Corona hin oder her: Auch dieses Jahr hat die Jury des Servais-Preises eine Short-List zusammen gestellt, um die luxemburgische Literaturproduktion ins Rampenlicht zu stellen.
Wenn es einen Sektor der Kulturbranche gibt, der von der Pandemie wenigstens teilweise verschont wurde, dann ist es die Literaturbranche. Zwar fallen Lesungen und Buchmessen regelmäßig aus oder werden verschoben, doch der Lockdown hat sicherlich dazu beigetragen, dass einerseits mehr gelesen und andererseits mehr geschrieben wurde.
Dankenswerterweise hat die Jury für die 2021er Vergabe des Preises auf Lockdown-Literatur von gelangweilten alten, weißen Männern, die sich sehr wichtig nehmen, verzichtet. Geschlechterparität herrscht trotzdem nicht. Mit Ulrike Bail und „wie viele faden tief“ (erschienen beim saarländischen Conte-Verlag) hat es nur eine Frau in die engere Auswahl geschafft. Die Lyrikerin stellte schon im Gespräch mit der woxx letztes Jahr fest, dass noch Luft nach oben ist, was die Geschlechterverhältnisse angeht: Seit der Entstehung des Servais-Preises 1992 wurden nur sechs Frauen ausgezeichnet – davon zwei in den letzten drei Jahren. In dem Sinne kann die Jury, die sich in der Pressemitteilung dafür lobt mit ihrer Auswahl auf die „Diversität und die Qualität der Literaturproduktion in Luxemburg“ hinzuweisen, noch an sich arbeiten.
Die weiteren Nominierten sind: Guy Helminger mit „Die Lombardi-Affäre“ (capybarabooks) – eine semi-autobiografische Abrechnung mit der DP-Kulturpolitik und RTL – Robert Schofield mit „The Treasury of Tales“ (Black Fountain Press), Jemp Schuster mit „Bluttsëffer – All Frau dréit hire Päckelchen“ (Editions Imprimerie Centrale) und „La Guerre du temps“ (Hydre Editions) von Jean Sorrente.
Anfang Mai wird bekanntgegeben, wer die Gewinner*in des mit 6.000 Euro (das entspricht übrigens weniger als dem Monatsgehalt eines Kulturfunktionärs) dotierten Preises wird.