Gestiegene Wohnpreise: Schwächste Haushalte leiden am meisten

Alleinerziehende und ohnehin schon arme Menschen leiden besonders stark unter den hohen Wohnpreisen in Luxemburg.

Eine neue Studie des Statec kommt zu alarmierenden Erkenntnissen: Die Ärmsten der Bevölkerung bekommen die gestiegenen Wohnpreise am meisten zu spüren. Und, nicht weniger bedenklich: Nach Abzug der Wohnausgaben sind nahezu alle Bevölkerungsschichten einem höheren Armutsrisiko ausgesetzt. Die hohen Wohnkosten tragen somit maßgeblich zu den hiesigen sozialen Ungleichheiten bei.

Die Immobilienpreise in Luxemburg sind zwischen 2011 und 2018 pro Jahr um 5,4 Prozent gestiegen. Doch wie die Studie des Statec zeigt, haben nicht alle sozialen Schichten diese Steigerung gleichermaßen zu spüren bekommen. Für die ärmsten 20 Prozent des Landes sind die Preise zwischen 2012 und 2017 um 20 Prozent gestiegen, für die wohlhabendsten 20 Prozent dagegen lediglich um sieben Prozent. Damit unterscheidet sich Luxemburg etwa von Deutschland, wo die Preise stärker für die Wohlhabendsten angestiegen sind als für die Ärmsten.

Auch beim Verhältnis zwischen Einkommen und Wohnausgaben gibt es hierzulande deutliche Unterschiede zwischen Arm und Reich: 2017 gaben die sozial schwächsten Haushalte im Durchschnitt 42 Prozent ihres Einkommens zum Wohnen aus. Bei den Wohlhabendsten waren es dagegen nur 14,5 Prozent. Die logische Konsequenz davon ist, dass nach Abzug der Wohnausgaben der „Rest zum Leben“, wie das Statec schreibt, je nach Haushalt sehr unterschiedlich ausfällt. Das sei vor allem deshalb beachtenswert, da die üblichen Ungleichheitsindikatoren das verfügbare Einkommen vor den Wohnausgaben in Betracht ziehen. Daraus folgt, dass Ungleichheiten bezüglich Lebensniveau nach den Wohnausgaben größer sind als davor. „Le coût de logement amplifie donc les inégalités déjà existantes qui s’accroissent au cours des années“, folgert das Statistikamt.

Erhöhtes Armutsrisiko

Mit der Steigerung der sozialen Ungleichheiten geht auch ein erhöhtes Armutsrisiko einher. Im Jahr 2017 riskierten 15,8 Prozent der Bevölkerung, in die Armut abzurutschen. Zieht man die Wohnausgaben ab, sind es allerdings 24 Prozent.

Die einzigen Bevölkerungsgruppen, für die das Armutsrisiko nach Abzug der Wohnausgaben nicht gestiegen ist, waren die Wohnungsbesitzer*innen, die keinen Immobilienkredit mehr zurückbezahlen müssen und die Rentner*innen. Am größten war die Differenz bei den Alleinerziehenden. Ebenfalls bedeutend war der Unterschied bei Menschen, die einem handwerklichen Beruf nachgehen und solchen, die in einem Haushalt mit zwei Erwachsenen und mehr als einem Kind leben. In puncto Nationalität sind Portugies*innen und Menschen aus Drittstaaten am meisten belastet.

Bei der Studie wurden einzig Personen berücksichtigt, die nicht zur Schule gehen oder studieren und die nicht von reduzierten Mietpreisen profitieren.


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