Klimawarnung an Zapfsäulen

In den USA wird erstmalig an Tankstellen auf die Schädlichkeit der Treibstoffe hingewiesen. In Schweden plant man Ähnliches. Und in Luxemburg?

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An den Tankstellen der Stadt Cambridge in Massachusetts warnen demnächst gelbe Aufkleber vor den Umweltschäden, die durch die Treibstoffe verursacht werden. Damit dürfte die bei Boston gelegene Stadt, in der sich der Hauptsitz der renommierten Harvard-Universität befindet, der erste Ort der Welt sein, in dem eine solche Initiative umgesetzt wurde.

Wie der Guardian berichtet, wartet die Stadtverwaltung nur noch darauf, dass die Aufkleber von der Druckerei ausgeliefert werden. Die Entscheidung sei bereits im Januar gefallen, so der Guardian, denn die Stadt plane, bis 2050 klimaneutral zu werden. „Die Aufkleber werden die Fahrer an den Klimawandel erinnern und hoffentlich dazu bringen, über saubere Alternativen nachzudenken“, zitiert die Zeitung einen Pressesprecher der Stadt.

Aufkleber gegen SUV-Boom

Der Text auf den Aufklebern lautet: „Benzin, Diesel und Ethanol zu verbrennen hat tiefgreifende Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt und trägt unter anderem zum Klimawandel bei.“ Der Guardian merkt an, dass ein Viertel der amerikanischen CO2-Emissionen vom Verkehrssektor verursacht wird, und dass man die Bevölkerung bisher nicht von ihrer Vorliebe für große und energieintensive Wagen abbringen konnte. Es gebe einen Boom beim SUV-Verkauf, der die nationalen CO2-Emissionen nach oben treibe – eine Situation, die der in Luxemburg ähnelt (woxx 1512: Straßenkreuzer Potemkin).

Was auf den Aufklebern steht, ist klar und deutlich. Dennoch hätten sich Klima-Aktivist*innen eine drastischere Botschaft gewünscht, ähnlich der, die mit den Warnungen auf Tabakprodukten erzielt wird. Der Guardian verweist auf die Entwürfe der NGO ClientEarth, die das Foto eines Waldbrands zeigten, um die zerstörerische Wirkung des Klimawandels zu verdeutlichen.

Die Zeitung schreibt auch, es gebe solche Warn-Aufkleber bereits in Schweden, was nicht ganz stimmt. Zum einen, weil es die schwedische Variante nicht direkt vor dem Klimawandel warnt, sondern eine Einstufung des Treibstoffs nach seiner Klimaschädlichkeit vornimmt, ähnlich der Kennzeichnung von Elektrogeräten nach ihrem Energieverbrauch (Energieeffizienzklassen von A bis G).

Die Aufkleber, wie sie sich die schwedische NGO „Green Motorists“ vorstellt.

EU verzögert schwedisches Klimalabel

Zum anderen, weil Schweden zwar bereits 2018 beschlossen hat, ein solches Label einzuführen, die Einführung aber mehrmals verschoben hat. Auf der Website der „Green Motorists“, der NGO, die den Stein ins Rollen brachte, erfährt man, dass die Labels erst ab dem 1. Oktober 2021 obligatorisch sind. Schuld an der Verzögerung ist sowohl die Zurückhaltung der derzeitigen Regierung, als auch die EU-Kommission.

Grüner Deal hin oder her, die Generaldirektion für Binnenmarkt und Industrie sah in der vorgesehenen Einstufung, die Angaben zur Herkunft des Treibstoffs beinhaltet, eine Behinderung der freien Warenzirkulation. Die Regierung musste nachbessern, der nationale Treibstoffsektor bekam eine Gnadenfrist – und Schweden verpasste die Gelegenheit einer Weltpremiere.

Es bliebe also eigentlich noch Zeit für die grünen Minister*innen in der Luxemburger Regierung, ein solches Label an den heimischen Tankstellen einzuführen. Wir wären dann immer noch eines der letzten Länder, die eine CO2-Steuer eingeführt haben, aber das weltweit erste mit einem Klimalabel an den Zapfsäulen.

 


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