Kultur und Nachhaltigkeit: Grün hinter der Bühne

Der Kultursektor sieht grün: Letzte Woche veröffentlichte das Kulturministerium ein Dossier zur Nachhaltigkeit im Kulturbetrieb. Auch wenn die Akteur*innen an einem Strang ziehen, bleibt der Frust nicht aus.

Viele Kulturhäuser haben wenig Platz für sperrige Kulissen. Ein gemeinsamer Fundus könnte Abhilfe schaffen. (Foto: 383961/Pixabay)

„Der subventionierte Kultursektor ist nicht ernsthaft an Nachhaltigkeit interessiert“, schreibt Serge Tonnar, Musiker und einer der Wegbereiter der Arbeitsgruppe „Écoresponsabilité“ der Theater Federatioun, der woxx. „Seit mindestens zwanzig Jahren wird darüber gesprochen, doch es geschieht nichts. Es braucht einen Paradigmenwechsel, der von den Geldgebern ausgeht.“ Doch wie könnte ein solcher Wandel aussehen? Das Kulturministerium gibt sich nach außen hin bemüht: Letzte Woche veröffentlichte es das Dossier „L’écoresponsabilité dans la culture“, welches Teil seiner Publikationsreihe „Les cahiers du ministère de la culture“ ist.

Unter der Leitung der Regierungs-mitarbeiter*innen Josée Hansen und Jo Kox trug ein Redaktionsteam zahlreiche Informationen zum Thema zusammen. Am Ende des Dossiers steht der Text „L’écoresponsabilité des arts de la scène en point de mire“ von Pablo Chimienti, Kommunikations- und Pressebeauftragter der Theater Federatioun.

Sein Text beginnt mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie 2020: Damals hätten Serge Tonnar und Stéphane Ghislain Roussel, unter anderem Kurator und Regisseur, die Basis für die Arbeitsgruppe „Écoresponsabilité“ der Theater Federatioun gelegt. Tonnar ist inzwischen ausgestiegen, Roussel und Peggy Wurth, Kostümbildnerin und ehemalige Präsidentin der Association luxembourgeoise des professionnels du spectacle vivant, haben die Leitung übernommen.

Die Gruppe hat seit ihrer Gründung unter anderem zwei Punkte ausgemacht, die für einen nachhaltigeren Kulturbetrieb unabdinglich sind: die Nachhaltigkeit der Aufführungen und die Einrichtung eines gemeinsamen Fundus.

Nachhaltigkeit ist Programm

Wer Nachhaltigkeit und Aufführungen in einem Satz liest, denkt vermutlich zuerst an Getränke in Mehrwegbechern bei Kulturevents. Gemeint ist aber die Art und Weise, wie Kultur produziert wird, und was es bei der Programmierung zu beachten gilt. „Depuis des années, le constat est clair : La richesse et la variété de l’offre culturelle au Luxembourg cache une surproduction exponentielle de spectacles“, zitiert Chimienti Tonnar und Roussel. Zum Überblick: Zwischen September 2022 und September 2023 wurden in Luxemburg 963 Kulturproduktionen registriert; davon 617 in moderner Musik, 185 im Bereich Klassik, 98 im Theater und 63 im Tanz (Quelle: „Liser, Analyse de la programmation culturelle 2022-2023 dans une perspective sensible au genre au Luxembourg“). Insgesamt fanden 1.365 Kulturevents statt.

Zu viel, wenn man sich die Aussagen der Künstler*innen im Dossier anschaut. „Il faut sortir de l’idée de production et remettre au centre l’idée de création; ne pas s’intéresser qu’au produit final, mais aussi à tout ce qui a amené à ça“, erwähnt Chimienti beispielsweise Peggy Wurths Ansicht. Die Künstler*innen würden bevorzugen, länger und anders als bisher an ihren Kreationen zu arbeiten. Wurth nennt als Beispiele die Teilnahme an Residenzen, Ateliers und Begegnungen mit dem Publikum.

Ein weiterer Faktor, der zur Überproduktion beitrage, sei die Kurzlebigkeit der Stücke. „Au Luxembourg, on avait une tradition de créer des spectacles et de les catapulter sur scène ; une fois que c’est fait, c’est fini“, wird Stéphane Ghislain Roussel im Dossier zitiert. Im Ausland durchlaufe eine Produktion mehrere Etappen; der Austausch mit dem Publikum sei eine davon. „Tout ce qui est la relation au public a trop longtemps fait défaut chez nous“, so Roussel.

