Kulturkadaver

+++ Wer kennt sie nicht, die Einleitungsmusik zur belgischen Fernsehsendung „Strip Tease – l’émission qui déshabille la société“ – jener Kultsendung bei der der Normalbürger sich mit seinen Widersprüchen und Schwächen oder skurrilen Leidenschaften entblößt? Kein Wunder, dass diese kleine Melodie von den Luxemburger Hip-Hoppern „De Läb“ aufgegriffen und in ihrem famosen „De Läbdance“ auch an diesem verregneten und etwas kühlen Samstagabend auf der Fête de la musique in Düdelingen für gute Laune sorgte. Es war denn auch vor allem die kleine Bühne „Why not Stage“ in der Avenue Charlotte bei der eine etwas andere Musik zu hören war. Vor allem einheimische Bands der Independent-Szene traten hier auf: Neben „De Läb“ mit fetten Beats und ironischem Sprechgesang, waren die an 80er Jahre Synthie-Musik erinnernde Musikgruppe „Hal Flavin“ präsent sowie die Mathcoreband „Mutiny On The Bounty“ – um nur einige zu nennen. mehr lesen / lire plus

Hasards du trajectoire

(cw) – Gute Stimmung, gute Musik – jedoch etwas wenige Besucher waren dieses Wochenende in der Escher Kulturfabrik beim Ladyfest anzutreffen. Es standen nicht nur alte Bekannte wie die Electropunk-Band „Chicks on Speed“ oder die Schweizer Frauenband „Les reines prochaines“ auf der Bühne, sondern auch relative Newcomer wie die aus Brüssel stammende Musikerin Cloé du Trèfle, die vor einem halbvollen Konzertsaal Lieder ihres dritten und letzten Albums „Hasards de Trajectoires“ anstimmte. Eine Videoinstallation vom Gewusel in einer Untergrundbahn sowie die Geräuschkulissen des vorbeifließenden Verkehrs untermalten die Darbiertung von du Trèfle, die ihr letztes Album als eine Art akustisches Roadmovie konzipiert hat, bei dem der Zuhörer eine Person Namens Lisa durch die Stadt begleitet. mehr lesen / lire plus

Gloss Drop

Vor nunmehr vier Jahren erschien das wohl spektakulärste Debütalbum des 21. Jahrhunderts. Bei „Mirrored“ der New Yorker Band Battles waren sich Kritiker einig: Rock ist endlich in der Jetztzeit angekommen. Klaustrophobisch stampfend und sehr beängstigend brach die Musik wie eine Lawine über den Hörer herab. Man hatte zum ersten Mal das Gefühl, eine Band hätte es geschafft, mit klassischer Instrumentierung Computermusik zu machen. Seitdem hat Tyondai Braxton, vermeintlicher musikalischer Kopf die Band verlassen um sich auf eigene Projekte zu konzentrieren und die ganze Post-Rock-Welt stand Kopf. Was soll nun passieren? Battles ohne Braxton dürfen sich nicht mehr Battles nennen! Man erinnerte sich an die Diskussionen um Pink Floyd als Waters entschied seinen eigenen Weg zu gehen. mehr lesen / lire plus

EXPOSITION COLLECTIVE: Les jeux du « je »

La nouvelle exposition du Casino – Forum d’art moderne « Second Lives : Jeux masqués et autres Je », pèche par des répétitions et une surcharge d’art vidéo, mais arrive néanmoins à bien cerner un sujet difficile.

Totalement dépersonnalisée:
Une jeune participante d’un « concours de beauté » à l’américaine, photographiée par l’artiste Susan Anderson.

« Je est un autre » – la célèbre phrase d’Arthur Rimbaud est certainement la première qui vient à l’esprit si on pense à la multiplication des identités dans l’art moderne. Au 19e siècle et encore au début du 20e, la schizophrénie des identités se limitait pourtant souvent à celle qu’on portait en soi et celle perçue par les autres – la faille la plus profonde qui existe en chacun de nous. mehr lesen / lire plus

Gil Scott-Heron. Ein Nachruf

(td) – Wir erinnern uns: Vor nicht allzu langer Zeit wurde in Ägypten ein Diktator gestürzt. Dieser Umstand wurde jedem bewusst als Al Jazeera begann aus der Vogelperspektive vom Tahrir-Platz zu berichten und man plötzlich die Möglichkeit hatte in Echtzeit Zeuge einer vermeintlichen Revolution zu werden.
Für diese kurze Zeit des Aufruhrs wagte man es doch tatsächlich, an den Worten eines großen Künstlers zu zweifeln: „The revolution will not be televised“. Hatte dieser Mann schlussendlich vielleicht Unrecht?
Dieser Künstler, mit bürgerlichem Namen Gilbert Scott-Heron, verstarb am letzten Freitag im Alter von nur 62 Jahren. Dieser Satz mag wohl arg abgedroschen klingen, aber das Vermächtnis, das Scott-Heron hinterlässt, ist wahrlich groß. mehr lesen / lire plus

LADYFEST: The riot is not quiet

Endlich findet wieder ein Ladyfest in der Kulturfabrik in Esch statt, mit vielen originellen Workshops, guten Bands, Kunst und Performances – ein lebhafter Kontrapunkt zum Einerlei der männlich dominierten Musikfestivals.

