Buchmesse
: Walfer Bicherdeeg 2023

An diesem Wochenende findet die 28. Ausgabe der Buchmesse in 
Walferdingen statt. Ein Blick auf junge Autor*innen, Newcomer*innen und einige Neuerungen.

In der Maison Dufaing in Walferdingen gibt es an diesem Wochenende viele neue Autor*innen zu entdecken. (COPYRIGHT: GilPe, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons)

An diesem Samstag und Sonntag, dem 18. und 19. November, heißt es für Leseratten und Literaturbegeisterte wieder auf nach Walferdingen: Die Organisator*innen der „Walfer Bicherdeeg“ halten neben Ständen verschiedener Verlagshäuser auch dieses Jahr ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm bereit. Das Motto dieser Ausgabe lautet „D’Welt zielen, d’Welt liesen“. Im Veranstaltungstext heißt es dazu: „Denn was soll Literatur sein, wenn nicht ein Schlüssel, der uns die Tür zur Welt aufschließt und ihr Verständnis für uns möglich macht? Und wenn wir anfangen würden, die Welt anders zu lesen?“ Doch damit wir die Welt anders lesen können, bedarf es auch neuer Stimmen im Literaturbetrieb – und die sind bei der Buchmesse vertreten.

Besonders in der Maison Dufaing sind übers Wochenende junge und neue Autor*innen anzutreffen. So lesen am Samstag zwischen 16:00 und 16:30 Uhr die Autor*innen von „Life – A Series of (Un)Eventful Events“ aus ihrem Sammelband vor. Die Texte gehen auf die diesjährige Ausgabe des Schreibwettbewerbs „Young Voices“, organisiert von der Universität Luxemburg und Black Fountain Press, dem ersten englischsprachigen Verlag Luxemburgs, zurück. In der Alterskategorie 15-19 Jahre gewannen Tobias Rault („At the Buergbrennen“, Lyrik) und Charlotte Benck („Alice, Ronny, Biran and the Frogs“, Prosa). Bei den 20- bis 25-Jährigen machten Jessica Lentz („Eruption“, Lyrik) und Catherine Entringer („Carwash“, Prosa) das Rennen. Neben diesen Texten sind im Sammelband aber auch zwölf weitere Beiträge zu finden, die es auf die Shortlist der Jury (Mylène Branco, Tullio Forgiarini, Jeanne Glesener, Jean-Marc Lantz, Anne-Marie Millim und Anne-Marie Reuter) geschafft haben. Das Buch wird im Rahmen der Walfer Bicherdeeg erstmals präsentiert.

Newcomer*innen und neue Formate

Für Black Fountain Press liest am selben Tag im gleichen Zeitfenster ein weiterer Newcomer, wenn auch ein etwas älterer: John-Paul Gomez, Gewinner des Concours littéraire national 2022. Gomez trägt aus seinem prämierten Erzählband „The Idiot of St. Benedict“ vor. Die Geschichten enthalten dystopische Elemente, werden vom Verlag als Narrativen zwischen der Serie „Black Mirror“ und den literarischen Klassikern von Ray Bradbury (unter anderem „Fahrenheit 451“) verortet. Gomez dürfte den meisten bisher vor allem als Journalist für RTL Today, dem englischsprachigen Ableger von RTL, sowie als Gründer des Satire-Blogs „Luxemburger Wurst“ ein Begriff gewesen sein.

Doch auch ein auf Luxemburgisch schreibender Autor feiert am Samstag in der Maison Dufaing sein Debüt – und zwar der woxx-Journalist Joël Adami. Zwischen 18:30 Uhr und 19:00 Uhr, gibt Adami Einblick in seinen Debütroman „Fassad a Substanz“, der im Zuge der Walfer Bicherdeeg von Op der Lay veröffentlicht wird. Adami, der seit 2001 den literarischen Blog „enjoying the postapocalypse“ betreibt, konfrontiert seinen Ich-Erzähler mit einem Realitätsverlust: An einem Tag im Jahr 2016 scheint plötzlich nichts mehr, wie es früher war. Es folgt eine Reise mit seiner besten Freundin Lis, die die beiden an die vermeintlich schönsten Orte Luxemburgs führt. Zusammen mit Adami liest Luc François („Wasserstand“, Kremart Edition). François, bekannt für seine Fantasy-Texte, beschreibt in seinem neuen Roman das Leben von Klaus Klopp, einem Schriftsteller in der Krise auf der Suche nach dem nächsten Erfolgserlebnis.