Diese Themen beschäftigen auch Carole Lorang, Intendantin am Escher Theater. Ihr Haus wird im Dossier als positives Beispiel für eine nachhaltige Programmierung und den Umgang mit Produktionen angeführt. Im Gespräch mit der woxx betont Lorang, das Escher Theater setze gezielt auf Kulturvermittlung, sprich auf ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm in Zusammenarbeit mit den Theaterpädagoginnen Anja Hoscheit und Linda Bonvini (Kinder- und Jugendtheater), Lena Batal (Kulturvermittlerin) sowie den Kompanien. Das komme nicht nur dem Publikum zugute, sondern auch den Regisseur*innen und Schauspieler*innen, die momentan drei bis vier Stücke im Jahr stemmen müssten, um über die Runden zu kommen. In der Vergangenheit war sie selbst als freischaffende Regisseurin aktiv und weiß: „Es geht an die Substanz, ständig kreativ sein zu müssen. Vor allem, wenn die eigenen Kreationen am Ende nur drei, vier Mal gespielt werden.“ Lorang spricht von „kreativer Verschwendung“ und vom Druck, unter dem Kulturschaffende leiden.

Trugschlüsse

Doch sinken mit der Reduzierung des Hauptprogramms nicht auch die Jobchancen? Ein Umstand, der vor allem nebenberufliche Künstler*innen, die schlecht vernetzt oder unbekannt sind, treffen könnte? Im Austausch mit Lorang entpuppen sich diese Fragen als Grundsatzdiskussion. Das Angebot steige kontinuierlich; als Intendantin müsse sie ohnehin eine Auswahl treffen und es sei nicht neu, dass dabei Stücke auf der Strecke blieben. Lorang räumt ein, dass es heute schwieriger sei, sich gegen die Konkurrenz zu behaupten. Die Professionalität der Kompanien und der Kulturschaffenden sei zweifelsfrei ein Kriterium, wenn sie Stücke auswähle. Das Escher Theater versuche aber, durch partizipative Projekte möglichst viele Menschen eine Plattform zu bieten. „Theater gehört in die Mitte der Gesellschaft“, sagt sie. „Das gelingt uns nur, wenn wir Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen eine Bühne geben.“

Eine weitere Frage, die sich stellt, ist die nach dem Import von Produktionen. Die meisten Kulturhäuser in Luxemburg greifen regelmäßig auf Projekte aus dem Ausland zurück. Lorang argumentiert mit der Diversität des Angebots und mit dem Budget: Eigenproduktionen seien im Schnitt teurer als der Einkauf im Ausland; der Empfang internationaler Kompanien werde zumindest in Esch sowohl von ihrem Team als auch vonseiten der Gemeindepolitik großgeschrieben.

Die Intendantin betont in dem Kontext, die wenigsten Künstler*innen reisten für einen Einzelauftritt nach Luxemburg oder in die Großregion. Oft seien die Auftritte Teil einer Tournee. „Es ist falsch davon auszugehen, große Kompanien aus dem Ausland scherten sich nicht um Nachhaltigkeit“, so Lorang. „Ihre Tourneen sind oft minutiös geplant und die Auftritte so abgestimmt, dass die Transportwege möglichst kurz sind.“ Dies schon allein aus Kostengründen; dasselbe gelte für die Teilnahme an Festivals.

Per se sind Festivals dennoch alles andere als nachhaltig: In der Regel haben sie zum Ziel, über einen kurzen Zeitraum hinweg möglichst vielen Künstler*innen eine Bühne zu geben und ein großes Publikum anzulocken. Das ist besonders dann der Fall, wenn die politischen Verantwortlichen auf Großevents setzen und es dabei sogar versäumen, die lokale Kulturszene zu fördern. Ein gutes Beispiel dafür ist der Streit um die Nutzung des „Bâtiment 4“ in Esch. Als Esch 2022 europäische Kulturhauptstadt war, durften verschiedenste Künstler*innengruppen das ehemalige ArcelorMittal-Verwaltungsgebäude nutzen. 2023 kam es zum Konflikt; mehrere Gruppen mussten wegen fehlender Unterstützung ausziehen und warfen der Stadt Esch vor, das Gebäude für das Großevent Francofolies nutzen zu wollen (die woxx berichtete, siehe woxx.eu/b4).

