Sackgasse Mehrsprachigkeit

Die Anpassung des Sprachengesetzes ist an sich sinnvoll. Doch warum gehen die Änderungsvorschläge hierzu in Luxemburg fast immer auf Kosten anderer Sprachen? Über zwei Petitionen und einen Sackgassen-Diskurs.

CC BY Micheal SA 2.0

„Wir sprechen eine Sprache, auch wenn sie anders klingt“, trällern Cassandra Steen und Parallel in ihrem seichten Pop-Song „Eine Sprache“. Damit liefern sie unwissentlich die Hymne zu zwei öffentlichen Petitionen zu Englisch als administrativer Sprache in Luxemburg. Im Oktober 2019 wurden innerhalb von zwei Tagen zwei unterschiedliche Petitionen zum Thema zur Unterschriftensammlung freigeschaltet. Beide wollen mehr englisch. Nur wie und warum?

Die Petition 1414 von Justin Pektus, die Ende Dezember 2019 mit zu wenigen Unterschriften für eine Parlamentsdebatte offline ging, forderte die Einführung der englischen Sprache in allen administrativen Bereichen. mehr lesen / lire plus

Rechtspopulismus: Hypokrisie sinnlich erleben

Es ist keine Neuigkeit, dass Kunstfreiheit nicht die Priorität der Anhänger*innen des „Wee 2050“ oder der ADR ist. Der überspitzte Tonfall der letzten Wochen und Monate wirkt trotzdem bedrohlich und könnte auch weitere Folgen haben.

© Wikipedia Heralder

An und für sich ist es ein altes Paradoxon, das existiert seit es Politik gibt: Meinungsfreiheit gilt vor allem für die eigene Meinung, Kritiker*innen verbreiten hingegen Diffamation und Lüge. Und auch die luxemburgischen Rechtspopulist*innen verfahren nach diesem Prinzip. Die Forderung nach einer freien Meinung im Internet zierte die ADR-Wahlplakate und auch die Fotos des „Wee 2050“ Mitbegründers – und unglücklichen Kandidaten – Fred Keup. mehr lesen / lire plus

Kulturpolitik: Wenn die ADR die AfD nachäfft

Schon seit geraumer Zeit versucht die AfD in Deutschland einen Kulturkampf von rechts anzuzetteln –  indem sie auf den Geldbeutel der von ihr ungeliebten Kulturschaffenden zielt. Wie eine rezente parlamentarische Anfrage von Fernand Kartheiser beweist, steht die luxemburgische ADR ihrem Vorbild in nichts nach.

Ja, es war wohl nicht die klügste Antwort, die der Direktor der Kulturfabrik Serge Basso Ende Oktober in einem Tageblatt-Interview auf die Frage gab, welche Parteien in seinem Haus Räume anmieten dürfen: „Nur die ADR werden wir nicht annehmen. In diesem Punkt sind wir ganz deutlich. Die Programmierung ist aber in weiten Teilen links ausgerichtet“.

Mehr brauchte es nicht, um einen Entrüstungssturm auf den einschlägig bekannten rechtspopulistischen Seiten in den sozialen Netzwerken zu entfachen. mehr lesen / lire plus

Sprachen: Ortstafelstreit, 
version luxembourgeoise


Schilder am Ortseingang sind eigentlich eine sehr banale Sache. Dennoch sind sie immer wieder Gegenstand politischer Diskussionen – nun auch in Luxemburg.

Bereits vor der Staatsgrenze mit Luxemburgisch in Kontakt kommen: Was wie der Traum von ADR-Politiker*innen klingt, ist in Hettange bereits Realität. (Foto: CC-BY-SA Cornischong/Wikimedia)

Die Szene an sich ist schon etwas absurd: Auf der Braderie in Mondorf laufen die Kandidat*innen der rechtspopulistischen ADR/Wee2050-Koalition mit einem gelben Ortseingangsschild herum. Darauf sind die drei Namen einer anderen Ortschaft zu lesen: Ëlwen, Troisvierges, Ulflingen. Es ist eins der plakativsten Beispiele für die teilweise sehr unterschiedlichen Ortsnamen im Großherzogtum. Die ADR-Truppe will damit ihre Forderung nach dreisprachigen Ortstafeln, auf denen der luxemburgische Ortsname in großer Schrift steht, illustrieren. mehr lesen / lire plus

Sprachendebatte: Wessen Sprache?

