Prix Servais: Mit Nähzeug zum Literaturpreis

Wenn Nähen zur Poesie wird, hält Ulrike Bail den Stift in der Hand: Die Lyrikerin wurde heute für ihr Werk „wie viele faden tief“ mit dem Prix Servais ausgezeichnet.

Ulrike Bail (1960) ist freiberufliche Autorin und Lyrikerin und lebt seit 2006 in Luxemburg. Für ihre Werke „sterbezettel“ (2011) und „die empfindlichkeit der libelle“ (2015) erhielt sie den zweiten Preis beim Concours littéraire national. Ihr Manuskript „statt einer ankunft“ wurde 2020 mit dem ersten Preis des nationalen Literaturwettbewerbs ausgezeichnet. Die Lyrikerin wurde zudem von der deutschen Autorinnenvereinigung zur Autorin des Jahres gekürt. 2020 erschien darüber hinaus Bails Gedichtband „wie viele faden tief“ im Conte Verlag. Sie promovierte in evangelischer Theologie (Altes Testament) an der Universität Bochum (1997), wo sie sich 2003 habilitierte. (Foto: Dirk Skiba)

Der Servaispreis wurde seit 1992 sechs Schriftstellerinnen verliehen, zweien davon in den letzten drei Jahren“, merkte die Lyrikerin Ulrike Bail letztes Jahr im Doppelinterview mit Nathalie Jacoby, Direktorin des Centre national de littérature, zu den Geschlechterverhältnissen in der luxemburgischen Literaturszene an. Heute ist sie die siebte Frau, die den renommierten Literaturpreis erhält. Bail hat eine Erfolgssträhne: 2020 kürte die deutsche Autorinnenvereinigung sie zur Autorin des Jahres, im selben Jahr gewann sie für ihr Manuskript statt einer ankunft” den Concours littéraire national – und heute wurde sie für ihren Lyrikband wie viele faden tief” mit dem Prix Servais 2021 ausgezeichnet.

„Die Jury hebt die Kühnheit der dichterischen Sprache hervor, die, von konventioneller Form und Syntax losgelöst, das Material ist, womit nicht nur die Autorin, sondern auch die Leser*innen aufgefordert werden, eigene Sinnverschiebungen und Neubildungen zu schaffen“, steht in der Begründung der diesjährigen Servais-Jury. Letztere bestand aus Simone Beck, Jeanne E. Glesener (Präsidentin), Odile Linden, Claude Mangen, Pierre Marson, Alex Reuter, Shari Schenten, Aimée Schultz und Sébastian Thiltges.

Bail bedient sich in ihrem Gedichtband der Sprache des Nähens. Schnittmuster oder Nähzubehör wandeln sich in ihrem Buch von der praktischen Anleitung, vom Gegenstand zur Poesie. In kurzen Versen verweist die Autorin mal kryptisch mal direkt auf Lebensfragen, Gewalt, Natur und Politik. Ein Buch, das die Leser*innen herausfordert und sich mehr als einmal lesen lässt. Die woxx rezensierte den Band vor kurzem ausführlich.


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