Als Anfang der 1990er Jahre auch in Luxemburg die Zahl der Asylsuchenden in die Höhe schnellte, übernahm die katholische Kirche mit dem „Services de réfugiés“ der Caritas einen aktiven Part bei der Betreuung der Ankommenden. Integration war noch nicht in aller Munde, und besonders im Falle der Balkanländer wurde, damals wie heute, der freiwilligen oder unfreiwilligen Rückführung Priorität eingeräumt. Die aktuelle Flüchtlingswelle hat die Luxemburger Kirche dazu veranlasst, ein neues Projekt zu einem menschenwürdigen Umgang mit den Flüchtlingsfamilien zu lancieren. Per Hirtenbrief ruft „Père Évêque“ Jean-Claude Hollerich dazu auf, in den Pfarrgemeinden Empfangskomitees zu gründen, die sich vor Ort um Flüchtlinge kümmern sollen. Dabei setzt die Kirche diesmal verstärkt auf ehrenamtliches Engagement, das aber von professionellen Kräften unterstützt werden soll. Auch wenn es sich bei dieser Aktion um eine rein katholische Initiative handelt, so richtet sie sich doch an Flüchtlinge aller Nationalitäten und Konfessionen. Jean-Claude Hollerich zeigte anlässlich der Vorstellung des Projekts kein Verständnis für Politiker – aber auch Kirchenvertreter, vor allem aus Osteuropa –, die nur ChristInnen aufnehmen wollen. Auch das Prinzip der Rückführungen sieht der Kirchenobere kritisch: Er verstehe nicht, weshalb Familien mit Kindern, die erfolgreich integriert werden konnten, in Länder wie Albanien zurückgeführt werden, obwohl ihnen dort Unterdrückung droht.
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