Am Sonntag sticht Chris Lauer aus dem Programm hervor: Im Oktober dieses Jahres veröffentlichte die 30-jährige Luxemburgerin ihr lyrisches Debüt „Gut verräumte Sternschnuppen“ im deutschen Limbus Verlag. In ihrem Band thematisiert sie unter anderem Liebe und Trauma, baut Brücken zwischen persönlichen und kollektiven Erlebnissen sowie Vergangenheit und Gegenwart. In der Buchbeschreibung steht, Lauer schreibe „über die Schwierigkeit selbstbestimmter weiblicher Sexualität“. Lauer liest zwischen 17:15 Uhr und 17:45 Uhr in der Maison Dufaing.

Begleitet wird sie von einem Autor, der sein Debüt zwar schon hinter sich hat, mit 24 Jahren aber noch zu den jüngeren Stimmen im nationalen Literaturbetrieb zählt, nämlich Antoine Pohu – Kulturschaffender und Student der darstellende Kunst an der Université libre de Bruxelles. In Walferdingen liest Pohu aus seinem Roman „Parfois la nuit se tait“ vor, der im März 2023 bei Capybarabooks erschienen ist. In seinem zweiten Roman stürzt der Autor seinen Hauptcharakter Daniel, einen Jazzpianisten, in eine existenzielle Krise und ins Brüsseler Nachtleben.

Neben neuen und jungen Stimmen gibt es bei den Walfer Bicherdeeg auch weitere Neuheiten zu entdecken. Die monatliche Literaturreihe „Word In Progress“ (WIP) der Kulturfabrik Esch zieht zur Buchmesse beispielsweise erstmals nach Walferdingen: Am Samstag (19:15 Uhr – 20:30 Uhr, Kaffisstuff) legen die englischsprachigen Autor*innen James Leader, Robbie Martzen und Wendy Winn ihre Schreibprojekte offen. Bei den Sessions von WIP tragen Autor*innen Passagen aus unveröffentlichten Texten vor und interagieren mit dem Publikum. Moderiert wird der Abend von der Literaturwissenschaftlerin Jeanne Glesener.

Auch die traditionelle „RTL Dictée“ am Sonntagmorgen (10:00 bis 12:00 Uhr) ist dieses Jahr anders: Sie findet zum ersten Mal im „eduPôle” statt; noch dazu schreibt beim luxemburgischen Diktat das Programm „schreifmaschinn.lu“ mit. Die frei zugängliche Software überträgt Sprache in Text. Wer sich mit dem Computerprogramm messen will, kann sich per Mail an dictee@rtl.lu sowohl für das luxemburgische als auch für das französische und das deutsche Diktat anmelden.

Natürlich sind bei den Walfer Bicherdeeg aber auch bekannte Gesichter anzutreffen, vor allem im Erwachsenenprogramm. Am Samstag (14:30 Uhr – 15:00 Uhr) lesen Florent Toniello („Honorable Brasius“, Hydre Éditions), inzwischen freier Mitarbeiter der woxx, und Nathalie Ronvaux („L’homme de la rivière“, Zoom éditions) in der Maison Dufaing aus ihren neuen Büchern vor; um 15:15 sind Roland Meyer („Monster Malya“, Op der Lay) und Charel Meder („Ditteridi“, Op der Lay) an der Reihe. Um 16:45 Uhr folgen am selben Ort Jemp Schuster („Béischten“, Kremart Edition) und Fabienne Faust („Die Häuser von drüben“, Éditions Phi) und ab 17:30 Uhr lesen Jérôme Netgen („Der letzte Bus“, Zoom éditions), Raoul Biltgen („Meine Insel“, Hydre Éditions) und Ulrike Bail („im halblichten geäst deines atems“, Conte Verlag). Am Sonntag sind, neben den bereits erwähnten Chris Lauer und Antoine Pohu, unter anderem Claude Schmit („Yeshua. Une vie de Jésus après sa crucifixion“, Éditions Phi) und Emil Angel („Mengem Papp seng Bréck“, Éditions Phi) ab 15:45 Uhr sowie ab 16:30 Uhr Margaret Steckel („Mutterrache“, Capybarabooks) und Jean Back („Nuebelschnéier“, Kremart Edition) in der Maison Dufaing zu sehen.

Das gesamte Programm, das noch zahlreiche weitere Events an anderen Orten enthält, ist auf bicherdeeg.lu einzusehen. Besonders für Familien mit Kindern lohnt es sich, hier vorbeizuschauen, denn auch für die jüngsten Bücherwürmer bietet die Buchmesse Lesungen an. Bei der Kinder- und Jugendliteratur sind Autorinnen übrigens deutlich stärker vertreten als bei den Lesungen für Erwachsene – das nur als Anmerkung am Rande …

Walfer Bicherdeeg, am 18. und 19. November an verschiedenen Orten in der Gemeinde Walferdingen.

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