum 1. Mai 1977 in Turku.

Die Präsenz der extremen Rechten in Politik und Gesellschaft Europas scheint erdrückend: Wahlerfolge rechter Parteien etwa in Italien, den Niederlanden (woxx 1079), Finnland, Griechenland und Schweden. Massenaufmärsche und Krawalle gegen Roma in Bulgarien, Tschechien, Ungarn und Rumänien (woxx 1132). Sich als ethnisch-russisch identifizierende Nationalisten und Rassisten machen Jagd auf so genannte „Kaukasier“ (woxx 1092). Fanatische Ethnopluralisten wie Anders Breivik in Norwegen (woxx 1122) und Neonazis wie der „Nationalsozialistische Untergrund“ in Deutschland (woxx 1138) richten Massaker unter jenen an, die sie als Feinde oder Verräter des eigenen „Volkes“ halluzinieren. mehr lesen / lire plus

EMANZIPATIONSBEWEGUNG: Ein streitbarer Rabbiner

Im Streit um die Emanzipation nicht allein der Juden mischte sich Samuel Hirsch Mitte des 19. Jahrhunderts auf vielfältige Weise in die öffentliche Debatte ein. Das bescherte dem ersten Oberrabbiner Luxemburgs auch die Aufmerksamkeit von Karl Marx.

Oberrabbiner Samuel Hirsch mit einem seiner Hauptwerke: „Die Humanität als Religion“.

Am 23. Juni 1843 fand die feierliche Einführung von Samuel Hirsch, dem ersten Oberrabbiner von Luxemburg, statt. Sein Amtsantritt glich einem Staatsakt, wenn man einem Bericht in der Zeitschrift „Der Orient“ über das Ereignis folgt. Die Synagoge war festlich geschmückt: „Gewinde von Blumen und Laubwerk zierten die Wände, an denen man den Namenszug des Königs bemerkte, welchen Fahnen mit niederländischen und luxemburgischen Farben umwehten. mehr lesen / lire plus

WAHLEN IN DEN USA: Ein Außenseiter auf dem Weg ins Aus

Als „Maverick“, als unbeugsamer Eigenbrötler, hat sich John McCain gern präsentiert. Diese Selbstinszenierung könnte für ihn nun Realität werden: Kurz vor den Wahlen verliert der Republikaner selbst in jenen Staaten an Gefolgschaft, in denen ihm die Mehrheit der Stimmen sicher schien.

Findet, dass sowohl die Republikaner als auch die Demokraten es nicht geschafft haben, ihre politischen Standpunkte überzeugend zu präsentieren: Nick Marrandino im Wahlkampfbüro der „Grand Old Party“ im migrantisch geprägten Süd-Philadelphia.

Während der amerikanischen Revolution spielten die Bürger von Vermont eine wichtige, ja kriegsentscheidende Rolle. Hinsichtlich des nun anstehenden Kräftemessens, dem von vielen wenn nicht gerade eine revolutionäre, so doch eine historische Dimension zugesprochen wird, scheint allerdings hier die Schlacht bereits geschlagen. mehr lesen / lire plus

VORARLBERG: Agent der Sehnsucht

Ein literarisches Geschenk: Michael Köhlmeiers Erzählung „Idylle mit ertrinkendem Hund“.

Michael Köhlmeier bei einer Lesung in Olmütz.

Es ist betörend, wie vorsichtig tastend diese Geschichte beginnt. Jeder Satz des Buches möchte mehrmals gelesen, möchte untersucht werden auf die verschiedenen Perspektiven, die er enthält, bevor er den Blick schließlich frei gibt auf den Zusammenhang, in dem er steht. Vorsichtig tastend beginnt die Geschichte wohl auch deshalb, weil das, was in ihr erzählt werden soll, so schmerzhaft ist, dass es einem – dem Autor Michael Köhlmeier – die Worte nimmt.

