Demo gegen Glyphosat und für den Minister

„Meng Landwirtschaft“ appelliert an die Standhaftigkeit von Fernand Etgen. Dies im Vorfeld des nächsten Versuchs der EU-Kommission, die Genehmigung für Glyphosat zu verlängern.

Was ist schöner als eine Demo unter FreundInnen? Gestern Mittag demonstrierte die NGO-Plattform „Meng Landwirtschaft“ vor dem Agrarministerium. Nicht etwa, weil sie unzufrieden mit Fernand Etgen sind, sondern um ihn bei seiner Ablehnung des Pestizids Glyphosat zu unterstützen.

Nachdem sich die EU-Mitgliedstaaten am 25. Oktober nicht auf eine Verlängerung der Genehmigung des umstrittenen Pestizids einigen konnten, steht am 27. oder 28. November ein weiterer Versuch an. Der Druck steigt, denn am 15. Dezember läuft die jetzige Genehmigung automatisch aus.

Statt einer Verlängerung der Genehmigung – und sei es nur für drei Jahre – fordert die NGO-Plattform ein Verbot mit einer Übergangsfrist. Für den Fall eines solchen Phase-Out zeigt sich die Plattform kompromissbereit: Glyphosat könnte mit Einschränkungen bis Ende 2022 genutzt werden. Damit schließt sich „Meng Landwirtschaft“ einer Resolution des Europaparlaments an, die eigentlich einen – von manchen als faul kritisierten – Kompromiss darstellt.

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Text der Pressemitteilung:

„Meng Landwirtschaft“ fordert ein endgültiges Verbot von Glyphosat und unterstützt darin Landwirtschaftsminister Etgen

Luxemburg, den 22. November 2017. Vertreter der Plattform „Meng Landwirtschaft“ (1) demonstrierten heute vor dem Landwirtschaftsministerium, um ihre Forderung an den Landwirtschaftsminister Fernand Etgen zu bekräftigen, seine Ablehnung gegenüber Glyphosat in der EU aufrecht zu erhalten und sich gegen jegliche Verlängerung oder Neuzulassung von Glyphosat auszusprechen. Am 27./28. November kommt der Berufungsausschuss der  EU zusammen, um über einen Vorschlag der EU-Kommission zur Verlängerung der Zulassung von Glyphosat abzustimmen. Dessen EU-weite Genehmigung läuft am 15. Dezember aus.

Die EU-Staaten konnten sich bei der letzten Sitzung, und das zum sechsten Mal, erneut nicht auf eine mehrheitliche Position einigen. Das EU-Parlament hat bereits mit großer Mehrheit das Aus für das Totalherbizid gefordert und eine Übergangsfrist mit Einschränkungen zum Gebrauch bis 2022 vorgeschlagen. Dies entspricht auch der Forderung der erfolgreichen Europäischen Initiative „Stop Glyphosate“, welche im Laufe dieses Jahres mit Ihrer Forderung, das Glyphosat zu verbieten, bereits 1,3 Millionen Unterschriften sammeln konnte.

Meng Landwirtschaft unterstützt den Landwirtschafts- und Verbraucherschutzminister Etgen dabei, das Vorsorgeprinzip walten zu lassen und gegen eine weitere Zulassung von Glyphosat zu stimmen. Das Totalherbizid soll nach einer Übergangsphase für immer vom Markt verschwinden.

Der Minister und die DemonstrantInnen vereint gegen Glyphosat. (Foto: Meng Landwirtschaft)

„Meng Landwirtschaft“ erwartet von Landwirtschaftsminister Etgen einen konsequenten Aktionsplan zur Reduzierung der Pestizide. Daneben muss auch der Aktionsplan für Biologische Landwirtschaft beschleunigt werden damit das  Ziel des Rifkinprozesses, bis 2050 flächendeckend Bio-Landwirtschaft zu haben, überhaupt erreicht werden kann. Es gibt also genügend Orientierungspunkte für Minister Etgen.

Glyphosat wird von der Weltgesundheitsorganisation WHO als im Verdacht stehend, krebserregend zu sein, eingestuft. Glyphosat ist das meist verwendete Herbizid in Luxemburg, Europa und weltweit: alle Pflanzen und Unkräuter auf einem Acker oder einer Wiese werden komplett abgetötet. Die Folgen für die Biodiversität, das Bodenleben, das Grundwasser sowie Bäche sind verheerend. Die letzten Studien über das massive Insektensterben stehen eindeutig im Zusammenhang mit dem Pestizidgebrauch, darunter auch Glyphosat, welches die Pflanzen, die als Nahrungsgrundlage für viele Insektenarten dienen, komplett eliminiert. Hinzu kommen die gesundheitlichen Risiken für die Bevölkerung bei der Anwendung sowie auch durch die Rückstände in den Nahrungsmitteln und im Trinkwasser.

Jedoch wird das Gesundheitsrisiko für den Menschen von den Behörden immer wieder runtergespielt. Die zuständigen europäischen Behörden für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und für Chemikalien (ECHA) kamen in den der EU-Kommission vorgelegten Gutachten zur Schlussfolgerung, Glyphosat sei nicht krebserregend. Anfang Oktober haben Anhörungen von Sachverständigen im Europaparlament klargestellt, dass diese Gutachten in weiten Teilen von Industrie- und sogar von Monsantoberichten abgeschrieben und bewusst verschleiert wurden. Ein wissenschaftlicher Betrug! Meng Landwirtschaft fordert die Regierung auf, sich bei der EU-Kommission für eine dringende Reform und die Einrichtung eines wirklich unabhängigen Genehmigungsverfahrens einzusetzen.

(1) Die Plattform Meng Landwirtschaft wird von folgenden 23 Organisationen getragen: natur&ëmwelt, Bio-Lëtzebuerg, Greenpeace Luxemburg, Action Solidarité Tiers Monde, SOS Faim Luxembourg, Mouvement Ecologique, Caritas Luxembourg, Aide à l’Enfance de l’Inde, attac, CELL, Cercle de Coopération, Emweltberodung Lëtzebuerg, Eglise catholique à Luxembourg, etika, Fairtrade Letzebuerg, Frères des Hommes, FUAL, Initiativ Liewensufank, Ligue CTF, SEED, Slow Food Luxembourg, VegInfo Luxembourg und Vegan Society Luxembourg.

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