Material wiederverwerten: eine Lösung für mehr Nachhaltigkeit im Kultursektor? (Foto: Pixabay)

Mehrwegbecher sind nicht alles

Das Kulturministerium sieht solche Großevents nicht im Widerspruch mit der Förderung lokaler Kultur: „Es gibt da keinen Widerspruch, sondern ein komplementäres Angebot, das als Ambition hat, Kultur näher zu den Menschen und die Menschen näher zur Kultur zu bringen. Ein regionales Angebot ist dann auch möglicherweise stärker an die Erwartungen des jeweiligen Publikums angepasst.“

Für die Entwicklung der lokalen Kunstszene ist es jedoch nicht unbedingt nachhaltig, wenn bevorzugt bekannte Künstler*innen aus dem Ausland eingeladen werden. Finden diese Veranstaltungen in der Natur statt, stellt sich zusätzlich die Frage nach der ökologischen Nachhaltigkeit beziehungsweise einem störenden Einfluss auf die Umwelt. Lärm, Müll, Lichtverschmutzung und auch Bodenverdichtung durch Zuschauer*innenmassen sind mögliche Probleme. Für das Müllproblem gibt es mit Mehrwegbechern und Geschirrspülmobilen zumindest Ansätze, wie es besser laufen kann.

Immer wieder führten Überlegungen über die Umwelteinflüsse von Konzerten und Festivals zu parlamentarischen Anfragen. 2019 waren es gleich zwei, eine von Eugène Berger (DP) zu einem Konzert mit Feuerwerk und eine von Martine Hansen und Nancy Kemp-Arendt (CSV) zu einem Festival in einer Schutzzone bei Schieren. Die Antworten, einmal von Carole Dieschbourg und einmal von Sam Tanson (beide Déi Gréng), resümierten die umfassenden Auflagen und schlussfolgerten, die Luxemburger Gesetzgebung enthalte alle Elemente, um solche Events zu begleiten.

Im Kulturministerium ist man derzeit ebenfalls optimistisch: „Das Ziel ist es, den Umwelteinfluss von Großevents auf ein Minimum zu reduzieren. In diesem Sinn begrüßt es das Kulturministerium, dass viele große Festivals und Konzerte nicht mehr in der Natur stattfinden, sondern in einem urbanen Raum – zum Beispiel in Kirchberg, in der Abtei Neimënster oder in Beval –, der kostenlos mit dem öffentlichen Transport zu erreichen ist und der schon einen Teil der nötigen Infrastrukturen bereitstellt“, so eine Sprecherin des Ministeriums gegenüber der woxx. Sie betonte ebenfalls, das neue Abfallgesetz und das größere Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen sorge dafür, dass immer mehr Organisator*innen umdenken würden. So habe zum Beispiel Esch2022 eine Nachhaltigkeitscharta ausgearbeitet, die von allen Events, eingehalten werden musste. Die gab vor allem Tipps, wie man ein möglichst nachhaltiges Event veranstalten kann, auch im Bereich der Produktion: Auf Energie- und Wasserverbrauch achten, Werkzeug leihen statt kaufen, mit lokalen Handwerksbetrieben zusammenarbeiten und Bühnenelemente und Dekoration so konzipieren, dass sie wiederverwendet werden können.

Dubai und Gewohnheitstiere

Großevents in Luxemburg sind die eine, Luxemburger Künstler*innen auf Festivals im Ausland die andere Seite der Medaille. Die Regierung stärkt den Kulturexport mindestens seit der letzten Legislaturperiode, etwa mit der Schaffung der Vermittlungsstelle Kultur | lx – Arts Council Luxembourg im Jahr 2020. Die luxemburgische Kulturszene beteiligte sich seither an der Weltausstellung in Dubai und ist regelmäßig bei Fachmessen und Festivals weltweit vertreten. Fast zwei Jahre nach der Vernissage in Dubai war die Ausstellung „Mir wëlle bleiwen, wat mir ginn“ immerhin für vier Monate im Düdelinger Waassertuerm und im Pomhouse zu sehen. Macht das den Kulturexport nachhaltig? „Unsere Herangehensweise an den Export besteht derzeit darin, unsere Möglichkeiten klar zu definieren und Orte zu bevorzugen, an denen eine langfristige Zusammenarbeit entstehen kann“, antwortet das Kulturministerium der woxx.

