LUXEMBURG: Fünf für Konsequenz

Luxemburg hat zum zweiten Mal die internationale Biennale der Farbfotografie organisiert. Gold holt Australien. Der Gastgeber geht leer aus.

Luxemburg ist jetzt neben Australien. Dabei hatte eine Jury dem Land gerade erst den Platz zwischen England und San Marino zugewiesen. Aber da fühlten sich die LuxemburgerInnen scheinbar in unpassender Gesellschaft und positionierten ihre Fotos stattdessen im Escher Theater ganz frech neben Australien. Sie sehen sich wohl noch wie im Kulturjahr 1995 in der ersten Reihe stehen, sind dabei aber im Schatten der Konkurrenz gelandet.

Wenn sie nicht hinter Khuu Kieng Longs Pfeifenrauch verblassen, so doch spätestens beim Urschrei eines australischen Aborigine, fotografiert von Ward Ron. Auf der 21. internationalen Biennale der Farbfotografie, die Weltmeisterschaft der AmateurfotografInnen, hat Australien gleich zweimal abgeräumt. Mit ihrer ausdrucksstarken Porträtserie holt es Platz 1 – zu Recht. In der Einzelwertung geht die Goldmedaille an die Australierin Maree Dinger, die in ihrem Foto Leben verewigte. Der farbige Junge mit hipper, silberner Sonnenbrille im Haar schaut sehr bedrückt. Es ist, als spreche er – eine ungewöhnlich plastische Darstellung auf einem Blatt Papier.

„Man kann fast fühlen, was er denkt. Auch die Sonnenbrille hat eine Aussage. Mich erinnert sie an die vielen Kindergräber, die ich gesehen habe, auf denen kleine Wertgegenstände wie solche Brillen lagen“, sagt Willy A. Suys. Ihn hat das Bild „gepackt“ und das will was heißen, denn der Luxemburger hat schon mehr als hundertmal in einer Jury gesessen. Die Porträts aus Luxemburg sind dagegen still, steif und gestellt. Sie geben eine konsequent konservative Figur ab. Vielleicht sind sie in der Gesamtwertung deshalb auf dem fünften Platz hinter England und vor San Marino gelandet. „Wir wollten den Menschen in all seinen Entwicklungsstufen zeigen“, sagt Romain Nero, Sekretär der Fédération luxembourgeoise des photographes amateurs (FLPA), der ebenfalls mit einer Aufnahme auf der Biennale vertreten ist: Vor einer viel zu scharf eingestellten, unruhig braun-beigen Wand posiert
eine junge Frau mit blond gefärbtem Haar und braunem Minirock. Das Foto steht in
einer Reihe mit dem Porträt eines Jungen, die rechte Hand in die Hüfte gestemmt und das Hemd bis oben zugeknüpft, und dem Bild einer betenden Katholikin mit schwarzem Schal über dem Haar und Rosenkranz in den Händen.

Luxemburg richtet diese Weltmeisterschaft bereits zum zweiten Mal aus. Das erklärt aber noch nicht die einseitige Besetzung der offiziel internationalen Jury: fünf Männer aus Europa, darunter zwei Luxemburger. „Wir arbeiten alle ehrenamtlich und müssen mit wenigen Mitteln auskommen. Diese Biennale können wir auch nur ausrichten, weil die Politiker vor den Wahlen spendabler sind als sonst“, erklärt Fernand Braun, Vorsitzender der FLPA. Der Gastgeber trägt auch die Kosten für die Anreise der JurorInnen.

Diese Weltmeisterschaft spielt eben in der Amateurliga. Das sollte auch auf der Ausstellung nicht übersehen werden. Hobbykünstler aus 37 Nationen reichten ihre Arbeiten ein. 260 der 370 Fotos sind jetzt im Escher Theater zu sehen. Den letzten Platz belegt Bahrain mit einer Serie von Türbildern. Bei der Mehrzahl dieser Arbeiten laufen die BesucherInnen leider gegen die sprichwörtliche Wand, wenn sie nach dem künstlerischen Anspruch des Bildes suchen.

Nur wenige Fotos erfüllten die Anforderungen der JurorInnen. Willy A. Suys war enttäuscht. Die Bilder müssen eine Aussage haben, richtig belichtet und entwickelt sein. Das Entstehungsjahr spielt keine Rolle, wohl aber ob bei den eingereichten Serien der Länder ein roter Faden zu erkennen ist. Das Ergebnis kennt Suys: „Ein Portugiese reicht beispielsweise seit Jahren beharrlich seine Bootsbilder ein.“

Den meisten Aufnahmen hat es an Aussagekraft gemangelt, auch bei denen aus Luxemburg. „Die Bilder sind nicht spontan und unsere Umsetzung ist zu banal. In der französischen Serie sind die Modelle viel mehr in Szene gesetzt“, urteilt die luxemburgische Mitbewerberin Carmen Leordini, Ehefrau des Vorsitzenden der FLPA.

Frankreich holte den zweiten Platz in der Gesamtwertung. Mit seinen handwerklich perfektionierten Aufnahmen bedient es aber leider auch das gängige Klischee zur eigenen Nation und liefert pure Erotik: In Dessous, mit Schleiern, Hüten und sinnlichen Blicken – alles natürlich nur von Frauen – sticht es die mystischen Landschaftsausnahmen aus Indien sowie die klaren, teils auch futuristischen Bilder aus England aus.


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