(cw) – Die Wirtschaftskrise ist in den Straßen Portugals nicht mehr zu übersehen, jedes zehnte alte herrschaftliche Bauwerk oder einfache Familienhaus trägt inzwischen das Schild „Zu verkaufen“. Nicht wenige Häuser stehen leer, drohen zu verfallen … Kein Wunder also, dass der traditionelle Fado (Bedeutung: Schicksal), der ursprünglich vor allem in den Städten Lissabon und Coimbra beheimatet war, und der 2011 in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes aufgenommen wurde, erneut Aufschwung erfährt. Thema des Fado ist nicht nur die unglückliche Liebe, es geht auch um soziale Missstände oder um die Sehnsucht nach besseren Zeiten. Aufhorchen lässt zurzeit die junge Sängerin Carmo Rebelo de Andrade alias Carminho, die im März 2012 ihr zweites Album „Alma“ („Seele“) herausgebracht hat und vielen Portugiesen sprichwörtlich aus der Seele singt. Schon in sehr jungen Jahren sang sie regelmäßig in Fado-Lokalen, nach ihrem Marketing-Studium widmete sie sich ganz dem Fado, 2009 erschien ihr Debütalbum „Fado“ mit zwei selbstgeschriebenen Titeln neben traditionellen Stücken. Mit ihrem neuen Werk „Alma“ ließ sich die „neue Stimme des Fado“ viel Zeit, auch um den hohen Erwartungen an sie gerecht zu werden. Und das Ergebnis lässt sich hören: Begleitet von einer „Guitarra Portuguêsa“ und anderen klassischen Instrumenten, schafft sie mit ihrem hingebungsvollen Gesang mal mittels hoher Tonlage, mal mit rauchiger Stimme zumindest eine kleine Öffnung in den eher traditionellen Fado. Auch hier findet sich das in unzähligen Molltönen besungene Lebensgefühl der Saudade – eine spezifisch portugiesische und galizische Form des Weltschmerzes – aber auch Melodien von Vertretern des brasilianischen Bossa Nova (Edu Lobo, Vinicius de Moares) werden interpretiert. Die 15 Stücke von „Alma“ sind insgesamt eine Entdeckung Wert. Und Hut ab vor Carmo Rebelo de Andrade!
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