Bevor in der „Neischmelz“ ein ökologisches Viertel entsteht, sollen Zwischennutzungen eine Zwischenblüte entstehen lassen.
Seit 2005 wird in Düdelingen kein Stahl mehr produziert, nun fangen bald die Arbeiten für ein neues Stadtviertel an. Ein CO2-neutrales „Öko-Viertel“ soll es werden, mit sozialer und funktionaler Durchmischung. Auf beinahe 40 Hektar sind gut tausend Wohneinheiten geplant, außerdem Gewerbe wie Gastronomie, Handwerk und Start-ups. „Eine große Herausforderung, aber auch eine einmalige Gelegenheit“, nannte der Düdelinger Bürgermeister Dan Biancalana (LSAP) die Situation. Bis zur Fertigstellung des neuen Viertels werden jedoch noch zehn bis 15 Jahre vergehen – weshalb seit 2012 Zwischennutzungen angestrebt werden. Bereits jetzt sind auf dem Areal eine Infrastruktur für Geflüchtete, ein Skatepark, ein Inkubator für junge Start-ups und das Kunstkollektiv „DKollektiv“, das sich in der „Hall Fondoucq“ niedergelassen hat, vertreten.
Mehr als leere Worthülsen
Am vergangenen Montag, dem 22. Januar, stellte die Gemeinde Düdelingen gemeinsam mit dem Fonds de Logement und der Initative Cell weitere Pläne für die Zwischennutzung der Neischmelz vor. „Wir wollen das neue Viertel bereits mit Leben füllen, bevor die ersten Menschen einziehen“, erklärte Biancalana die Pläne der Gemeinde. In Zusammenarbeit mit Cell, bzw. dem lokalen Ableger Transition Minette, soll der Übergang gestaltet werden. Seit 2013 gibt es regelmäßige Workshops und Bürger*innenforen, in denen über die transitorische Nutzung des Areals beratschlagt wird.
„Bürgerbeteiligung darf aber keine leere Worthülse sein, sondern muss mit Leben gefüllt werden“, betonte Norry Schneider von Transition Minette, „Zweimal im Jahr organisieren wir ein großes Forum, bei dem wir schauen, welche Projekte umgesetzt wurden und wie man diese am Leben erhalten kann. Das ist auch immer der Moment, zu dem wir neue Menschen ins Boot holen können.“ Das nächste Bürger*innenforum findet am 7. Februar statt.
Ein solches Projekt war das„Repair Café“, das von Transition Minette in Düdelingen realisiert wurde. Jede*r konnte kaputte Geräte oder Alltagsgestände ins „Pomhouse“ bringen, wo sie dann von ehrenamtlichen Fachleuten repariert wurden. Das nächste große Vorhaben ist ein Gemeinschaftsgarten, der auf der Industriebrache entstehen soll. Hier laufen die Vorbereitungen bereits auf Hochtouren: Transition Minette plant, ihn in der Gestalt von mobilen Hochbeeten entstehen zu lassen.
Kunst, mobile Gärten und Teqball
Die haben den Vorteil, dass sich niemand um die möglicherweise von dem ehemaligen Stahlwerk verursachte Bodenverseuchung Sorgen machen muss. Andererseits können sie immer dann bewegt werden, wenn die Baustellen in dem Viertel es verlangen. An diesem Samstag, dem 27. Januar können sich Interessierte bei einer Auftaktveranstaltung im Pomhouse über die Modalitäten informieren.
Insgesamt 160.000 Euro stellt die Gemeinde dieses Jahr für die Zwischennutzung zur Verfügung. Davon werden allerdings nicht nur die Gemeinschaftsgärten und Bürger*innenforen finanziert, sondern auch eine Sportinfrastruktur für Teqball, Streetball und Calisthenics. Geplant ist auch eine Ausstellung über die Geschichte des Areals. In 15 Jahren, wenn das Viertel steht, sollen die Zwischennutzungen allerdings nicht komplett verschwinden. 40 Prozent des Areals sollen Freiflächen bleiben, in die dann auch die Gemeinschaftsgärten integriert werden können.