Serge Tonnar übt hingegen Kritik an Kultur | lx, denn dort werde die nationale Kulturvermittlung kaum unterstützt. Er erwähnt die Möglichkeit inländischer Tourneen für Musiker*innen, die auch im Gespräch mit Carole Lorang aufkommen. Die Intendantin hält Tourneen von Theaterproduktionen, wie etwa zuletzt die der Operette „An der Schwemm“ (Escher Theater, Cape Ettelbrück, Festival de Wiltz), nur dann für sinnvoll, wenn die Veranstaltungsstätten weit genug voneinander entfernt sind und die Termine nah beieinander liegen. In dem Fall könnten die Häuser von einer gemeinsamen Pressearbeit und der Aufmerksamkeit der Medien profitieren.

Am Ende bemüht sich das Escher Theater aber auch um Regelmäßigkeit – und das mit Erfolg, wie Lorang zu berichten weiß. Sie verweist auf die regelmäßigen Tanzspektakel, Kinder- und Jugendaufführungen sowie Familienvorstellungen in Esch, die dem Theater nach und nach ein treues Publikum eingebracht hätten. „Feste Termine kommen gut an“, so Lorang. Dies fällt für sie ebenfalls unter eine nachhaltige Programmierung.

Ähnlich verhält es sich mit der Wiederaufführung von Stücken. „Wir bringen regelmäßig Stücke auf die Bühne, die vor fünf, zehn Jahren in anderen Häusern entstanden sind“, sagt Lorang. Dies betreffe vor allem das Kinder- und Jugendtheater. Angst, dass dies das Publikum langweile, hat die Intendantin nur bedingt: Das Publikum erneuere sich über die Jahre hinweg. „Wir suchen vielseitige Stücke aus“, so Lorang weiter. „Wir arbeiten zudem mit Organisationen aus dem sozialen Bereich zusammen, bieten Rundtischgespräche und den Austausch mit den Künstler*innen an.“ Bei jeder Produktion würden Lorang und ihr Team sich die Frage nach dem Zielpublikum neu stellen, um so möglichst unterschiedliche Menschen anzusprechen.

„2022 hat ein Teil des Kultursektors 4.679 Kilo Holz, 1.577 Kilo Metall und 12 Kubikmeter Kostüme verbraucht.“

Materialschlacht

Die Intendantin offenbart auch: Oft seien sowohl die Kostüme als auch die Requisiten wiederaufgeführter Stücke noch vorhanden, sodass keine neuen Ressourcen verwendet werden müssten. Seien die Materialien hingegen wegen schlechter Lagerung in einem desolaten Zustand, wäre ein Fundus, wie er der Theaterszene vorschwebt, ideal. In seinem Beitrag im Nachhaltigkeitsdossier des Kulturministeriums stellt Tun Van Beest, unter anderem Musikmanager, eine von ihm durchgeführte Studie zum Thema vor. Darin wird auch der Materialverbrauch von Luxemburger Kulturhäusern abgefragt.

2022 haben jene, die geantwortet haben, zum Beispiel 4.679 Kilo Holz, 1.577 Kilo Metall und 12 Kubikmeter Kostüme verbraucht. Vergleicht man diese Zahlen mit der Restabfallanalyse 2021/2022, relativieren sie sich doch etwas. So schätzt die Analyse, dass 2021 insgesamt 26.836 Kubikmeter Kleidung und Textilien in Luxemburg weggeworfen wurden. Die Kostüme, die für Theaterstücke angefertigt wurden, machen also nur einen Bruchteil dessen aus, was durch „Fast Fashion“-Phänomene täglich in die Mülltonne wandert. Holz und Metall sind schwieriger zu bewerten, weil sie an verschiedenen Stellen wie etwa in Wertstoffzentren gesammelt werden, aber auch im Restmüll landen. 2020 wurden alleine in den Luxemburger Recyclingparks 14.873 Tonnen Holz gesammelt – die 4,6 Tonnen aus dem Kultursektor spielten da wahrlich eine untergeordnete Rolle.

Dennoch macht sich der Sektor Gedanken um den Materialverbrauch, wie Van Beests Beitrag belegt. Eine Lösung wäre ein gemeinsamer Fundus, der von einer staatlichen Organisation oder einem konventionierten Verein getragen wird. Hier könnten Requisiten und Kostüme aufbewahrt und wenn nötig ausgeliehen werden, sodass nicht ständig mehr und mehr Material verbraucht wird. Ein Vorteil für kleinere Kulturhäuser wäre auch, dass sich nicht noch mehr Requisiten auf den oft sehr begrenzten Lagerflächen stauen. 90 Prozent der Befragten sprachen sich für einen solchen gemeinsamen Fundus aus.

