Je nach Hautfarbe und sozioökonomischem Hintergrund unterscheiden sich Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt stark voneinander. Das zeigt Valeria Vallejos eindringlich anhand ihres Kurzfilms „Me También“.
Trotz einstweiliger Schließung von Kinos und Cinémathèque können Filmbegeisterte auch in den kommenden Wochen voll auf ihre Kosten kommen. Einen Beitrag dazu leistet „Me También“ der lateinamerikanischen Szenaristin, Autorin und Schauspielerin Valeria Vallejos. Indem sie ihren Kurzfilm im Netz gratis zur Verfügung stellt, will die Künstlerin dem Thema der sexualisierten Gewalt mehr Sichtbarkeit verleihen.
Sie tut dies anhand von zwei in Los Angeles lebenden Figuren: Monica (Katheryn Romine), eine weiße US-Amerikanerin, ist dabei, in einer Werbefirma die Karriereleiter hochzusteigen. Das ändert sich schlagartig, als sie von ihrem Vorgesetzten sexuell belästigt wird. Als sie den Fall nämlich meldet, fällt die Reaktion zu ihrem Nachteil aus. Die zweite Protagonistin, Cristina (Valeria Vallejos), arbeitet als Nanny bei einer wohlhabenden Familie. Auch sie wird Opfer sexualisierter Gewalt – als papierlose mexikanische Migrantin sind ihre Handlungsoptionen jedoch weit eingeschränkter als diejenigen von Monica.
Der Film wirft interessante Fragen auf bezüglich der Auswirkungen, die sexualisierte Gewalt je nach Kontext und Person hat. Anhand der Figuren zeigt Vallejos nämlich eindringlich auf, wie weit die Situationen aufgrund unterschiedlicher Hautfarbe und sozioökonomischem Status auseinandergehen können. Dabei gelingt es ihr, die beiden Handlungsstränge gleichermaßen ernst zu nehmen: Monica mag zwar privilegierter sein als Cristina, doch bleibt das, was sie erlebt hat, dennoch sexualisierte Gewalt. Im Laufe ihres Films zeigt Vallejos zudem auf subtile Weise, dass sexualisierte Gewalt stets von bestimmten Machtstrukturen begünstigt wird. Es ist die allgemeine, frauenfeindliche Kultur, die es sowohl Monica als auch Cristina erschwert, zu ihrem Recht zu kommen. Beiden Fällen gemein ist zudem die Isolation der Opfer: Die Übergriffe passieren meist unbemerkt und selbst wenn sie gemeldet werden, wird Betroffenen vielfach nicht geglaubt.
„During my life, which has spanned the globe from Patagonia, Argentina to France, Nigeria, Malaysia, and Spain and now the United States, one unfortunate common denominator has been etched in my heart: the struggles of women“, wird Vallejos in einem Presseschreiben zum Film zitiert. Mit dem Film hoffe sie, ebenfalls ein Opfer sexualisierter Gewalt, zu einer Veränderung beizutragen, die künftigen Generationen zugutekommen wird.
Zum 8. März veröffentlichte Vallejos ihren Film dort, wo die Me-Too-Bewegung 2017 begann: im Netz. Seither kann der Film auf Vimeo und Youtube geschaut werden. Der 17-minütige Film wurde letztes Jahr auf dem Betonville Film Festival mit dem Jury Award ausgezeichnet.