Und so beginnt die Geschichte mit dem Besuch des Lektors, den der Schriftsteller zuhause bei sich in Vorarlberg empfängt. mehr lesen / lire plus

IRLAND: „Europäischer Kampf auf irischem Boden“

Am 12. Juni lässt Irland seine Bürger in einem Referendum über den EU-Reformvertrag abstimmen. Nach schlechten Erfahrungen haben alle anderen Mitgliedsstaaten den Entscheid lieber an die Parlamente delegiert. Die Iren könnten den Vertrag nun im Alleingang kippen.

Mit dem Wohlstand kam auch der Verkehrsinfarkt: „Rush-Hour“ ist in Dublin nahezu rund um die Uhr.

Auf dem Weg zum ersten Termin, und schon droht eine saftige Verspätung. Mist. Dabei hatte man uns gesagt, dass die Fahrt nach Portlaoise in anderthalb Stunden vom Flughafen im Norden Dublins locker zu schaffen sei. Das stimmt auch, wenn man nicht aus Versehen vorher auf die Stadtautobahn M50 gerät, um erst dann auf die M7 zu stoßen, die ins Zentrum der irischen Midlands führt. mehr lesen / lire plus

NORDIRLAND: Auf eigenen Beinen

Seit einem Jahr regiert in Nordirland eine Allparteienregierung aus Unionisten und Nationalisten – harmonischer, als viele je für möglich gehalten hätten. Das Problem dabei: es fehlt eine echte Opposition. Die sozialen Probleme indes bleiben auch nach dem Ende des Bürgerkrieges bestehen.

Parade in Belfast zur Erinnerung an
die Opfer des Hungerstreiks von 1981: Das Motiv in der Bildmitte zeigt das Konterfei von Bobby Sands.

Die großflächige Parkanlage, die sich über die Anhöhe des Belfaster Stadtteils Stormont erstreckt, gibt den Blick frei auf ein mondänes Kalksteingebäude. Auf den ersten Blick könnte man hinter dem Komplex im neoklassischen Stil einen Sommersitz des britischen Königshauses vermuten. mehr lesen / lire plus

IRAN: „Das iranische Regime ist im Iran am schwächsten“

In Europa haben viele keine klare Vorstellung vom totalitär-faschistischen Charakter des Mullahregimes im Iran, sagt Kazem Moussavi. Ein Gespräch mit dem Europasprecher der Grünen Partei im Iran.

Rauchen ist erlaubt, doch wer sich gegen die Zwangsverschleierung wehrt, bekommt es mit dem Regime zu tun:
Die Zerschlagung der Errungenschaften der Frauenbewegung war für die Mullahs ein wichtiger Schritt zur Islamisierung der Gesellschaft.

woxx: Nach den Wahlen im vergangenen Monat im Iran sitzen nun weniger Kleriker, dafür aber mehr Mitglieder der Revolutionsgarden im Parlament. Wer wird durch diese Veränderung gestärkt?

Kazem Moussavi: Die Mehrheit der iranischen Menschen ist nicht zu den Wahlen gegangen. mehr lesen / lire plus

ABGEHÄNGT: Ein Fest für Ethnologen

Wie sieht das kulturelle Erbe der Überflüssigen aus? Wer solche Fragen stellt, hat es verdient, Protagonist in einem der Romane des flämischen Autors Dimitri Verhulst zu werden.

Den 1972 im ostflämischen Aalst geborenen Dimitri Verhulst sollte man gut im Auge behalten – was nicht schwer fallen dürfte: Mit „Die Beschissenheit der Dinge“, seinem nach „Problemski Hotel“ zweiten Roman, schaffte er es auf Platz Eins der Bestsellerliste in den Niederlanden und gewann auch einen begehrten Publikumspreis.
Rainer Kersten gelang es, auch der deutschen Übersetzung ihre Authentizität zu belassen, er hat den in der „Beschissenheit“ verwendeten Slang einfach in rheinischen Dialekt übertragen.

