Wasserstoff: Den Anschluss nicht verpassen

Wasserstoff wird gerne als Wunderlösung im Kampf gegen die Klimakrise gesehen. Die Luxemburger Wasserstoffstrategie enthüllt vor allem eins: Das Großherzogtum wird von Importen abhängig sein.

Eine Wasserstoff-Tankstelle für PKWs wie diese aus den USA wird es in Luxemburg vermutlich nie geben. Der Energieträger wird für die Industrie gebraucht. (Foto: US Department of Energy)

Wasserstoffautos sind keine Lösung. Das stellte Energieminister Claude Turmes (Déi Gréng) gleich zu Anfang der Pressekonferenz, bei der er seine Wasserstoffstrategie vorstellte, klar. „Es gibt Wunschdenken und es gibt Physik“, sagte Turmes und spielte damit darauf an, dass es energetisch sinnvoller ist, Elektroautos mit Strom aus erneuerbaren Energien zu betanken, als diesen zuerst in Wasserstoff umzuwandeln. Bei der Elektrolyse, die Wasser mithilfe von Strom in Wasserstoff und Sauerstoff auftrennt, entstehen nämlich große Umwandlungsverluste.

Dennoch sei Wasserstoff ein „wichtiges Puzzlestück für eine Zero-Carbon-Wirtschaft“, so der Energieminister. Der Energieträger soll in der Industrie zum Einsatz kommen, um CO2-intensive Produktionsweisen zu ersetzen. Außerdem könnte er im Transport, zum Beispiel beim Schiff- und Flugverkehr zum Einsatz kommen und Teil eines vernetzten Energiesystems sein. Überschüssiger Strom aus Wind- oder Solarenergie kann durch die Umwandlung in Wasserstoff längerfristig gespeichert werden.

Bereits heute braucht die Luxemburger Industrie jährlich 500 Tonnen Wasserstoff. Dieser Bedarf kommt laut Turmes hauptsächlich von drei Fabriken, darunter der Glashersteller Guardian. Der benutzte Wasserstoff stammt allerdings aus fossilen Quellen und verursacht CO2-Emissionen von über 5.000 Tonnen im Jahr. Nicht nur, dass diese Mengen durch „grünen“ Wasserstoff ersetzt werden müssen: Um bis 2050 klimaneutral zu sein, wird Luxemburg zwischen 125.000 und 300.000 Tonnen Wasserstoff benötigen.

Forschung, Entwicklung und Subventionen

„Wir haben gar nicht den Platz, um solche Mengen herzustellen. Luxemburg wird ein Importland sein“, erklärte Turmes. Kein Wunder also, dass ein großer Teil der Wasserstoffstrategie sich mit dem regulativen Rahmen und der Zusammenarbeit mit den Nachbarländern beschäftigt. Auf EU-Ebene werde Luxemburg sich dafür einsetzen, dass nur Wasserstoff, der mit Strom aus erneuerbaren Quellen hergestellt wird, zum Einsatz kommt. Wichtig für Luxemburg ist aber vor allem, einen Anschluss an die Wasserstoff-Backbone der EU zu erhalten. Über Pipelines soll Wasserstoff, der in Spanien und Portugal mittels Solarenergie oder in Skandinavien und der Nordsee mittels Windenergie hergestellt wird, nach Luxemburg fließen.

In diesem Bereich verhandele man bereits mit den Nachbarländern und auf Benelux-Ebene: Die großen Häfen in Belgien und den Niederlanden seien prädestiniert dafür, zu Wasserstoff-Umschlagplätzen zu werden. Der Blick geht auch weiter: Mit Kap Verde gibt es ein Kooperationsprojekt, bei dem die Möglichkeiten für Wasserstoffproduktion im Inselstaat ausgelotet werden sollen.

Neben der Frage, wie der künftige Bedarf an Wasserstoff gesichert werden soll, beschäftigt sich die Wasserstoffstrategie unter anderem mit Forschung und Entwicklung, aber auch mit Marktinstrumenten. Es brauche nicht nur Investitionshilfen, sondern auch Subventionen für die Nutzung von grünem Wasserstoff. Hier hofft Turmes auf grünes Licht der EU. „Grünes H2 ist noch extrem teuer, da die Technologie jung ist. Wir brauchen Subventionen, um den Preis zu drücken“, so der Energieminister, der betonte, es ginge dabei nicht darum, jene zu belohnen, die seit Jahrzehnten die Klimakrise befeuern.


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