Bodennutzung: 88 versiegelte Quadratkilometer

Der Flächenverbrauch Luxemburgs wächst. Ein neuer Bericht legt die Zahlen offen und zeigt, dass dringender Handlungsbedarf besteht.

Einkaufszentren mit vielen Stellflächen verbrauchen besonders viel Boden, der zu Großteilen versiegelt ist. (Foto: MEA, DATer)

„Eine Fläche von 240 Fußballfeldern wird jedes Jahr in Luxemburg verbaut!“ Der alte Witz, dass Journalist*innen Flächen mit großer Vorliebe in Fußballfelder oder das deutsche Bundesland Saarland (Luxemburg hat übrigens die Fläche von 1,01 Saarland) umrechnen, bestätigt sich diesmal nicht: Die Mitteilung stammt vom Ministerium für Energie und Landesplanung. In einer neuen Broschüre wurden die aktuellen Daten der Landnutzung zusammengefasst.

Fast genau die Hälfte des Landes ist landwirtschaftlich genutzt, über ein Drittel (knapp 36 Prozent) ist bewaldet. 8,7 Prozent sind Siedlungsgebiet und 3,7 Prozent Transportinfrastruktur – der Rest teilt sich auf natürliche Oberflächen wie etwa Feuchtwiesen und Oberflächenwasser auf. Die Zahlen sind etwas älter, sie stammen aus dem Jahr 2018. Sie zeigen dennoch einen besorgniserregenden Trend, denn die enorme Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung der letzten Jahre hat sich auch im Flächenverbrauch niedergeschlagen.

Zwischen 2007 und 2018 wurden 1.864 Hektar bisher unbebautes Land verbaut. Die Flächen waren davor zu 90 Prozent landwirtschaftlich genutzt. Die restlichen 10 Prozent waren Wälder und andere natürliche Flächen. Angesichts der wachsenden Wohnungspreise verwundert es zwar, aber mit 798 Hektar stehen die Wohnflächen an erster Stelle der Nutzungsart, die neu gebaut wurde. Danach kommen Industrie- und Gewerbeflächen (401 Hektar), landwirtschaftliche Installationen (269 Hektar) und Baustellen (225 Hektar). Allerdings sind auch 290 Hektar Industriebrachen und anderweitig ungenutzte urbane Flächen bebaut worden.

Nachhaltig ist das nicht, vor allem nicht in einem kleinen Land wie Luxemburg. Ein kleines Gedankenexperiment verdeutlicht dies: Luxemburg hat eine Fläche von 2.586,4 Quadratkilometern, das entspricht 258.640 Hektar. Davon sind bereits 17.646 Hektar verbaut, bleiben also noch 240.994 Hektar, auf denen sich aktuell Wälder, Wiesen, Felder oder Gewässer befinden. Jeden Tag werden 0,5 Hektar natürliche Böden verbaut, also 182,6 Hektar im Jahr. Bei dem aktuellen Tempo bleiben also noch etwa 1.319 Jahre, bis das Land vollständig zugebaut ist. Rein theoretisch wäre dies also im Jahr 3341 der Fall.

Mit dem Aufhören anfangen

Allerdings ist nicht jede bebaute Fläche auch versiegelt: Zu Wohnflächen gehören neben Häusern ja auch Gärten, in Stadtgebieten gibt es manchmal Parks und selbst Autobahnen haben die eine oder andere Grünfläche. Im Durchschnitt wird die Hälfte der verbauten Fläche auch tatsächlich zubetoniert oder asphaltiert, also versiegelt. So sind Industrie- und Gewerbeflächen im Mittel zu zwei Dritteln versiegelt, während dies bei Golfplätzen nur zu zwei Prozent der Fall ist. Insgesamt sind 88 Quadratkilometer versiegelt – das entspricht übrigens 12.357 Fußballfeldern.

Wie lässt sich der massive Landverbrauch in Luxemburg stoppen? Darauf gibt die Broschüre des Ministeriums nur sehr schwammige Antworten. „Es muss bereits jetzt damit begonnen werden, durch eine schrittweise Reduzierung des Landverbrauchs und durch eine neue Kultur der Planung, die Trendwende einzuleiten“, heißt es in dem Dokument. Die Sektorpläne der Landesplanung seien ein Werkzeug dafür, deswegen müsse Luxemburg stärker auf die Konvertierung von Industriebrachen und Öko-Urbanismus setzen. Konkrete Ideen sind hingegen im Bericht des Observatoriums für Klimapolitik (Observatoire de la politique climatique − OPC) zu finden. Die Wissenschaftler*innen des OPC schlagen vor, künftig nur noch Flächenversieglung zuzulassen, wenn dafür an anderer Stelle versiegelte Flächen wieder entsiegelt werden.


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