Weltweit verrichten Frauen täglich viele Stunden unbezahlte Arbeit. Im Rahmen des diesjährigen internationalen Frauenkampftags am 8. März soll besondere Aufmerksamkeit darauf gerichtet werden. Die Vorbereitungen laufen schon seit Monaten auf Hochtouren.
Die Plattform JIF (Journée internationale des femmes) ruft alle Frauen dazu auf, am 7. März 24 Stunden lang Arbeit zu verweigern, für die sie nicht bezahlt werden. Es geht um die sogenannte Haus-, Pflege- und Fürsorgearbeit, die viele weiblich sozialisierte Menschen tagtäglich leisten, wie etwa kochen, waschen, putzen, einkaufen, Kinder erziehen und Kranke versorgen. Wie kürzlich von der NGO Oxfam veröffentlichte Zahlen zeigen, verbringen Frauen weltweit täglich weit über 12 Milliarden Stunden mit solch unbezahlter Arbeit. Für Oxfam stellt diese einen zentralen Faktor für die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern dar, erhöht sie doch erheblich das Risiko, in Armut zu leben. Selbst wenn Haus-, Pflege- und Fürsorgearbeit bezahlt wird, wird sie meist von Migrantinnen unter prekären Bedingungen ausgeübt. „Auf diese Weise wird die Ungleichheit sowohl zwischen Frauen, als auch zwischen armen und reichen Haushalten fortgeschrieben und vertieft“, stellt Oxfam diesbezüglich fest. Angesichts dieser Problematik fordert die NGO Regierungen weltweit dazu auf, mehr in öffentliche Kinderbetreuung und soziale Absicherung in armen Ländern zu investieren, Frauenrechte und -organisationen weltweit zu stärken und den „ruinösen Steuerwettlauf“ zu stoppen.
Die von der JIF geplante Aktion soll kein Streik im eigentlichen Sinne werden: Um allen Interessierten die Gelegenheit zu geben, in ihrem Möglichkeitsrahmen an der symbolischen Aktion teilzunehmen, listet die JIF auf www.fraestreik.lu/materiel/ eine Reihe von Optionen auf. Sie reichen vom Tragen violetter Kleidung bis hin zu einer verlängerten Mittagspause. Auch die Weigerung zu lächeln, wenn einem nicht danach ist, zählt zu den vielen Möglichkeiten. Nach solchen individuellen Aktionen sind Interessierte eingeladen, sich um 15 Uhr auf der Place d’Armes einzufinden, wo Forderungen verlautbart werden. Nach Abschluss der Demo um 17.30 Uhr wird in den Rotunden bei einer Party zum feierlichen Teil des Aktionstags übergegangen. In einem Schreiben ruft die JIF alle Männer dazu auf, sich mit den streikenden Frauen zu solidarisieren, etwa indem sie die Hausarbeit übernehmen, für ihre Arbeitskolleginnen einspringen oder sich der Demo anschließen.
Die Initiative der JIF geht allerdings weit darüber hinaus. Bereits seit Monaten treffen sich Interessierte in regelmäßigen Abständen, um gemeinsam über die relevanten Handlungsfelder und notwendigen politischen Forderungen zu debattieren. Ein Impuls, der dabei eingebracht wurde, ist der Bereich der Sexarbeit, dem am 24. Februar ein eigenes Event gewidmet wird. Auf dem Programm steht die Besichtigung des Zentrums „dropIn – Dispensaire pour Sexworkers“ mit Erklärungen von Koordinatorin Tessy Funck.
Es ist nur eine von unzähligen Veranstaltungen, die den theoretischen und informativen Rahmen zum Jahresthema Haus-, Pflege- und Fürsorgearbeit liefern soll. Eine weitere solche Veranstaltung findet am 28. Februar statt, wenn es ab 18.30 Uhr in der Chambre des salariés heißt „Propreté à quel prix? Le nettoyage: un métier non-valorisé“. Der Abend wird mit einer Vorstellung statistischer Zahlen vom Liser eingeleitet, geht dann mit einer Vorführung des luxemburgischen Films „Les Invisibles“ weiter und endet mit einer Podiumsdiskussion. Anmeldefrist ist der 20. Februar.
Das nächste offene Austauschtreffen findet am 22. Februar in der Chambre des salariés statt. Alle Informationen zu den Events finden Sie unter www.fraestreik.lu/events/.
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