Damit Siri und Alexa nicht zu sexistischen Softwares mutieren, sollen Frauen stärker in die Entwicklung Künstlicher Intelligenz eingebunden werden. Nach Erhebungen der EU Kommission sind sie in dem Bereich stark unterrepräsentiert – doch es gibt einen Plan.
Es ist eines der Hauptziele, die sich die Europäische Kommission im Gender Action Plan 2020 – 2025 (GAP iii) gesteckt hat: Frauen und Mädchen in digitale Entwicklungen einbinden. Momentan sind Frauen in dem Bereich unterrepräsentiert, wie der heute veröffentlichte Bericht „Women in Digital Scoreboard“ der Kommission belegt. Sie machen nur 18 Prozent der europäischen Expert*innen in der Information and Communication Technology (ICT) aus – und das obwohl zwei Mathematikerinnen erste Meilensteine der Informatik setzten: Ada Lovelace ging im 19. Jahrhundert als erste Programmiererin in die Geschichte ein, Grace Hopper setzte durch die Entwicklung des ersten Compilers (A-0) im Jahr 1952 einen drauf.
Die heutige Situation verwundert allerdings nicht, wenn man die Zahlen zu den Absolvent*innen entsprechender Fächer berücksichtigt, die im GAP iii aufgelistet sind: Beschäftigte und Studierende im Bereich der ICT sind lediglich zu 17 Prozent weiblich. Das, obwohl sie laut EU Kommission im Durchschnitt besonders bei den digitalen Kompetenzen besser abschneiden als Männer.
Unter den Programmierer*innen Künstlicher Intelligenz (KI) sind Frauen mit 22 Prozent vertreten. Die Kommission sieht in dem von Männern dominierten Sektor eine Gefahr für die Gleichstellung der Geschlechter: „KI kann zwar Lösungen für viele gesellschaftliche Herausforderungen bieten, sie kann aber auch Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern verstärken. Algorithmen und damit verbundenes maschinelles Lernen können – wenn sie nicht transparent und robust genug sind – zu geschlechtsspezifischen Diskriminierungen beitragen, diese wiederholen oder verstärken, weil sie auf einer bestimmten Datenauswahl beruhen oder weil dies den Programmierern möglicherweise gar nicht bewusst ist.“ Die woxx berichtete ebenfalls bereits über Algorithmen mit Vorurteilen.
Der Aktionsplan für digitale Bildung aus dem Jahr 2019 und die Umsetzung der Verpflichtungerklärung der Minister*innen über „Frauen im Digitalbereich“ sollen den Gefahren entgegenwriken. Darüber hinaus soll das Rahmenprogramm für Forschung und Innovation „Horizon Europa“ zwischen 2021 und 2027 Erkenntnisse liefern und Lösungen aufzeigen, um unter anderem gegen geschlechtsspezifische Diskriminierung im Bereich der KI anzukämpfen.
In Luxemburg sind übrigens nach dem „Women in Digital Scoreboard“ 16,8 Prozent der ICT-Spezialist*innen Frauen. Der unbereinigte Gender Pay Gap, der nach Bruttostundenverdienst und ohne Rücksicht auf die ursprünglichen Faktoren für den Gender Pay Gap berechnet wird, lag in dem Berufsfeld 2018 bei 14 Prozent.
Wenn es um mehr als nur Grundlagenkenntnisse zur Internetnutzung geht, fällt auf: 16 bis 24-Jährige Frauen sind in dem Kontext leicht fitter als gleichaltrige Männer. In den Alterskategorien 25 – 54 und 55 – 74 ist das Gegenteil der Fall und die Unterschiede zwischen den Geschlechtern groß. Vergleicht man die einzelnen Altersgruppen wird eine Wissens-Kluft zwischen den Generationen sichtbar: Die Hälfte der 16- bis 24-Jährigen können mehr als einen Browser öffnen und Mails verschicken, wohingegen in allen anderen Alterskategorien – unabhängig vom Geschlecht – weniger als die Hälfte der Studienteilnehmer*innen über das Grundwissen hinauskommt.
Zusammen mit den Ambitionen der Kommission, Frauen und Mädchen zu Studien digitaler und technischer Fächer zu ermutigen und Aktionspläne in dem Zusammenhang umzusetzen, ist das ein gutes Omen dafür, dass sich die Situation in den kommenden Generationen verbessert.