Frauenrechte: Zwei Schritte vor und … weiter

Am 20. November beginnt in Luxemburg die diesjährige Orange Week. Bis zum 10. Dezember wird es im ganzen Land Diskussionsrunden, Fortbildungen, Ausstellungen und Vorträge zum Thema Gewalt gegen Frauen geben. Mit der Wahl Trumps müssen nicht nur Frauen in den USA dafür kämpfen, dass in puncto Frauenrechte nicht weiter der Rückwärtsgang eingelegt wird.

„Kämpfe als hänge deine Zukunft davon ab“, damit es nach drei Schritten zurück weiter vorwärts gehen kann. (Foto: Gayatri Malhotra/unsplash)

„Hors d’haleine“ – außer Atem. Das ist der Titel des Films über häusliche Gewalt, der in diesem Jahr offiziell die Orange Week in Luxemburg eröffnen wird. Bereits seit 1991 macht die UN-Kampagne „Orange the World“ auf Gewalt gegen Frauen und Mädchen aufmerksam. Jedes Jahr vom Internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen am 25. November bis zum 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte. Seit 2008 ist die „Orange Week“ Teil der „Unite to End Violence Against Women“ Kampagne des UN-Generalsekretärs, die von UN-Women durchgeführt wird. Seitdem hat sich viel getan, viel Gutes, viel Schlechtes und viel wahrhaft Desaströses.

Seit Monaten läuft in Frankreich ein Prozess, der die ganze Welt erschütterte. Dominique Pelicot hat seine Ex-Frau Gisèle Pelicot über fast ein Jahrzehnt unter Drogen gesetzt und sie im Internet zur Vergewaltigung angeboten. Von den über 80 Männern, die der Täter während der Taten auf Video aufnahm, konnten nur 50 identifiziert und vor Gericht gestellt werden. Ein für viele schockierender Aspekt dieser Verhandlung: die Täter sind keine Monster. Sie bilden in Alter, Beruf und Familienstand die gesamte Breite der Gesellschaft ab. Das zeigt das Ausmaß der Misogynie, tief eingegraben in den patriarchalen Strukturen dieses Systems. Alle Frauen, die bereits häusliche Gewalt erlebt haben, sind sicherlich nicht von der „Normalität“ der Täter überrascht. Wie erschreckend „normal“ und alltäglich diese Gewalt ist, spiegelt sich auch in den Statistiken wider.

Wer gegen Gewalt und Hass gegen Frauen vorgehen will, braucht Ausdauer, um nicht außer Atem zu kommen.

(Foto: Josh Howard/Unsplash)

Vor ein paar Jahren lautete der „Schockslogan“, mit dem die Orange Week in Deutschland für Aufmerksamkeit sorgen wollte, noch „Jeden dritten Tag stirbt eine Frau durch die Hand ihres Partners oder Ex-Partners“. In diesem Jahr hat UN-Women Deutschland den Slogan der Kampagne an die aktuellen Zahlen angepasst. , heißt er nun. In Luxemburg werden Femizide (un)sicherheitshalber lieber gar nicht erst statistisch erfasst. Das Land ist klein und jede*r kennt jede*n – eines der Probleme, was hierzulande (sexualisierte) Gewalt gegen Frauen am Arbeitsplatz angeht.

Wer gegen Gewalt und Hass gegen Frauen vorgehen will, braucht Ausdauer, um nicht außer Atem zu kommen. Die Wiederwahl Donald Trumps war in mehrfacher Hinsicht ein Schlag unter die Gürtellinie. „Your Body. My Choice“, eine abscheuliche Aneignung des bekannten Ausrufs „My Body, My Choice“, mit dem Frauenrechtler*innen für das Recht auf Abtreibung kämpfen, ist seitdem der Schlachtruf aller männlichen Trump-Fanatiker, die jetzt unverhohlen zu ihrem Frauenhass stehen. Noch ein „schockierender“ Aspekt für viele: In der Abtreibungsdebatte ging es nie um das Recht auf Leben, sondern um die Ausübung von Macht.

Wer als Frau diese Themen auf Social Media verfolgt, kann es schnell mit der Angst zu tun bekommen. Doch diese Angst kann auch die Kraft zur Gegenwehr und Veränderung stärken. Der Weg mag noch lang sein, und in Jahren wie diesem scheint er sogar noch länger geworden zu sein. Aber auch die Zahl derer, die sich gegen die Entwicklung wehren, die laut werden, die Schilder mit Gisèle Pelicots ikonischem Satz „Die Scham muss die Seite wechseln“ in die Luft strecken, ist größer geworden. Und gerade wenn die Welt gefühlt drei Schritte zurück gemacht hat, heißt es: tief Luft holen und weiter geht’s.


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