Greenpeace-Studie: Nachhaltige Fonds haben keinen nennenswerten Einfluss

Vorgeblich nachhaltige Finanzprodukte boomen, gerade in Luxemburg. Doch „grüne“ Fonds haben kaum einen Einfluss auf die Umwelt und das Klima. Das hat eine Studie herausgefunden, die von Greenpeace in Auftrag gegeben wurde.

Greenwashing ist laut der von Greenpeace in Auftrag gegebenen Studie in der Fondsindustrie weit verbreitet. (Foto: Greenpeace)

Der Kampf gegen die Klimakrise wird an vielerlei Front geführt: Aktivist*innen versuchen, Energiekonzerne zur Aufgabe von fossilen Energien zu bewegen, die aktive Mobilität in unseren Städten soll gefördert werden und die Landwirtschaft auf andere Produktionsmethoden umsteigen. Ein wichtiger Hebel ist die Finanzwirtschaft: Wenn gezielt in nachhaltige Firmen investiert wird, können diese sich entwickeln – außerdem sendet dies Signale an andere Konzerne, die damit zum Umdenken bewegt werden. So lautet zumindest das Versprechen der nachhaltigen oder „grünen“ Finanzen. Doch das ist nicht viel mehr als Wunschdenken, so die Umweltschutzorganisation Greenpeace.

Gemeinsam mit Greenpeace Schweiz hat der Luxemburger Ableger der Umwelt-NGO bei der unabhängigen Nachhaltigkeits-Ratingagentur Inrate aus der Schweiz eine Studie in Auftrag gegeben, um den tatsächlichen Effekt von vermeintlich nachhaltigen Fonds zu untersuchen. 51 Nachhaltigkeitsfonds, die für private Anleger*innen offen sind, wurden untersucht, zusätzlich hat Inrate 25 konventionelle Fonds zum Vergleich einbezogen. Alle Fonds werden sowohl in Luxemburg als auch in der Schweiz angeboten.

Inrate hat sich sowohl angeschaut, wie viel Kapital in nachhaltige Firmen investiert wird, als auch mittels vier Indikatoren überprüft, wie gut verschiedene Nachhaltigkeits-Ansätze funktionieren. Die Ergebnisse sind überdeutlich: Es gibt kaum einen messbaren Effekt. Beim Einfluss auf Umwelt, Soziales und Managmentkriterien (Environmental, Social, and Governance – ESG) sind vermeintlich nachhaltige Fonds nur vier Prozentpunkte besser als konventionelle Fonds. Eine relevante Wirkung konnte die Studie nur in drei spezifischen Bereichen feststellen: „Nachhaltige“ Fonds investieren weit weniger in die Rüstungsindustrie, die Zementproduktion und Firmen, die in Umweltkontroversen verwickelt sind. Helfen „nachhaltige“ Fonds, die Klimakrise einzudämmen? Fehlanzeige.

„Was wir sehen, ist eine Beschäftigung mit spezifischen Nachhaltigkeitsthemen, die hohe Reputationsrisiken bergen und einfach zu bewerten sind. Aber es ist nicht dort, wo die Musik spielt“, sagte Regina Schwegler, die Autorin der Studie im Rahmen der Pressekonferenz am Montagmorgen. Die verschiedenen Nachhaltigkeitsansätze, die von Fonds-Manager*innen eingesetzt werden, machen laut ihr ebenfalls kaum einen Unterschied. Lediglich bei speziellen Themenfonds und im Bezug auf Umweltkontroversen konnte Schwegler eine schwache positive Wirkung feststellen.

Greenpeace fordert angesichts der Studienergebnisse nun „Schluss mit Lippenbekenntnissen und Schlupflöchern“. Die NGO will ein wirksames Regelwerk für Nachhaltigkeitsfonds. Darin sollen wirkungsbezogene Ziele definiert und eine Kontrolle dieser vorgesehen werden. Des Weiteren fordert Greenpeace die Fondsmanager*innen auf, relevante, umfassende und zuverlässige Daten sowie klare Transparenzstandards und -methoden zu verwenden. Außerdem müsse eine angemessene nachhaltigkeitsbezogene Bildung im Finanzsystem gefördert werden. „Nachhaltige Anlageprodukte müssen zu geringeren Emissionen in der Realwirtschaft führen. Die Förderung echter Nachhaltigkeit an den Finanzmärkten ist von entscheidender Bedeutung, um den Wandel hin zu einer umweltfreundlicheren und gerechteren Wirtschaft zu vollziehen und letztlich den schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise entgegenzuwirken“, schreibt die NGO abschließend in ihrem Briefing zur Studie.

In den kommenden Tagen wird die woxx die Greenpeace-Studie genauer analysieren und weitere Artikel dazu veröffentlichen.


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