Manche Bücher kommen einem gerade recht. mehr lesen / lire plus

LEIHARBEIT: Prekäre Zeiten

Die Nachfrage nach Leiharbeitern steigt auch in Luxemburg weiter an. Zwar ist die Zeitarbeit hierzulande durch Mindestlohn und Kollektivverträge einigermaßen abgesichert, dennoch spiegelt sich darin die europaweite Tendenz zur zwangs-flexibilisierten Lohnabhängigkeit.

Nicht nur bei der Arbeit auf dem Bau überdurchschnittlich gefährdet: 2004 hatte laut der Gewerbeaufsicht jeder vierte Leiharbeiter einen Arbeitsunfall.

Zu Besuch bei Veteranen: Manpower – Pionier der Leiharbeit in Luxemburg. Seit 1965 ist das global agierende Unternehmen hierzulande aktiv. Unscheinbar der Eingang zum Büro der Hauptverwaltung fürs Großherzogtum in der rue de Strasbourg. Freundlich der Empfang durch Yann Le Jaudet, Directeur des opérations bei dem Branchenriesen.

Anheuern und weitervermitteln ? mehr lesen / lire plus

MODERNE KLASSIKER: Das ganze Elend

Wieso nicht einmal einen Klassiker verschenken? William Faulkners „Licht im August“ ist in neuer Übersetzung erschienen.

Das Licht, das im August den Mississippi bescheint, soll eine ganz besondere Wirkung haben. Nicht etwa, dass es melancholisch macht, vielmehr haben die Betrachter den Eindruck, als bestrahle es das Gegenwärtige tatsächlich aus der Vergangenheit. Kein Wunder also, dass William Faulkner dieses „Licht im August“ als metaphorischen Titel für eines seiner Bücher gewählt hat. Ist er es doch gerade, der das Drama menschlichen Zusammenlebens nicht nur aus der Perspektive der Gegenwart beschreibt und analysiert. Wie sich das Augustlicht im Mississippi reflektiert und die Umgebung in eine ungewohnte Atmosphäre versetzt, stellt sich auch die Gesellschaft, die Faulkner beobachtet, im Spiegel ihrer Entwicklung anders dar. mehr lesen / lire plus

GEFÄNGNISPOLITIK: Strafe muss sein

Das Gefängnis spiegelt immer auch den Grad der Zuspitzung der sozialen Widersprüche innerhalb einer Gesellschaft wieder. Ein Streifzug durch die Geschichte des Strafvollzugs.

„Mein Papa hinter Gittern.“
Gemalt von Kindern Inhaftierter –
im Rahmen des Projekts „Treff-Punkt“.

„Der mittelalterliche Handwerker lief mit einem ebenso ruhigen Herzen die Foltertürme entlang, wie der Angestellte des 20. Jahrhunderts entlang des Gefängnisses radelt.“
(Herman Bianchi)

„Für uns Gefangene soll und darf sich niemand einsetzen. In Luxemburg bevorzugt man es, die Gefangenen wegzusperren. Und dann alle Verbindungen nach draußen zu kappen, damit sie auf ewig isoliert sind. Das heißt, sie werden sich nie mehr in der freien Welt zurechtfinden können.“ mehr lesen / lire plus

DEMENZ: Der Verlust der Welt

Die dänische Autorin Kirsten Thorup und ihr niederländischer Kollege Bernlef versuchen herauszufinden, was im Kopf von Alzheimerkranken vor sich geht.

Wenn die Erinnerung verloren geht:
Den Alltag aufhellen, ohne ein Lachen zu erzwingen, möchte
dieser Klinikclown.