„Diese meine Sprache ist Ausdruck des Denkens, mein Glaubensbekenntnis, Vertrauen und Verständnis. Gebrauche sie ständig wie Augen und Hände, lässt sich nicht begrenzen durch Mauern und Wände (?) ich leb in der Sprache wie andre in Häusern“, heißt es in den Texten der jungen, resoluten Berliner Rapperin „Sookee“, die sich mit ihrem Sprechgesang in einer Macho-Jungmännerwelt durchaus zu behaupten weiß. Und diese auch kritisiert, etwa wenn sie in ihrem Song „Pro Homo“ gegen Homophobie ansingt, die vor allem im Hiphop-Bereich noch immer als normal gilt, oder sich vom „Porno-Rap“ distanziert, in dem Männer mit ihrem Sex prahlen, bei dem die Frauen nichts zu sagen haben. mehr lesen / lire plus

VITRA DESIGN: Alles so schön bunt hier

Ein Ausflug auf den Campus von Vitra-Design lässt die Professionalität bewundern, mit der das Unternehmen seine Produkte begehrenswert macht. Nur der Aspekt Umwelt wird vernachlässigt.

Architektur und Design verbinden sich in dem skulpturalen Bau von Frank Owen Gehry.

Es ist, als ob man von der Hauptstraße in ein Gewerbegebiet einbiegt, mit unterschiedlichen Fabrikhallen, schmucklosen Rasenflächen und breiten Zulieferstraßen für Lastwagen. Es gibt nichts Bemerkenswertes außer einem Blickfang: das Möbel-Ausstellungsgebäude des Basler Architekturbüros Herzog & de Meuron, das aus zwölf in die Länge gezogenen, zum Teil an den Stirnseiten verglasten Satteldachhäusern besteht, die in fünf Ebenen übereinander geschichtet und ineinander verkeilt sind – das Ganze sieht aus wie ein Haufen überdimensionaler Mikadostäbchen: Es ist der Showroom für die Produkte von Vitra Design in Weil am Rhein. mehr lesen / lire plus

Fleet Foxes – Helplessness Blues

Die neue Fleet Foxes Platte „Helplessness Blues” könnte man problemlos mit dem Wort Waldspaziergang beschreiben. Und dies in zweierlei Hinsicht : Zum einen weiß man ganz genau, auf was man sich einlässt, wenn man in einen Wald geht: Vögel zwitschern und man findet Bäume, Laub und Moos vor. So ähnlich ist es mit dieser Band. Aus Seattle stammend, eine Stadt, die vordergründig durch die Grunge-Bewegung in den 1990er Jahren weltbekannt wurde, stehen die Fleet Foxes mit ihrem Mastermind Robin Pecknold schon emblematisch mit dem Holzfällerlook mit Vollbart für die Hinterwäldleratmosphäre des Ostküstenstaates Washington. Man erwartet erstklassigen, pastoral anmutenden Indie Folk, der seine Vorbilder, Crosby, Stills & Nash oder auch Simon & Garfunkel, keineswegs leugnet. mehr lesen / lire plus

Momentaufnahmen

Zugegeben, ein Buch über Fotografie ohne ein einziges abgedrucktes Foto ist entweder ein totales Wagnis oder ein total trockenes theoretisches Machwerk das sich an einige Puristen und Experten richtet. Marc Wilwerts kleines Büchlein „Momentaufnahmen“ entspricht sicher der ersten Kategorie. Der als Pressefotograf – vor allem für das „Wort“ – tätige Wilwert hat in diesem, von ihm selbst herausgegebenen Buch, seine Meditiationen über das Handwerk aber auch über die philosophischen Hintergründe seiner Tätigkeit zu Papier gebracht. Illustriert hat er dies mit selbst angefertigten Zeichnungen. Die Texte dazu sind keine drögen Exkurse sondern Aphorismen, die wie kleine fragmentarische Wahrheiten ziemlich allein auf dem weißen Papier stehen. mehr lesen / lire plus

LITERATUR: Küchenmeisterdetektiv

Tom Hillenbrands Krimi „Teufelsfrucht“ ist ein – aus luxemburgischer Perspektive gesehen – seltener Glücksfall, geht es darin doch um Luxemburg, seine Menschen und seine Küche.

Mit ihm kommt man nicht unbedingt in Teufels Küche: Tom Hillenbrand.

