Damit europäische Richtlinien wirksam sind, müssen sie mit Rücksicht auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen ausgearbeitet und implementiert worden sein. Dabei reicht es nicht beispielsweise nur den Faktor „Behinderung“ zu untersuchen, den Aspekt der Geschlechterdiskriminierung aber außen vor zu lassen. Der Gender Equality Index gibt Aufschluss über sich überschneidende Benachteiligungsfaktoren.
Zum heutigen internationalen Tag der Menschen mit Behinderung nimmt das European Institute for Gender Equality (Eige) in den Blick, inwiefern Menschen mit Behinderung durch weitere Benachteiligungsfaktoren zusätzlich marginalisiert werden – und zwar am Beispiel von Frauen mit einer Behinderung. Um genau zu sein, wird auf den vom Eige im Jahr 2017 publizierten Gender Equality Index verwiesen.
Laut diesem sind Frauen mit einer Behinderung nicht nur mit größeren Hürden konfrontiert als nicht-behinderte Frauen, sondern auch als Männer mit einer Behinderung. Sie verfügen weniger oft über einen Universitätsabschluss und sind einem höheren Armutsrisiko ausgesetzt. Vor allem auf dem Arbeitsmarkt sind sie stark benachteiligt: Nur 19 Prozent der Frauen mit einer Behinderung gehen einer Vollzeitbeschäftigung nach, bei Frauen ohne Behinderung sind es 47 Prozent und bei Männern mit einer Behinderung 28 Prozent. Menschen mit einer Behinderung verdienen im Schnitt 5 Prozent weniger als solche ohne Behinderung. Auch was die Arbeit im Haushalt betrifft zeigen sich deutliche Unterschiede: Während 79 Prozent der Frauen mit einer Behinderung täglich kochen und putzen, und 29 Prozent Care-Arbeit leisten, tun ersteres nur 41 und letzteres 20 Prozent der Männer mit einer Behinderung. In Anbetracht dessen ruft das Eige dazu auf, bei Inklusions-Strategien immer auch Genderaspekte mitzudenken.
Ein wichtiger gesellschaftlicher Ausschlussfaktor den Eige darüber hinaus identifiziert ist Ableismus. Dabei handelt es sich um die Diskriminierung einer Person aufgrund ihrer Behinderung. Dazu zählen die Haltung Behinderung sei etwas Negatives und Tragisches sowie die Ansicht, dass das einzig positive an einer Behinderung in der Möglichkeit liege, sie zu überwinden.
Weltweit leben laut Eurostat 75,5 Millionen Menschen mit einer mittleren Behinderung und 34,9 Millionen mit einer schweren Behinderung. Das betrifft insgesamt 30 Prozent aller Frauen und 25 Prozent aller Männer.
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