Die Sprachendebatte hat ein großes Defizit: Lediglich Luxemburgisch wird als „unsere“ Sprache angesehen. Der Dialog über Mehrsprachigkeit kann so nicht gelingen.

(Fotos: CC-BY-SA Zinneke / Wikimedia)

Es scheint in sämtlichen politischen Lagern so etwas wie ein Konsens darüber zu herrschen, dass „eis Sprooch“ geschützt, gehegt und gepflegt werden muss. Damit ist allerdings immer nur Luxemburgisch gemeint, was eigentlich eine paradoxe Situation ist. Natürlich besteht an der Ausbausprache Luxemburgisch ein besonderes Interesse, da sie nun einmal vor allem auf dem Gebiet des Großherzogtums entstanden ist und geformt wurde. Warum man deswegen jedoch sämtliche Verantwortung über die Weiterentwicklung des Deutschen und Französischen abgeben sollte, ist nebulös. mehr lesen / lire plus

Rechtspopulismus: D’Alternativ fir Lëtzebuerg?

Das neue Personal der ADR zeigt, dass in Luxemburg die Gefahr einer rechten Diskursverschiebung besteht.

(Foto: woxx/ja)

Am vergangenen Wochenende präsentierte die ADR ihre Kandidat*innen für die kommenden Parlamentswahlen. Und enthüllte dabei auch erstmals, wer für Fred Keups „Wee 2050“ antreten wird. Neben Keup sind zwei Namen zumindest in sozialen Netzwerken bekannt: Daniel Rinck, der die Facebookseite „Neiwahlen“ ins Leben gerufen hat, und Tom Weidig, der nach Jahren der Dementis, etwas mit „Wee“ zu tun zu haben, sich nun als Präsident eben jener „Bewegung“ entpuppt.

Während Rinck eher als unbeholfener und ausfallender Wüterich daherkommt, fällt Weidig durch den Hang auf, das Grauen des Nationalsozialismus klein- und eine historische Feindschaft zwischen Luxemburg und Frankreich herbeizureden. mehr lesen / lire plus

ADR, Wee 2050, Actioun Lëtzebuergesch?

Im März hatte der Sprachschutzverein „Actioun Lëtzebuergesch“ angekündigt, der Neopolitiker Fred Keup würde sein Vorstandsmandat ruhen lassen. Nach der Generalversammlung ist er jedoch immer noch Vorstandsmitglied.

Generalversammlung der „Actioun Lëtzebuergesch“ (Foto: AL)

Vielleicht ist die ganze Sache einfach nur ein Sprachproblem, immerhin kam die Pressemitteilung auf Luxemburgisch daher. „Eise Comitésmember Fred Keup, dee sech fir d’Chamberwalen opgestallt huet, huet äis proposéiert seng Funktioun als Comitésmember bis zu de Wale rouen ze loossen, esou datt d’Neutralitéit vun der AL garantéiert bleift“, hieß es am 4. März, kurz nach der Ankündigung Keups, auf der Wahlliste der ADR anzutreten.

Am Samstag, den 14. April, hielt die „Actioun“ ihre Generalversammlung ab. mehr lesen / lire plus

Nation: Was ist das Problem?

Seit jeher wird das Konzept der „Nation“ kontrovers diskutiert. Eine hierzulande in den sozialen Netzwerken kürzlich entstandene Polemik zeigt, dass es zwar viele Meinungen gibt, aber vor allem unbeantwortete Fragen.

Das „Antinationale Fest“ in der „Gantenbeensmillen“ der Jonk Lénk war als Safe Space und Gegenverantstaltung zum traditionellen Nationalfeiertag angelegt. (Foto: Jonk Lénk)

Manchmal kommt das Festhalten an bestimmten Werten und Traditionen erst dann besonders zum Vorschein, wenn diese als bedroht wahrgenommen werden. Beim Luxemburger Nationalstolz wird dies immer wieder sichtbar, wenn es darum geht, ein wenig von „luxemburgischen Traditionen“ abzurücken: beim Referendum zum EinwohnerInnenwahlrecht, bei Diskussionen rund um den jeweiligen Stellenwert der offiziellen Landessprachen, oder auch, wie zuletzt, als die Jonk Lénk die Daseinsberechtigung des Nationalfeiertags öffentlich in Frage stellten. mehr lesen / lire plus