Kranke Bäume: Das neue Sterben

Der Hitzesommer hat seine Spuren im Wald hinterlassen. Noch nie wurden derart viele kranke, geschwächte und tote Bäume gezählt wie 2022.

Nur 15 Prozent der Bäume in den Luxemburger Wäldern sind vollständig gesund. (Foto: CC BY 2.0 R Boed)

Am 23. September stellte die Naturverwaltung (ANF) die Resultate der jährlichen Bestandsaufnahme zum Zustand der Luxemburger Wälder vor. Die Ergebnisse sind so schlecht wie noch nie: Rund 62 Prozent der untersuchten Bäume sind in einem schlechten Zustand oder sogar abgestorben. Bei 23 Prozent waren leichte Schäden zu beobachten. Nur 15 Prozent der Bäume in den luxemburgischen Wäldern sind gesund. Das stellt eine Verschlechterung der Situation gegenüber dem Vorjahr dar: 2021 waren 51 Prozent der Bäume in einem schlechten Zustand.

1.200 Bäume an insgesamt 51 systematisch im ganzen Land verteilten Standorten wurden von der ANF auf ihren Gesundheitszustand untersucht. Notiert wird, ob der Baum Blätter verloren hat, ob diese sich frühzeitig verfärbt haben oder ob Schädlinge zu beobachten sind. Anhand dieser Beobachtungen wird der Gesundheitszustand der Bäume in eine von fünf Kategorien – von gesund bis abgestorben – eingeteilt. Diese Untersuchung findet jedes Jahr von Ende Juli bis Mitte August statt.

Hitze, Trockenheit, Insekten und Stress

Die wichtigste Baumart in Luxemburg, die Rotbuche, hat sich einigermaßen stabilisieren können. Die Zahl der gesunden Bäume bei dieser Art ist leicht gestiegen. Zwar sind viele Buchen, die in den letzten Jahren nur leicht angeschlagen waren, 2022 in die nächstschlechtere Kategorie gerutscht, aber die Zahl der stark beschädigten und toten Buchen ist gleich geblieben. Bei den Eichen zeichnet sich ein ähnliches Bild. Befall durch Insekten und Pilze ist ein häufiger Grund, weswegen die Bäume ihre Blätter frühzeitig verlieren.

Jene Eichen, die als Niederwald wachsen, haben es besonders schwer. Diese traditionelle Bewirtschaftungsform kommt nur im Norden Luxemburgs vor. Da die Bäume in den niedrigen Böden in den Hängen des Öslings keine tiefen Wurzeln ausbilden können, haben sie es bei anhaltender Trockenheit besonders schwer. Auch der Zustand der Nadelbäume, von denen die meisten in Luxemburg nicht heimisch sind, verschlechtert sich weiterhin.

Der Hauptgrund, weswegen sich der Zustand der Wälder so dramatisch verschlechtert hat, liegt auf der Hand: die starke Hitze und ständige Trockenheit des vergangenen Sommers. Bereits 2020 hatten viele Bäume unter Wassermangel gelitten. Zwar konnten sie sich 2021 durch ein vergleichsweise nasses Jahr etwas erholen, der Hitzesommer 2022 setzte den bereits angeschlagenen Bäumen jedoch wieder stark zu.

Die Klimakrise trägt ebenfalls dazu bei, dass Schädlinge wie etwa Borkenkäfer sich stark vermehren können. „Massive Attacken“ der Insekten habe es in den letzten Jahren gegeben, schreibt die ANF in ihrem Bericht zum Zustand der Luxemburger Wälder. Andere Gründe seien laut der Naturverwaltung nicht angepasste Baumarten, aber auch die Luftverschmutzung. Hohe Ozonwerte schaden den Wäldern zusätzlich. Durch die großen Stressfaktoren produzieren einige Bäume sehr viele Samen, was ihnen langfristig wertvolle Ressourcen raubt.

Die schlechte Verfassung der Wälder treibt auch die Politik um. Die LSAP-Abgeordnete Cécile Hemmen stellte eine parlamentarische Anfrage zum Zustand des Waldes und zu Anpassungsmaßnahmen an die Klimakrise. Laut Umweltministerin Joëlle Welfring (Déi Gréng) werde in staatlichen Wäldern darauf geachtet, einheimische und standortangepasste Bäume zu pflanzen. Ein Arbeitspapier der ANF zeige Anpassungsmöglichkeiten auf, zum Beispiel die Erhöhung der Artenvielfalt und schonendere Eingriffe in den Wald. Das neue Forstgesetz, das seit 2018 auf dem Instanzenweg ist, soll demnächst im Parlament debattiert werden.


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