Frauen*streik 2021: They still care

Die Plattform Journée internationale des droits des femmes (JIF) läutet ihre Kampagne zum Frauen*streik 2021 ein. Das Thema – Care Arbeit – bleibt unverändert, weil sich weder an den Verhandlungstischen noch in der Politik was getan hat.

Es war eine der letzten Großdemonstrationen vor dem Corona-Lockdown im Frühjahr: der erste Frauen*streik in Luxemburg. Im März demonstrierten nach Angaben der Plattform JIF mehr als 2.000 Menschen für bessere Arbeitsbedingungen in der Care Arbeit und für ihre soziale Anerkennung. Heute fiel der Startschuss zur Kampagne des Frauen*streiks 2021. Dieser findet am internationalen Kampftag für Frauen*rechte, am 8. März, statt.

Das Thema bleibt unverändert und ist zu Zeiten der sanitären Krise aktueller denn je. Nach Ausbruch der Pandemie „rückte die bezahlte und unbezahlte Care Arbeit (…) in den Vordergrund und trug dazu bei, die Wirtschaft vor dem Stillstand zu bewahren und Leben zu retten“, schreibt die Plattform JIF in ihrer Pressemitteilung zur Kampagne. Gleichzeitig habe sich die ohnehin schon wirtschaftlich prekäre Situation von Frauen* im Allgemeinen, Hausangestellten, Alleinerziehenden, Migrantinnen, Frauen* ohne Papiere oder Obdachlosen verschärft. Im Gesundheitssektor käme es verstärkt zu Überstunden und in Familien zu Konflikten im Hinblick auf die Kinderbetreuung oder auf die Hausarbeit, die oft auf Frauen zurückfalle.

Was die Betreuungsstrukturen für Kinder angeht, entzieht sich die Regierung jeder Verantwortung, wenn es um Engpässe geht. Diese Woche gab Bildungsminister Claude Meisch (DP) in einer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage von Freud Keup (ADR) zu verstehen, dass die Regierung keine Lösung für den bestehenden Mangel an Betreuungsstrukturen habe. Alleinerziehende Eltern und berufstätige Paare mit Kindern müssen selbst sehen, wo sie bleiben. Die überlasteten Strukturen und ihre Mitarbeiter*innen auch.

Im Gesundheitssektor kam es im März zu Diskussionen um die Ausbeutung von Schüler*innen der Krankenpflege, die in die Réserve sanitaire aufgenommen wurden. Es ging um schwierige Arbeitsbedingungen und befristete Verträge, die auf Seiten der Arbeitgeber*innen vorzeitig gekündigt werden sollten. Zwar reagierten die zuständigen Ministerien nach einem Artikel der woxx und ließen die Verträge doch bis zum vereinbarten Termin laufen, doch wirft der Umgang mit dem Personal ein schlechtes Licht auf die Verhältnisse im Sektor.

Auch an den Verhandlungstischen im Reinigungssektors tut sich derzeit nichts, was die Situation verbessern könnte. Im Juli 2020 klagte Jessica Lopes, beigeordnete Zentralsekretärin des „syndicat nettoyage“ des OGBL über schleppende Verhandlungen zur Überarbeitung des Kollektivvertrags im Reinigungssektor. Die Fédération des entreprises de nettoyage gab damals keine konkreten Antworten auf die Forderungen der Gewerkschaft und schob die sanitäre Krise als Entschuldigung für die ausbleibenden Entscheidungen vor. Dabei geht es um Forderungen, die bereits vor einem Jahr vorgestellt wurden.

„Man hätte erwarten können, dass die Regierung erkennt, wie wichtig es ist, sich für die Anerkennung und Aufwertung der Care Arbeit einzusetzen“, schreibt die JIF in ihrer Mitteilung. Die vorangehenden Beispiele zeigen, dass das weder den betroffenen Verbänden noch der Politik zu gelingen scheint. Die Plattform JIF setzt ihr Engagement jedenfalls fort. Wer sich auf fraestreik.lu für den Newsletter anmeldet, erhält ab sofort regelmäßig Informationen zum Streik und verwandten Themen. In Kürze finden zudem offene Treffen zur Organisation von Themenveranstaltungen zur Vorbereitung des Streiks und zur Hervorhebung der Forderungen statt – online und vor Ort.


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