Festival: 33,7 Stunden Musik

Das Ensemble United Instruments of Lucilin lädt am Wochenende zu seinem Festival „33,7“ und damit zu einem musikalischen Marathon in die Escher Kulturfabrik ein.

„Lino gris“ von François Sarhan, ein Stück zwischen Performance, Konzert und Theater, wird beim Festival 33,7 aufgeführt und versetzt eine kleine Gruppe von Zuschauer*innen ins Herz der Kunstaktion. (© United Instruments of Lucilin)

Wie viel sind 2022 Minuten in Stunden? Bevor Sie sich den Kopf zerbrechen – United Instruments of Lucilin, das bekannte luxemburgische Ensemble für zeitgenössische Musik, hat es ausgerechnet: 2022 Minuten entsprechen 33,7 Stunden. Das Ensemble will diese Stunden am kommenden Wochenende mit Musik, multimedialen Projekten, Film-Konzerten und weiteren künstlerischen Beiträgen füllen. Was es mit den 2022 Minuten auf sich hat, ist schnell erklärt: Das Festival ist Teil des Esch2022-Programms. Schauplatz ist die Escher Kulturfabrik (Kufa).

„33,7 est d’abord une gigantesque cartographie musicale représentant la mixité de population caractéristique du sud du Luxembourg et sa région voisine française”, heißt es in der Pressemitteilung zum Konzept des Festivals. Die Umsetzung ist dem Ensemble gelungen, denn die 62 Komponist*innen kommen aus unterschiedlichen Ecken der Welt: aus Großbritannien, Italien, Portugal, Spanien oder der Großregion. Luxemburg ist vorwiegend durch bekannte männliche Musiker vertreten, darunter Gast Waltzing, Pascal Schumacher, Francesco Tristano und Camille Kerger. Unter den 15 Komponist*innen, die in Luxemburg und im Zuge des Festivals aktiv sind, befinden sich mit Catherine Kontz, Tatsiana Zelianko, Albena Petrovic und Nigji Sanges laut Pressemitteilung vier Frauen.

Immerhin machen die Frauen den Anfang, wenn an diesem Samstag, dem 17. September, um 10 Uhr der Startschuss zum musikalischen Marathon fällt. Das Konzert „String Premieres“ eröffnet das Festival. Das Stück feiert seine Premiere: Giulia Lorusso, Sonja Mutic und Tatsiana Zelianko präsentieren drei unveröffentlichte Stücke für Streichinstrumente. Eine weitere Uraufführung gibt es am Abend, wenn Gast Waltzing im Anschluss an Fausto Romitellis „Leçons de Professor Bad Trip“ eine neue Kreation vorstellt, gefolgt von einer Solo-Performance von Francesco Tristano. Insgesamt stehen 15 Weltpremieren auf dem Programm.

Für Nachteulen und frühe Vögel

Keine geringere als Éliane Radigue, französische Pionierin der Elektromusik, rundet den ersten Festivaltag ab. Radigues musikalische Karriere begann in den 1950er-Jahren, die Nutzung des ARP Synthesizers wurde zu ihrem Markenzeichen. Ihr als hypnotisierend beschriebenes Werk „Ile Re-Sonante“ wird in der Nacht zum Sonntag, um 0:30 Uhr, in der großen Halle der Kufa gespielt. In der Pressemitteilung wird ein „concert en écoute immersive“ versprochen.

Wer keine Nachteule, dafür aber Frühaufsteher*in ist, den dürfte das Morgenprogramm am Sonntag interessieren. Ab 7:30 Uhr wird das Pu
blikum mit Kaffee und Croissants begrüßt, um 8:00 Uhr beginnt dann das Film-Konzert zu „Finis Terrae“ (1929) von Jean Epstein. In dem Stummfilm steht das Schicksal von vier Seetangfischern im Vordergrund, die für drei Monate auf der Insel Bannec vor der bretonischen Küste arbeiten. Es ist der erste Teil von Epsteins Trilogie über das Leben an der bretonischen Küste. Nigji Sanges, italienisch-luxemburgische Komponistin, hat ein Konzert zu „Finis Terrae“ konzipiert. Dabei handelt es sich nicht um eine Produktion für das Festival: United Instruments of Lucilin und das Kulturzentrum Cape Ettelbrück hatten das Stück in Auftrag gegeben, im Juni 2022 wurde das Film-Konzert im Cape aufgeführt.

Die erwähnten Veranstaltungen sind nur ein Bruchteil dessen, was am Wochenende geboten wird. Das gesamte Gelände der Escher Kufa verwandelt sich in ein Mekka für Musik- und Kunstliebhaber*innen: Es werden zehn Räume bespielt, fünf Installationen sind dauerhaft zugänglich, dreißig Musiker*innen geben Livekonzerte, zwanzig Künstler*innen sind hinter den Kulissen zugange oder präsentieren Videoprojekte. Vor Ort helfen Kulturvermittler*innen, sich in diesem Programmdschungel zurechtzufinden, und geben Auskunft über Rundgänge auf Maß: Die einen passen zum Familienbesuch, die anderen eher zu experimentierfreudigen Kulturliebhaber*innen.

Wem das alles zu viel Trubel ist, kann in der Nacht von Samstag auf Sonntag das Radio aufdrehen: Radio 100,7 strahlt von 3:00 bis 7:00 Uhr das Spätprogramm aus. Am 25. Oktober, um 14:00 Uhr, gibt es darüber hinaus dort in der Sendung „Musek am Gespréich“ Interviews und Mitschnitte vom Festival zu hören. Ende Oktober widmet der Sender dem Festival weitere Beiträge im Zusammenhang mit der zehnteiligen Serie „nouvelles musiques“ mit Fokus auf die luxemburgische Musikszene.

Der Eintritt zum Festival ist an beiden Tagen frei. Das komplette Programm sowie weiterführende Informationen sind auf den Internetsites der Kufa und United Instruments of Lucilin zu finden.

33,7. A two-day festival of new music – 
a musical cartography of Eschs diversity in 2022 minutes, 17. – 18. September in der Kulturfabrik Esch.

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