Sein Kinderbuch wurde wegen queerer Inhalte öffentlich geschreddert und als Gefahr bezeichnet. Jetzt verlässt der schwule Redakteur Boldiszár Nagy nach Drohungen seine Heimat Ungarn. Ein Entschluss, der einmal mehr vor Augen führt, welches Ausmaß staatliche Queerfeindlichkeit hat.

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Ungarn verliert durch die Queerfeindlichkeit der Regierung einen Redakteur, der sich um Diversität bemühte: Boldiszár Nagy gab mehreren Medienberichten zufolge gestern bekannt, dass er zusammen mit seinem Partner das Land aufgrund homofeindlicher Drohungen verlässt.
Nagy geriet durch seine Mitarbeit an dem Buch „Märchenland für alle“ ins Fadenkreuz der konservativen Regierung. In dem Kinderbuch erzählen Autor*innen bekannte Märchen neu: Die Held*innen haben Behinderungen, sind arm, Opfer häuslicher Gewalt, Schwarz, homosexuell, trans oder gehören anderen gesellschaftlichen Randgruppen an.
Die Regierung zwang die Herausgeber*innen von Labrisz – übrigens die erste Lesbenorganisation Ungarns – das Kinderbuch mit einem Warnhinweis zu versehen. Es bilde Verhaltensweisen ab, die nicht mit traditionellen Geschlechterrollen vereinbar seien. Eine rechtsextreme Parlamentsabgeordnete soll das Buch als „Homo-Propaganda“ bezeichnet und öffentlich durch den Reißwolf gejagt haben. Mininsterpräsident Viktor Orbán brachte dafür Verständnis auf.
In einer Petition verlangten 85.000 Menschen, dass das Buch aus dem Sortiment genommen werden soll – durch die öffentliche Debatte wurde es nämlich zum Kassenschlager. Die Petition blieb erfolglos. Nagy erhielt seit der Veröffentlichung des Werks Drohungen. Als die ungarische Regierung vor zwei Wochen homosexuelle und trans Inhalte für Minderjährige verbot, bekräftigte das Nagys Entschluss, das Land zu verlassen.
Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn äußerte sich letzten Freitag in seiner Antwort auf eine parlamentarische Anfrage von Djuna Bernard und Stéphanie Empain (déi Gréng) zu Ungarns Verbot. Asselborn nennt die Stigmatisierung von LGBTIQ Menschen inakzeptabel und betont, dass Luxemburg das laufende EU-Vefahren gegen Ungarn unterstützt. Luxemburg ist einer von 17 EU-Mitgliedsstaaten, die sich vor kurzem öffentlich gegen Ungarns Verbot ausgesprochen haben. Auch wenn der ADR-Politiker Fernand Kartheiser sich Ungarns Standpunkt kürzlich in der Abgeordnetenkammer anschloss als Luxemburg sich zur LGBTIQ+ Freedom Zone erklärte.
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