Pop meets Comic

Die Bilder des Amerikaners Thaddeus Strode sind bunt und ironisch. Narrativ bleiben sie jedoch eher an der Oberfläche.

MALEREI

„Kopf-Kapriolen & Foto-Comics: Eine Geschichte in meinem Kopf“ ist die Übersetzung des ein wenig extravanten Titels der Ausstellung „Brain Capers & Fumetti Stories: A History Inside My Head“, die zur Zeit in der Galerie
Nosbaum & Reding gezeigt wird. Durchschlendert man sie, kommt einem die Bildsprache irgendwie bekannt vor: Die Werke des amerikanischen Künstlers Thaddeus Strode erscheinen wie abstrahierte Bildserien aus Comic-Zeitschriften der 1960er Jahre. Sowohl die Comicfiguren als auch die Graffitireferenzen in den Bildern sprechen in ihrer fröhlichen Farbigkeit die Sprache einer amerikanisch-leichten popkulturellen Feier der Oberfläche.

Es ist das erste Mal, dass Strode, der in Los Angeles lebt, in der Galerie Nosbaum & Reding ausstellt. Zu sehen sind großformatige Acrylmalereien, in denen der Künstler auf weißen Hintergrund schablonenartig aufgetragene Comicfiguren in knallige Farbfelder gestellt hat, die zum Teil von Graffitielementen umgeben sind. Auf der Ebene der Bildkomposition entsteht mittels mehrerer distinkter „flacher“ Elemente und einer schichtenden Technik der Effekt von Räumlichkeit. Dazu kommen ausgeschnittene Sprechblasen, die mit dünnen Fäden auf dem Bilduntergrund befestigt sind. Der Typografie nach zu urteilen, könnten sie aus alten Science-fiction-Romanen stammen. Die Bilder wirken wie Montagen aus verschiedenen Kunstformen, von der Zeichnung über die Malerei bis zur Collage.

In seinen Installationen bedient sich Strode eines ähnlichen Verfahrens wie in seinen Acrybildern – nur überträgt er es hier in den dreidimensionalen Raum: Auf einfachen Holzpodesten sind aus allerlei Materialien geformte, zum Teil banale oder absurde Miniaturlandschaften inszeniert. Die Sprechblasen bilden auch hier Gespräche ab, die trotzdem eher assoziativ und fragmentarisch bleiben.

Strodes kleinformatige Pastellmalereien sind vom Bildaufbau einfacher als die Malereien, jedoch inhaltlich aussagekräftiger, da weniger abstrakt: Eine nackte Figur, die an eine Putte erinnert, stützt sich im Himmel auf vier bunten Luftballons ab, ihr gegenüber steht eine aufgebrachte Ente. Das Bild trägt die Unterschrift „Don’t play with me because you’re playin‘ with fire“. In einem anderen Bild fliegt eine Comicfigur in einem schwarz-weiß gestreiften Heißluftballon mit der Aufschrift „You have created problems in town“ über eine wüstenähnliche Landschaft.

Die Themen von Strodes Bilder und Installationen sind letztlich nicht zu entschlüsseln. Worum geht es ihm eigentlich? Die Bilder sind bunt und dadurch zunächst einmal „lustig“ oder eher zynisch. Sie machen Brutales und Ernstes so leicht genießbar, wie das eben nur Comics können. Der Humor erscheint auch hier als Übersprungshandlung, die dann in Funktion tritt, wenn es nicht mehr weiterzugehen scheint. Man könnte sich natürlich auch einer Deutung anschließen, die, ausgehend von den Referenzen auf Popkultur und Oberfläche, Strodes Bilder als Suche nach dem Verdrängten begreift, als Reise durch den Kopf. Als eine Art Sammelsurium von Traumbildern und Gedankenfetzen, die einfach bildhaft dargestellt werden. So ist das Resultat zwiespältig: Die Ausstellung ist, wegen der Bildsprache, interessant, aber leider dem Verständnis nicht unbedingt zugänglich. Aber das ist ja vielleicht auch nicht die Aufgabe von Pop.

Zu sehen in der Galerie Nosbaum & Reding noch bis zum 17. August.


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