Wer sich mit den „Bestseller“-Listen des luxemburgischen Verlegerverbands ein bisschen auskennt, der weiß, was er schreiben muss, um bei der hiesigen Leserschaft Kauflust zu erzeugen: Ein Kochbuch, am besten eins, das irgendwie etwas mit Luxemburg zu tun hat. Oder sonst irgendein Buch mit luxemburg-spezifischer Thematik das also von heimischen Kapellen oder Höhlen handelt, von den Wäldern und Wanderwegen und all dem, was auf unserer weiten Flur kreucht und fleucht. mehr lesen / lire plus

RADIO: Von Kreuzberg aus in die große Welt

Der 31. Dezember 2008 war ein schwarzer Tag für die Vielfalt der Berliner Medienlandschaft. An diesem Tag wurde dem 1994 als „SFB 4 Multikulti“ ins Leben gerufenen und später in „Radio Multikulti“ umbenannten Radiosender vom Rundfunk Berlin-Brandenburg der Saft abgedreht.

Sogar der Herr Wowereit wagte sich in den multikulturellen Glaskasten, hier neben der Geschäftsführerin Brigitta Gabrin.

Vierzehn Jahre nach dem Start des bis dahin einmaligen Projekts eines interkulturellen und partizipativen Radios wurde aus Spargründen die RBB-Welle mit der niedrigsten Einschaltquote einfach stillgelegt. Nur etwa 20 fest Angestellte konnten innerhalb des RBB neue Aufgaben übernehmen, der Großteil der freien Mitarbeiter wurde auf die Straße gesetzt. mehr lesen / lire plus

FILM: 3 x Grand

Cette semaine les trois derniers bébés du cerf bleu ont été présentés: des films documentaires sur la Grande Région et son « épopée ».

Le miroir de la Grande-Région est une chose bien complexe, ici dans « Blà, blä, blá ».

Chassez le cerf bleu et il revient au galop. C’est ce que penseront peut-être quelques-un-e-s de celles et de ceux qui iront voir « L’épopée de la Grande Région » au cinéma ces prochaines semaines. Mais qu’est-ce qui se cache derrière ce titre ? L’épopée du preux chevalier qui abattit le cerf bleu pour le manger tout cru ? Non, en fait il s’agit de trois films documentaires qui ont été financés par le budget de l’année culturelle 2007 et qui viennent enfin d’être finalisés. mehr lesen / lire plus

The United States of America – The United States of America

Wir erinnern uns: Vor zwei Monaten verstarb Trish Keenan, Frontfrau der britischen Band Broadcast. In den zahlreichen Nachrufen in der Presse wurde oftmals von Dorothy Moskowitz gesprochen, deren kindlich naiven Gesang sich Keenan angeeignet hatte. Moskowitz war die Sängerin der Band United States of America. Joseph Byrd hatte diese Truppe 1967 mit Filmstudenten (u.a. Moskowitz) gegründet. Byrd studierte Akustik und Psychologie, fühlte sich aber zur psychedelischen und avant-gardistischen Musik hingezogen. Das Leben in einer Kommune und halluzinogene Drogen gehörten auch dazu.
The American Metaphysical Circus, der Titel des ersten Stückes, ist programmatisch für das Album: Infantiler Wahnsinn trifft auf Burleske und das auf allen Ebenen. mehr lesen / lire plus

Traces

Pour fêter ses quinze années d’existence le Casino – Forum d’art contemporain se fait un plaisir mignon et s’offre un magazine. Baptisé Traces, il retrace les activités des dernières années en mettant l’accent sur certains projets et surtout sur l’impact qu’ils ont pu avoir à l’extérieur de notre pays. Que ce soit à la Biennale de Venise ou par des émission sur la Arte TV la réputation du Casino s’est bien répandue en Europe et ailleurs. Le matériel est varié allant d’entretiens entre artistes et curateurs à l’essai en passant par le reportage. De plus « Traces » n’est pas un « one-shot » mais il est prévu d’en faire une édition par an. mehr lesen / lire plus

TELEVISION: En boucle

Avec « Seriesly », le CNA inaugure une nouvelle forme de festival dédié aux séries télévisées.

Une femme qui ont marqué l’univers des séries : Laura Palmer (Twin Peaks).

Rares sont les gens qui peuvent répondre par la négative en toute sincérité si on leur demande s’il leur arrive de regarder des séries télévisées. Honnêtement, qui d’entre nous n’a pas son petit faible, son petit plaisir mignon, sa petite série à laquelle il s’est habitué ? Depuis le début des romans-feuilletons dans les journaux et magazines, les histoires à suivre régulièrement tiennent une forte place dans notre imaginaire collectif. Et l’arrivée de la télévision et de la démocratisation de l’image n’a fait qu’amplifier ce phénomène, qui est devenu aujourd’hui tellement important qu’une industrie entière en dépend. mehr lesen / lire plus

PHOTOGRAPHIE: La petite maison de la photographie

Depuis la semaine dernière, le Luxembourg dispose enfin d’une vraie « Maison de la photographie ». Le collectif derrière l’initiative « ArtgentiK » a trouvé une niche fertile.

