Jeannot Waringo wird seinen für den 1. November angekündigten Rücktritt zumindest in seiner Eigenschaft als CFL-Verwaltungsratsvorsitzender mit einem Gefühl der Genugtuung hinter sich bringen können: Während die Luxemburger Eisenbahngesellschaft vor einem Jahrzehnt noch zweistellige Millionendefizite einfuhr, werden in den letzten Jahren schwarze Zahlen geschrieben. Mit 9,1 Millionen im Jahre 2015 ist sogar eine Steigerung von rund 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verbuchen. Der Frachtbereich, der vor seiner Restrukturierung 2006 schon fast totgesagt war, trägt mit einem Umsatzplus von etwas mehr als vier Prozent zu fast zwei Dritteln zum positiven Ergebnis bei. Und das, obwohl das wirtschaftliche Umfeld für die Bahn eigentlich schlechter nicht sein könnte. Besonders der billige Benzinpreis verschafft der Konkurrenz auf der Straße Vorteile. Waringo hatte seinerzeit den typischen Luxemburger Kompromiss politisch möglich gemacht: CFL-Cargo wurde zu einer eigenen Gesellschaft, die aber mehrheitlich in der Hand der CFL blieb, und die damals noch nicht an Mittal veräußerte Arcelor als wichtigen Partner ins Geschäft miteinsteigen ließ. Die CFL dagegen sind in anderen Ländern Beteiligungen eingegangen, die sich jetzt alle als profitabel erweisen. Einzig Lorry-Rail, die Bettemburg mit Perpignan als „autoroute ferroviaire“ verbindet, schreibt noch Verluste. Das ist allerdings nicht ungewöhnlich, denn die Rentabilitätsgrenze konnte bei der jungen Gesellschaft – wegen der hohen Abschreibungen für Investitionen – noch nicht erreicht werden. Große Hoffnungen setzen die CFL-Verantwortlichen auf das Frachtzentrum in Bettemburg, auch wenn dessen Ausbau vor Kurzem indirekt zu einem Totalausfall im dortigen Stellwerk führte, wodurch der Personen- und Güterverkehr für mehre Tage lahmgelegt wurde. Neben den Erfolgen beim Gütertransport konnte CFL-Generaldirektor Marc Wengler auch Zuwächse im Personentransport und bei den von der CFL für die Regierung geleisteten Infrastrukturarbeiten im Schienennetz vermelden. Auch hier behauptete sich die Luxemburger Eigenart: Es konnte vermieden werden, der Eisenbahngesellschaft die Verantwortung für das Netz zu entziehen. Einzig die Anbindung an das belgische Schienennetz verläuft nicht nach den Wünschen der CFL, selbst von ihr bezahlte Essen mit den belgischen Kollegen haben bisher nicht das erhoffte Ergebnis gebracht.
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