„Das Alter ist kein Kampf,
das Alter ist ein Massaker.“
(Philip Roth)

Schätzungsweise 5.000 Menschen in Luxemburg leiden an Alzheimer. Diese Krankheit ist die häufigste Form der Demenz. Langsam aber stetig fortschreitend gehen die Nervenzellen des Gehirns unter, was ebenso fortschreitend zum Verlust des Gedächtnisses führt. Das Leiden gleicht einem Verdikt, denn eine Heilung ist bis dato nicht möglich. Neben der schwindenden Intelligenz stellt die Veränderung in der Persönlichkeit eines der drastischsten Symptome dar, nicht zuletzt für die Umwelt der Erkrankten. mehr lesen / lire plus

NATIONALSOZIALISMUS: Mörderische Sachlichkeit

Tiefe Einblicke in das Getriebe des „Dritten Reichs“ und die Mentalität der Deutschen gewähren die Bücher zweier Zeugen der damaligen Zeit.

„Der deutsche ‚Träumer’ und ‚Idealist’ ist zum brutalsten ‚Pragmatiker’ geworden, den die Welt je gesehen hat“ (Marcuse): Parade des Reichsarbeitsdienstes auf dem Zeppelinfeld in Nürnberg anlässlich des Reichsparteitags von 1936.
(Foto: faculty-web@northwestern.edu)

Zum Geschäft der Vertreter konkurrierender Forschungsansätze über den Nationalsozialismus gehört es nicht zuletzt, sich gegenseitig die Qualität und Quantität der herangezogenen Quellen madig zu machen. So kommt es, dass sich bei der Lektüre, thematisch bedingt ohnehin kein Vergnügen, manchmal auch noch der Zweifel einstellt, ob der Interpretation des Materials durch den Autor überhaupt zu trauen ist. mehr lesen / lire plus

POLITIKERLEBEN: Joschka mittendrin

Die Welt als Discokugel – auch in seiner Autobiografie inszeniert sich der ehemalige deutsche Außenminister als Star*.

Der künftige Ratspräsident und sein Vize? Jedenfalls zwei Meister der Selbstinszenierung – Fischer und Juncker verfügen zwar nicht über das gleiche Parteibuch, jedoch über viel Gespür dafür, wie man selbst eine skeptische Menschenmasse für sich gewinnt.

Als Karl Marx seinerzeit das Wort von den „Charaktermasken“ schuf, zielte er auf den ebenso abstrakten wie übersubjektiven Zwang ab, unter dem die Einzelnen im Kapitalismus dazu getrieben werden, in der Rolle des Unternehmers, Arbeiters, Politikers, etc. zu agieren. Der Gesellschaftskritiker durfte zu Zeiten des Liberalismus jedoch hoffen, dass sein kritischer Begriff vom Subjekt in der kapitalistischen Gesellschaft nicht unmittelbar mit diesem Subjekt identisch ist, dass – vereinfacht gesagt – die Realität des Menschen also nicht ganz so jämmerlich aussieht, wie von ihm angenommen. mehr lesen / lire plus

GEFANGENENHILFE: „Gefängnis ist gesundheitsschädlich“

Die asbl „info-prison“ ist Geschichte. Gründungsmitglied Jeannot Schmitz bilanziert die Arbeit der Häftlingshilfsorganisation und spricht über die Probleme, die das Luxemburger Gefängniswesen mit sich bringt.

Am Ende steht der Anfang:
„Ich glaube es braucht eine Zeit, aber ich gehe davon aus, dass irgendwann etwas Neues entsteht“, sagt Jeannot Schmitz über die Auflösung von „info-prison“.
(Foto: Christian Mosar)

woxx: Info-prison ist angetreten, um den Gefangenen außerhalb der Gefängnismauern eine Stimme zu geben. Wie hat sich die Arbeit in den 18 Jahren seit der Gründung der asbl verändert?

Jeannot Schmitz: Anfangs waren viel mehr Leute von draußen, die zum Teil selbst Gefängniserfahrung hatten, an dem Thema interessiert und haben sich dafür eingesetzt, dass sich an der Situation ?drinnen` mehr lesen / lire plus