Eine Tatsache, die auch das Kulturministerium begrüßt: „Mit diesen Resultaten, mit den Informationen über die nötigen Volumen und im Dialog mit dem Umwelt- und dem Wirtschaftsministerium werden wir die ideale Lösung suchen, wie und wo so ein Pilotprojekt für die Kreislaufwirtschaft funktionieren kann und wer zu welchen Bedingungen dort Material ausleihen kann. Dieser Prozess läuft, der Staat wird eine wichtige Rolle spielen, um den Materialverschleiß einzudämmen“, so eine Sprecherin des Ministeriums gegenüber der woxx.

Könnte der Staat nicht noch weiter gehen und Gegenstände und Textilien, die er selbst nicht mehr braucht, zuerst der Kultur zur Verfügung stellen? An dieser Stelle zeigt sich das altbekannte „Silodenken“: „Falls es solche Überlegungen gibt, fällt die Koordination nicht in die Kompetenz des Kulturministeriums. Die jeweiligen Verwaltungen sind für ihre Ressourcen zuständig, so wäre das Centre des technologies de l’information de l’État für Telefone zuständig, die Administration des bâtiments publics für Möbel und Büroreinrichtungen und für Uniformen die jeweiligen Behörden.“

(Francesco Ungaro/Pexels)

Im Sand verlaufen

Ressourcenverbrauch ist ein großer Punkt bei der Betrachtung von Nachhaltigkeit, die CO2-Emissionen ein anderer. Hier wird im Dossier des Ministeriums angemerkt, dass auch im Kultursektor die meisten Emissionen durch den Transport entstehen. Allerdings nicht durch das Hin und Her von Kunstwerken und Künstler*innen, sondern durch die Anfahrt des Publikums. Auch hier gibt es Ansätze, die aber meistens eher symbolhaft sind: So war ein Tipp der Nachhaltigkeitsinitiative von Esch2022, für ausreichend Fahrradstellplätze zu sorgen. Auch um den eigenen Energieverbrauch machen sich Luxemburger Kulturhäuser viele Gedanken, wie die woxx im August 2022 berichtete (woxx 1689).

Eine Lösung könnte eine digitale Zweitverwertung sein – statt langer Wege würde der Gang zur Couch genügen. Manche international bekannten Theater- und Opernhäuser streamen ihr Programm in ausgewählten Kinos. Während der Ausgangsbeschränkungen im Zuge der Covid-19-Pandemie wurde das Projekt Kulturkanal (Kuk.lu) entwickelt und online gestellt. Ziel war es, den Zugang zu Kultur trotz Beschränkungen aufrechtzuerhalten.

Serge Tonnar betonte gegenüber der woxx, das Projekt habe mit 90 Produktionen innerhalb von zwei Jahren vielen Künstler*innen ermöglicht, neue Erfahrungen zu machen. „Seit 2022 hat der Kuk seinen ursprünglichen Dienst erfüllt und sowohl bei den Künstlern als auch beim Publikum gab es kaum noch Nachfrage, sodass wir nur noch einige punktuelle Produktionen gemacht haben. Jetzt liegt er auf Eis. Wir sind aber auf das Kulturministerium zugegangen, das bis dahin nicht mitfinanziert hat, um den Kuk als Onlineplattform für den ganzen Sektor weiterlaufen zu lassen. Bis jetzt ohne Erfolg, leider ist alles im Sand verlaufen“, bedauert Tonnar. Der Künstler betonte, dass der Kuk nie einfach Bühnenperfomances übertragen habe, sondern speziell für das Streaming konzipierte Kreationen. „Wir waren der Meinung, dass das Streamen nie dem Original gerecht werden kann und es neben den großen nicht noch eine Plattform braucht, die die Menschen vorm Bildschirm hält.“

Setzt man den Ressourcenverbrauch in Relation zu jenem der gesamten Gesellschaft, ist der Kultursektor eine fast zu vernachlässigende Größe. Der Drang, sich stärker mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen, kommt aber vor allem aus der Szene selbst: Themen wie Überproduktion, Kurzlebigkeit und Materialverbrauch seien auf einem Workshop des Kulturministeriums angesprochen worden, sagt eine Sprecherin des Kulturministeriums der woxx. „Als Teil der Gesellschaft ist die Kultur genauso gefordert, ihre Verantwortung für eine nachhaltigere Produktion zu tragen, wie jeder andere Sektor.“


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