La « Maison AK* » – une vraie niche pour jeunes talents photographiques…

La rue Tony Dutreux – bienfaiteur de la ville de Luxembourg – peut être difficile à trouver. En tout cas, si on n’est pas natif de Bonnevoie, cette maison construite au début des années 50 est similaire à tant d’autres dans les environs de la vraie « Maison de la photographie » – ou « Maison AK* » comme l’ont baptisé ses inventeurs, pourrait vite passer inaperçue. Heureusement que le propriétaire et une des têtes pensantes derrière l’initiative, Christophe Olinger, a collé une affiche sur la façade, sinon « sa » maison ne sortirait pas du lot dans ce quartier résidentiel. mehr lesen / lire plus

Kulturkadaver

+++Fragen nach der Gestaltung, nach Sinn und Nutzen des öffentlichen Raums und der dort angesiedelten zeitgenössischen Kunst, bildeten den Schwerpunkt des „Walk & Talk“ – eine Begehung, die letzten Sonntag durch das Zentrum der Stadt Luxemburg führte. Organisiert von der Arbeitsgruppe „Espace public“ der Fondation de l’Architecture et de l’Ingénierie, war das Ziel im Dialog mit interessierten MitbürgerInnen Fragen zur sozialen Nutzung des öffentlichen Raums zu erörtern. So standen einerseits Skulpturen im Mittelpunkt der Diskussionen. Darunter die Reiterstatue von Wilhem II. oder die Gëlle Fra, die als Ausdruck von Macht, Gedenken, kollektiver Freude oder Trauer eine andere Funktion erfüllen als zeitgenössische Werke wie die Bronzestatue von Henry Moore im Rousegäertchen oder die Frauenskulptur der Nikki de Saint-Phalle am Aldringer, die quasi zur Möblierung städtischer Räume eingesetzt werden. mehr lesen / lire plus

EXPOSITION: Tempéré

« Out-of-Sync – The Paradoxes of Time », la nouvelle exposition au Mudam se prend le temps de nous montrer que le temps en soi n’est peut-être pas si linéaire qu’on croyait.

Se dédoubler dans le temps : qui n’en rêve pas ? «Present Continuous Past(s)» de Dan Graham en offre au moins l’illusion.

De la machine à remonter le temps de H.G. Wells aux films d’action américains qui veulent retourner vers le futur, la dimension temporelle a toujours su faire exploser les imaginations artistiques. Mais ce n’est pas le temps comme on le perçoit au quotidien – implacable, impardonnable et toujours en manque – mais le temps étendu, soumis à l’imaginaire humain qui prime sur les considérations philosophiques et scientifiques du temps. mehr lesen / lire plus

The King of Limbs

(td) – Montag, der 14. Februar 2011. Aus heiterem Himmel setzt Radiohead das Erscheinen des neuen Albums The King of Limbs auf den darauffolgenden Samstag an. Am Freitag Vormittag entscheidet die Band, die Veröffentlichung um einen Tag vorzuverlegen. Der Hype ist perfekt. Gegen Abend desselben Tages kann man sogar schon verfrühte Rezensionen lesen. Was gibt es zwei Wochen später zur Musik zu sagen? „Open your mouth wide“ schlägt uns Thom Yorke im Opener „Bloom“ vor. Einziges Problem: Beim ersten Hören des 38-minütigen Materials stellt man fest, dass man besser täte, nicht alles sofort einzunehmen, dies könnte Verdauungsprobleme zur Folge haben. Man ist einfach restlos überfordert mit den Unmengen an Ideen. mehr lesen / lire plus

De la Françafrique à la Mafiafrique

(lc) – François-Olivier Verschave était un Français pas comme les autres. Militant, jusqu’à son décès en 2007, de l’association « Survie » il a dédié sa vie à la cause africaine. Mais attention, cet homme n’a pas fait dans la charité et dans l’humanitaire, mais dans l’historique. Et s’est avant tout intéressé aux relations entre la France et le continent africain. L’hypocrisie des relations entretenues entre l’Hexagone et ses « anciennes » colonies, le travail main en main avec des despotes, l’arrogance des élites françaises – qui ne semble pas avoir disparue avec Sarkozy, tout au contraire – à l’égard de « l’homme africain » qui aurait raté son entrée dans l’Histoire et surtout les réseaux économiques tissées dans les antichambres gouvernementales – voilà les préoccupations de Verschave. mehr lesen / lire plus